Blickpunkt Standpunkt Was bringen die nächs V D V : o t o F Der Mobilität eine Richtung geben Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen Nach der Wahl ist vor dem Koalitionsvertrag. Jetzt kommt es darauf an, dass unsere Bran- che Unterstützung im Wandel bekommt. Transformation braucht Verlässlichkeit. Der VDV hat dazu ein 100-Tage-Programm vor- gelegt. Denn der ÖPNV in Deutschland steht an einem Wendepunkt. Steigende Betriebs- kosten, massiver Fachkräftemangel und Investitionsstaus gefährden die Verkehrs- wende. Gleichzeitig wächst die Nachfrage: 9,8 Milliarden Fahrgäste pro Jahr nutzten zuletzt Bus und Bahn, doch es fehlen Finan- zierungszusagen. Wir brauchen einen über- jährigen Infrastrukturfonds und eine dauer- hafte Absicherung des Deutschland-Tickets. Der ÖPNV ist kein Sparpotenzial, sondern eine Investition in Klimaschutz, soziale Teil- habe und wirtschaftliche Stärke. Gerade diese wird immer wieder zu wenig gesehen. 20 000 Busfahrerstellen sind unbesetzt. Wir brauchen mehr Frauen, Quereinsteiger, jun- ge Leute am Lenkrad. Ohne Personal drohen Angebotskürzungen. Für die Branche ist und bleibt klar: Ausländische Mitarbeitende sind willkommen, denn stabiler Betrieb mit Bus und Bahn braucht qualifiziertes Personal, egal welcher Herkunft. Klar ist auch: Die Reform des Busführerscheins muss kom- men – günstiger, einfacher, schneller. Wenn es in Österreich für 5.000 Euro geht, sollten wir nicht 14.000 Euro zahlen müssen. Wir müssen auch zeitgemäßer werden können: Digitalisierung und Automatisierung bie- ten Chancen. Echtzeit-Daten, KI-gesteuerte Fahrpläne, autonom fahrende Shuttles ab 2026. Die Politik muss Entwicklungen för- dern. Und: Die Sicherheit im ÖPNV muss endlich Priorität haben. Wir brauchen mehr Schutz für die Kolleginnen und Kollegen, standardisierte, verlängerte Fristen für die Videoüberwachung, engere Zusammenar- beit mit den Behörden. Der nächste Koalitionsvertrag muss die Weichen stellen. Die Menschen wollen den ÖPNV – die Politik muss ihn möglich ma- chen! 4 Viele drängende Branchenthemen und ein dringender Wunsch: Verlässlichkeit! Die Stimmzettel sind ausgezählt – nun hängt es von den Parteien ab, was sie mit dem Er- gebnis machen. Für die Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger des Nahverkehrs haben die nun anstehenden Koalitionsverhandlungen große Bedeutung. Dass der Schuh drückt, ist für sie längst keine zutreffende Beschreibung der Lage mehr. Es tut inzwischen richtig weh. Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), verlangt Ver- lässlichkeit: „Die Finanzierung des Betriebs ist zunehmend schwierig, notwendige finanzielle Mittel in ausreichender Höhe für dringende Aus- bau- und Modernisie- rungsmaßnahmen sind nicht in Sicht. Gleichzeitig soll und muss der ÖPNV wichtige gesell- schaftliche Ziele im Bereich der Daseinsvorsorge und des Klimaschutzes erfüllen.“ der Schmerzhaft ist vor allem Spagat zwischen der neuen Attraktivität des Nahver- kehrs durch das Deutsch- landticket und einem Verkehrsangebot, das dem nicht gerecht wird. Vor allem auf der Schiene sind die Fahrgastzahlen stark gewachsen. Aber schon beim aktuellen Angebot setzen manche Auf- gabenträger den Rotstift an, weil sie sich am Rande ihrer Möglichkeiten sehen. Zugleich ist in vielen ländlichen Regionen die Unzufrieden- heit mit dem Verkehrsangebot groß. Wo die Busfahrpläne rudimentär sind, es nur wenige und schon gar keine direkten Verbindungen gibt, läuft das Deutschlandticket ins Leere. Die Lösung kann nicht darin bestehen, das Angebot abzuwickeln. Die Branche steht zum Deutschlandticket und an der Seite der derzeit rund 14 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. „Jetzt müssen wir an der Angebotsverbesse- rung arbeiten, um das Mobilitätsbedürfnis der Fahrgäste gut abzubilden und weitere Men- schen zum Umstieg zu bewegen“, sagt Jan Schilling, DB Regio-Vorstand Marketing. Nötig sei eine langfristige Finanzierung des Deutsch- landtickets statt einer Verlängerung von Jahr zu Jahr, betont auch Thomas Prechtl, Präsident des Bundesver- bands Schie- n e n N a h v e r - kehr (BSN). Der VDV hebt zudem die Flankierung des Angebots durch den Deutschland-Takt hervor: ein landesweites Netz aus Bahn- und B u s v e r b i n - dungen im verlässlichen ergänzt durch flexible Bedien- formen wie On- D e m a n d -Ve r - kehre. Für den kom- Ver- kehrsinfrastrukturen fordert der VDV mehr Mittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzie- rungsgesetz. Unterstützung erwartet der Ver- band bei der Aufgabe, den Nahverkehr noch klimafreundlicher zu machen. Ohne auskömm- liche Förderung seien die Busbetriebe nicht in der Lage, ihre Flotten auf emissionsfreie An- triebe umzurüsten. Auf der Schiene müsse die Elektrifizierung des Netzes vorangehen. Ausbau munaler Stundentakt, Flächendeckender Angebotsausbau Verlässliche Finanzierung Deutschlandticket sichern Sanierung und Ausbau der Infrastruktur Erhöhung der GVFG-Mittel Elektrobusse, Streckenelektrifizierung und alternative Antriebe fördern Unternehmen erwarten bessere Bedingung Dass die Zeiten für die Verkehrsunternehmen Vergaben, die Leistungsketten wie Betrieb und Instandhaltung voneinander trennen und zu- dem keinen Spielraum lassen, eigene Vorschläge einzubringen. Ein weiterer Aspekt im Kontext von Vergaben sind integrierte Verkehre. Bis- schwierig sind, liegt nicht nur an der Politik. Zu schaffen macht ihnen eine Marktgestaltung, die Belastungen ungerechtfertigt bei ihnen ab- lädt und ihnen kaum Handlungsspielräume lässt. Seit Langem beklagen die Unternehmen, dass sie in vielen Verkehrsverträgen auch dann mit Pönalen zur Kasse gebeten werden, wenn sie die Ursachen von Qualitätsmängeln gar nicht beeinflussen können. Zugleich bleiben sie auf den Mehrkosten und Mindereinnahmen sitzen, die die Baustellen im Streckennetz verur- sachen. Die Verkehrsunternehmen fordern eine faire Verteilung der Risiken zwischen ihnen und den Aufgabenträgern. Auf den Prüfstand gehört nach ihrer Meinung auch die Gestaltung von i k s n i h c s e d e B n a i t s i r h C / G A B D : o t o F