Hallo Sebastian, wir treffen uns nach der Partie ge- gen Eintracht Hohkeppel. Wie habt Ihr als Mannschaft das Spiel aufgea- barbeitet? Eine klassische Aufarbeitung mit Videoanalyse hat es nach dem Spiel ehrlich gesagt nicht gegeben. Das war auch gar nicht notwendig, weil wir selbst schon ziemlich genau wussten, dass wir ein schlechtes Spiel gemacht haben. Es war allen schnell klar, dass wir das The- ma schnell abhaken und den Fokus auf die kommenden Wochen richten müs- sen. Denn die Spiele in Paderborn und gegen Düsseldorf sind für uns immens wichtig, wenn wir nicht komplett den Anschluss verlieren wollen. Olli Zech hat nach dem Spiel gesa- gt, dass Eure Leistung im Spiel eine komplett andere war, als in der Trai- ningswoche zuvor, als die Einheiten sehr intensiv, sehr engagiert und mit viel Emotionen abgelaufen sind. Wel- che Gründe gibt es nach Deiner Er- fahrung dafür? Das ist nur sehr schwer zu beantwor- ten. Die Trainingswoche war wirklich sehr gut und sehr fokussiert. Ich habe gegen Hohkeppel ja in der Spitze ges- pielt und habe schon beim Anlaufen ge- merkt, dass das was wir uns vorgenom- men haben nicht funktioniert. Mit dem Gegentreffer zum 0:1 ist es natürlich nicht besser geworden. Nach der Pause hatten wir zehn gute Minuten und konn- ten etwas Druck aufbauen. Mit der roten Karte und in Unterzahl hatten wir dann keine Chance mehr. Letztlich kann man sagen, dass wir an dem Nachmittag ni- cht den gemeinsamen Faden gefunden haben, um unsere Leistung abzurufen und das Spiel zu gewinnen. Die 100.000 € Frage ist jetzt na- türlich, wie bekommt ihr es hin, die- se Trainingsleistungen auch wieder IMMER WIEDER AUFSTEHEN Sebastian Mai ist im Sommer zum SC Wiedenbrück zurückgekehrt. Vor vielen Jah- ren stieg er mit unserer U15 in die Regionalliga auf und schaffte bei RW Ahlen den Sprung in die Regionalliga. Nach zwei Jahren bei RW Oberhausen kehrte der 23jäh- rige jetzt nach Wiedenbrück zurück. Ein Gespräch über Berufsfußballer, war- um in Wiedenbrück doch alles anders ist und das Reden manchmal doch nicht hilft. samstags auf den Platz zu bringen. Was hilft? Viel reden, viel analysieren oder viel trainieren? im Gefühl, dass so was passiert, oder warst Du auch überrascht? Ganz ehrlich: Aus meiner Sicht bringt reden so gut wie gar nichts. Ich habe in meiner aktiven Zeit jetzt ja schon die ein oder andere schlechte Phase als Manns- chaft erlebt. Wir haben in Gesprächen oder Besprechungen aber niemals die Antwort gefunden, warum es nicht läuft. Letztlich geht es darum weiterzuarbei- ten und zu hoffen, dass irgendwann der Moment kommt, ab dem wieder alles besser wird. Entscheidend ist einfach, dass Du im Spiel da bist. Und trainieren kannst Du eigentlich auch so gut wie Du willst, wenn das alles samstags nicht funktioniert, bringt das auch nix. Du hast im Spiel gegen Türks- por Dortmund für die bislang spek- takulärsten Momente der Saison ge- sorgt, als Du in der Nachspielzeit die beiden letzten Treffer zum späteren 4:2 Sieg erzielt hast. Hat man vorher Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwar- tet, dass es so läuft. Es sah ja nicht mehr so aus, als wenn noch etwas passieren würde. Und gefühlt war die Angst ja größer noch einen zu bekommen, als der Wille noch einen zu machen. Am Ende war dann auch etwas Glück dabei, dass wir noch ein Mal durchgekommen sind, der Ball passend abgefälscht wird und mir vor die Füße fällt. Man sagt ja langläufig, dass man immer ein Mal mehr aufstehen sollte, als man hinfällt. Im Spiel gegen Türks- por galt dieser Spruch für die Manns- chaft als auch für Dich persönlich. Du warst zuvor länger verletzt und hast Dein Comeback gefeiert, die Manns- chaft ist nach dem Ausgleich aufges- tanden und hat noch gewonnen. Wie ist Dein Mindset, um während einer Verletzung und danach wieder voll anzugreifen? Bei dieser Verletzung wusste ich ja, dass es nichts Schlimmes ist. Ich bin ge- gen Lotte früh genug aus dem Spiel ge- gangen und hatte schon gehofft, dass es nach dem Gütersloh – Spiel wieder für einen Einsatz reicht. Bei längeren Verletzungen hat man dann schon vor Augen endlich wieder auf dem Platz zu stehen und setzt sich vielleicht ein bes- timmtes Spiel als Ziel. Das hilft dann schon, um die schwere Zeit zu übers- tehen. Du wirkst nach außen sehr rational und nur wenig von Emotionen gelei- tet. Hilft diese Eigenschaft vielleicht sogar in sportlich schwierigen Pha- sen? Ich bin schon jemand, der sich eher zu viel Gedanken macht, als zu wenig. Das ist schon richtig. Andersherum kann ich bei Toren auch sehr emotional sein. Speziell in Phasen, in denen es nicht gut läuft, ist es vielleicht ganz besonders wichtig rational an die Dinge heran zu 37