Zum Schluss einen Blick in die Zukunft: Wo stehen wir in zehn Jahren? Um auf Kurs zu kommen, müssen wir die Transformation des Ernährungssystems ins Rollen bringen. Von einer Veränderung der Konsum- und Produktionsmuster werden nicht nur das Klima, sondern auch andere Umwelt- bereiche profitieren: die Nährstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft und der Druck auf die Biodiversität werden abnehmen. Die Agrar- politik ist für diesen Wandel zentral. Aber auch weitere Politikbereiche sind betroffen. Es ist weder zielführend, die Verantwortung alleine auf den Schultern der Landwirtinnen und Landwirte zu verteilen, noch sie an die Konsu- mentinnen und Konsumenten abzuschieben. Es gilt die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass sich alle Akteure in die gewünschte Richtung bewegen. Bezüglich landwirtschaftlicher Praxis wird die standortangepasste Produktion zentral sein und an Bedeutung gewinnen: u. a. ein gezieltes Humus-Management, der Anbau trockentoleranter Sorten an Orten mit knappen Wasserressourcen, Milchgewinnung über Wiederkäuer aus Gras von nicht ackerfähigen Flächen und Fleischproduktion auf Basis von Nebenprodukten. Alles in allem muss ein bewusster Umgang mit unseren knappen natürlichen Ressourcen das Ziel sein. Weitere Infos: blw.ch, agroco2ncept.ch, ipsuisse.ch Agrarpolitik 2022+ An der Frühlingsession 2021 hat nach dem Ständerat auch der Nationalrat beschlossen, die Beratung über die Agrarpolitk 2022+ (AP22+) zu sistieren. Der Bundesrat wurde gleichzeitig beauftragt, dem Parlament bis spätestens 2022 einen Bericht zur Beantwortung des Postulats 20.3931 «Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik» vorzulegen. Damit wird das Parlament die Beratung zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik frühestens im Frühling 2023 wiederaufnehmen. Mit dem Abschluss dieser Klimaprojekte geht die Phase der Pionierarbeit zu Ende. Welche Rückschlüsse zieht man daraus? In den Projekten testete man vor allem Massnahmen, welche die Effizienz erhöhen wollen, wie beispielsweise die Steigerung der Anzahl Laktationen bei den Milchkühen. IP-SUISSE strebt eine Reduktion der Treibhaus- gase von 10 % und AgroCO2ncept von 20 % an. Einzelne Betriebe werden die Projektziele erreichen. Im Durchschnitt zeigte sich jedoch klar, dass für viele Betriebe unter Beibehaltung des Produktionsportfolios mit den angebotenen Massnahmen eine Reduktion schwierig oder im einstelligen Prozentbereich realistisch ist. Die Potenziale haben wir bei Projektbeginn grösser eingeschätzt. Auch zeigt sich, dass die Zusam- menhänge äusserst komplex sind und unge- wollte Verlagerungen der Emissionen verhindert werden müssen. Diese Risiken zu erkennen und zu quantifizieren, ist anspruchsvoll. Das BLW ist dabei, die Klimastrategie Landwirtschaft zu aktualisieren. In welche Richtung soll die Entwicklung gehen? Seit 2011 hat sich in der Klimapolitik einiges verändert. Wie viele andere Länder hat sich die Schweiz für 2050 ein Netto-Null-Ziel gesetzt. Netto-Null bedeutet, dass die durch den Menschen versursachten Treibhausgasemis- sionen soweit möglich reduziert und die verbleibenden Emissionen mit negativen Emissionen (natürlichen und künstlichen Senken) kompensiert werden müssen. Daneben macht sich der Klimawandel bereits heute und künftig noch mehr bemerkbar und erfordert Anpassungen. Mit der Trockenheit und Hitze in den Jahren 2003, 2015 und 2018 konnten wir auf eindrückliche Art und Weise erleben, was die Folgen sind. In beiden Bereichen – Vermeidung und Anpassung – muss die Landwirtschaft ihre Anstrengungen verstärken. Dabei setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch: um der grossen Herausforderung zu begegnen, braucht es grundlegende Veränderungen entlang der ganzen Ernährungskette. Entsprechend versuchen wir in der aktualisierten Klimastrategie die Thematik aus der Perspektive des gesamten Ernährungssystems anzugehen. 5