die fähigkeit und bereitschaft, anderen zu dienen, kann sich entfalten. der horizont unserer vorstellungen wächst mit unserer erfahrung. unser blick weitet sich in dem maß, in dem unser erkennen gottes ver- tieft wird, die gottesbeziehung sich leben- dig fortentwickelt. im rückblick können wir dankbar erkennen, dass sich ursprünglich vorhandene grenzen erweitert haben oder gar überwunden wurden. gott selbst hat in seiner liebe grenzen überschritten. das gibt es sonst nirgends in den weltreligionen, dass der schöpfer des universums mensch wird. seine liebe zu allem geschaffenen hat ihn dazu ge- bracht, den menschen auf vielfältige weise zur liebe anzureizen, sie ihm vor augen und ins herz zu malen. weil er wirklich liebt, hat er dem menschen freiheit gelassen, also auch die freiheit, die liebe nicht zu erwidern. dieses drama der liebe hat unglaublich viele facetten. mit dem ge- schehen im paradies und der geschichte bis zum turmbau von babel wird es in seinen grundlegenden dimensionen be- schrieben. für gottes liebe gibt es jedoch keine grenzen, kein genug, auch wenn zwischenzeitlich ein heiliger zorn in ihm aufsteigen kann. mit unbeschreiblicher geduld hat er den weg seines gottesvol- kes begleitet, durch gericht und gnade. als die zeit erfüllt war, kam das unfassbare: in einem stall kam er in seinem sohn zur welt – und so dokumentierte er, dass nie- mand zu armselig ist, um sich ihm nahen zu können. auch die königlichen weisen, also höhergestellte aus anderen völkern, fanden zu ihm. jesus selbst, der messias, ging seinen weg der liebe hin zu den sün- dern – ohne berührungsängste. noch ärger- licher für die religiöse rechthaberei ist der selbstgewählte weg seines scheiterns und seiner ohnmacht am kreuz. für die nicht- religiösen menschen ist es reine dummheit und absolut töricht, dieses geschehen als ausdruck der macht der liebe gottes an- zuschauen. aber gerade darin ist all das niedergerissen worden, was uns menschen in unserer arroganz und selbstherrlichkeit von gott und voneinander trennt. wem sich das im herzen offenbart, der erfährt darin die tiefstmögliche motivation zur wirklichen liebe, dem wird diese wirklichkeit zur kraft gottes. und die braucht es, um lieben zu können, wie er liebt (vgl. joh 17,26). durch jesu auferstehung und himmelfahrt, seine inthronisation zur rechten gottes und durch das geschenk des heiligen geistes ist die sendung der liebe gottes auf die glieder seines leibes übergegangen. sie hat die- selbe qualität! jedenfalls verlässt sich der allmächtige gott darauf, dass seine liebe in den seinen zur vollendung seiner heilswege führen wird. wie das möglich werden soll, zeigt uns der apostel paulus in kol 1,26-27. er weist auf das entscheidende hin, „näm- lich das geheimnis, das verborgen war seit ewigen zeiten und geschlechtern, nun aber offenbart ist seinen heiligen. denen wollte gott kundtun, was der herrliche reichtum dieses geheimnisses unter den völkern ist, nämlich christus in euch, die hoffnung der herrlichkeit.“ „christus in euch“ geht über das persön- liche hinaus. es ist die wirklichkeit seiner präsenz in der gemeinschaft der gläubi- gen. das hat bedeutung für die völker! er als das haupt des leibes christi hat alle nötigen gaben gegeben, damit der leib auf- gebaut wird zur fülle christi (s. eph 4,11- 13). kennzeichen davon sind die „einheit im glauben und in der erkenntnis des sohnes gottes“. je mehr sich das ereignet, dieses heranwachsen, dieses reifen in der liebe, dieses einssein im sohn und damit im vater a m e h t m u z 13 öcd 1.2019