Blickpunkt Zwei Seiten derselben Medaille: Beschäftigte binden und neue Arbeitskräfte gewinnen Das Projekt St@R stellt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt – und hat damit Erfolg den Regionen geht es bei St@R um die genau entgegengesetzte Dynamik. se Bewerbungsmappe ist im ersten Schritt das persönliche Gespräch. Viele Wirtschaftsbereiche haben Personal- sorgen – in der Mobilitätsbranche drü- cken sie besonders. Denn hier geht es nicht nur darum, den demografischen Wandel auf- zufangen, sondern auch den Anforderungen der Verkehrswende gerecht zu werden. Zu- gleich wird deutlich, dass die alten Rezepte nicht mehr tragen, wenn sich die Bewerberin- nen und Bewerber die Branche und das Unter- nehmen aussuchen können und nicht umge- kehrt. Auf der Suche nach Personal müssen die Verkehrsunter- nehmen neue Wege gehen. DB Regio hat sie mit dem 2022 vom Vorstand ins Leben gerufenen Projekt „Starkes Team@Re- gio“ eingeschlagen. Die Abkürzung St@R macht deutlich, wor- um es geht: Die Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt, sie sind die Sterne, die leuchten sollen. „Der Fachkräf- temangel lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagt Nadezda Gregor Wittner (Foto), die das Projekt leitet. „Aber eine sichtbare Wende bei dem Thema ist mein persönlicher Anspruch.“ t a v i r p : o t o F Nur wer sich gut aufgehoben fühlt, kommt und bleibt in einem Unternehmen, identi- fiziert und engagiert sich. Das ist der Grund- ansatz des Projekts, das die Rekrutierung neuer und die Bindung der vorhandenen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter als zwei Seiten der derselben Medaille begreift. Beides hängt schon deshalb eng zusammen, weil unzufrie- dene Beschäftigte schneller wechseln. Gregor Wittner spricht von einem „Teufelskreis“, der gar nicht erst entstehen darf: „Wenn die Lücke zwischen Bedarf und Bestand sich ver- größert, belastet und enttäuscht das die Be- legschaft. Und die Attraktivität für Neuein- steiger schwindet ebenfalls.“ Gemeinsam mit Regio Aktuell 02 | Juni 2024 G A B D : o t o F „Das Umfeld muss stimmen“, sagt Gregor Wittner. Wichtig sei die Stabilität der Arbeits- bedingungen, besonders die Verlässlichkeit in der Schichtplanung. Gleiches gelte für einen wertschätzenden Umgang miteinander. Der drücke sich auch darin aus, dass DB Regio quer durch Deutschland die Pausen- und Sozialräume renoviert. Wie diese gestaltet werden, entscheiden und finanzieren die Re- gionen selbst – und legen dabei Wert auf die Wünsche der Mitarbeitenden. Um das Re- cruiting zu erleichtern, hat das Projekt eine Marketing-Toolbox gepackt, aus der sich die Regionen bedienen können. „Dabei öffnen wir uns auch noch mehr für Menschen, die bis- lang keine beruflichen Berührungspunkte mit der Bahn haben“, so Gregor Wittner. Mit einer Sonderprämie belohnt es DB Regio, wenn Mitarbeitende aus ihrem Freundes- oder Be- kanntenkreis neue Kolleg:innen anwerben. Möglichst einfach und schnell soll der Bewer- bungsprozess sein, damit die Wunschkandi- dat:innen nicht zwischenzeitlich abspringen. Das bedeutet praktisch: Es geht auch ohne Anschreiben, und wichtiger als eine lückenlo- Für das Onboarding gilt: Wer eingestellt ist, wird freundlich empfangen, betreut und soll möglichst schnell „die DB Regio-DNA entwi- ckeln“, wie die St@R-Projektleiterin es nennt. Besonders wichtig sei die Willkommenskul- tur bei neuen Beschäftigten, die kulturelle oder sprachliche Hürden nehmen müssen (siehe Beitrag linke Seite). Positive Erfahrun- gen hat DB Regio mit ausländischen Fachkräf- ten zum Beispiel für die Werkstätten und den Triebfahrzeugdienst gesammelt. Weil gerade DB Regio Bayern über die größten Erfahrun- gen auf diesem Gebiet verfügt, ist hier die Or- ganisationseinheit „Internationale Fachkräfte DB Regio“ entstanden. Dass diese Maßnahmen greifen, zeigt der steigende Beschäftigungsstand bei DB Regio. Ende 2023 lag die Zahl der Vollzeitstellen, ins- gesamt 39.587, um 1.849 über der des Vorjah- res. Ob es weiter gelingt, die Folgen des demo- grafischen Wandels zu kompensieren, muss sich zeigen. Denn mit dem Ausscheiden der ge- burtenstarken Jahrgänge aus dem Berufsleben kommen die größten Herausforderungen erst noch. Personal sei „eine knappe Ressource, die nur gesichert werden kann, wenn die Be- mühungen weitergehen“, so Gregor Wittner. Dabei könnten auch Politik, Verwaltung und Aufgabenträger helfen. Ansatzpunkte seien zum Beispiel günstiger Wohnraum für Men- schen in Mobilitätsberufen, Mitwirkung beim Recruiting und Onboarding ausländischer Arbeitskräfte, Unterstützung bei der Qualifi- zierung von Quereinsteigern und nicht zuletzt ein partnerschaftliches Miteinander mit den Aufgabenträgen, um Vorgaben beschäftigten- freundlich umsetzen zu können. „Am Ende ist es das Gesamtpaket, das über die Attraktivi- tät von Mobilitätsberufen entscheidet. Wenn alle etwas beitragen, bringt das alle weiter.“ Weitere Informationen im E-Paper 5