FÜHRUNGSWECHSEL 2021 ist für dataTec ein historisches Jahr. Hans Steiner, Firmengründer und langjähriger CEO, gibt nach über 35 Jahren die operative Geschäftsführung ab. Auf ihn folgt Markus Kohler, der das Unter- nehmen in Zukunft mit einem Team aus erfahrenen und etablierten Führungskräften leiten wird. Die dataTec SPEKTRUM hat mit beiden über diesen besonderen Schritt gesprochen. Herr Steiner, wann haben Sie sich gedanklich erstmals mit dem Thema Nachfolge beschäftigt? Wie hat sich das angefühlt? Steiner: Ich bin jetzt 63. Als ich etwa 55 war, habe ich zu- nächst mal mit meiner Frau darüber gesprochen, ob sie sich vorstellen könnte, die Firma alleine weiterzuführen. Da kam ein klares Nein. Und dann gab es verschiedene Möglichkeiten, was man machen könnte. Verkauft man die Firma an einen Investor? Zum damaligen Zeitpunkt war die Führungsstruktur, die wir inzwischen erarbeitet haben, lange nicht so ausgeprägt. Markus Kohler bei- spielsweise war da etwa drei Jahre bei uns. Für mich war jedoch klar: Ich arbeite nicht, bis ich 70 bin in der Hoff- nung, dass dann eventuell unser Sohn einsteigt. Herr Kohler, wann haben Sie erstmals von Herrn Steiners Plänen erfahren? Was waren Ihre ersten Gedanken? Kohler: Vor etwa fünf Jahren ist Hans Steiner auf uns, das heutige Management Board, zugekommen, ob wir uns vorstellen könnten, mehr Führungsverantwortung zu übernehmen und uns an der Firma zu beteiligen. Da hat man sich natürlich geehrt gefühlt, so eine Chance be- kommt man nicht häufig. Trotzdem war es eine Überra- schung und ein Prozess für uns. Für mich persönlich stand immer fest, dass ich Verantwortung übernehmen will. Nun laufen gerade viele organisatorische Prozesse ab. Wie empfinden Sie diese schrittweisen Veränderungen? Steiner: Mir war klar, dass es im ersten Step nur beste- hende Mitarbeiter sind, welche die Firma weiterführen können und im vertrieblichen Bereich arbeiten. Drei Ver- triebsleiter und ein Marketingleiter. Dadurch, dass deren Positionen gleichbleiben und diese Mitarbeiter aufgrund des Wachstums immer mehr Verantwortung übernom- men haben, ist das Loslassen für mich relativ einfach. Wie gestalten Sie diesen Führungswechsel nun im Management Board? Kohler: Das Ganze ist mit allen gewachsen, da wurde jetzt nicht einfach ein Schalter umgelegt. Im Manage- ment Board stehen heute Kollegen, die in ihren Fachbe- reichen alle über ein super Fachwissen verfügen. Wir diskutieren hier auf Augenhöhe und legten vorab gewis- se Spielregeln fest, zum Beispiel nach dem Mehrheits- prinzip zu arbeiten, wenn strategische Entscheidungen getroffen werden. Natürlich kann ein CEO immer alle überstimmen, aber das stellte von Beginn an eine Art Grundsatzeinstellung dar. Herr Steiner, Sie haben die Firma über Jahrzehnte hinweg allein geführt und sich durch ein Board aus vier Leuten ersetzt. Was erwarten Sie nun? Steiner: Als One-Man-Show wächst man in so einen Laden automatisch rein. Ich bezeichne mich als Vollblut- unternehmer. Markus Kohler hat nun den Nachteil, dass er mit über 120 Mitarbeitern ins kalte Wasser geworfen wird. Das alles hier hat 35 Jahre gedauert, er hingegen hat gewisse Erfahrungen gar nicht gemacht, zum Beispiel den Bau der Gebäude. Dazu besaß er bisher nur eine geringe Affinität, dafür aber zur Betriebswirtschaft. Des- halb habe ich mich in puncto Nachfolgeregelung gezielt gefragt: „Wer besitzt welche Eigenschaften?“ So ist es gelungen, dass das Management Board alle Segmente abdeckt. > „Das Loslassen ist für mich relativ einfach.“ Firmengründer und aktueller CEO 0 7