Zu Besuch beim Sportehrenamt Es fehlt an Wertschätzung laut Umfrage Unabhängig vom Alter sind die Motive für die freiwillige Arbeit sehr vielfältig und bei jedem Menschen verschieden. Jana Winkeljann muss auf die Frage nach dem Warum nicht lange überlegen: „Ich will Kinder und Jugendliche in Bewegung bringen, gemeinschaftlich Sport machen und die dahinterstehenden Gedanken weitertragen.“ In den Vereinen erlebe sie überall kleine Demokratieprozesse, das finge schon mit der Wahl zum Jugendwart an. Das sei lehrreich, „auch für später“, ist Jana Winkeljann über- zeugt: „Toleranz, Akzeptanz, respektvoller Umgang, sich gegenseitig schätzen, im Team zusammenhalten – das sind so viele Werte, die durch den Sport im Verein vermit- telt werden.“ Auf dem See üben ihre Schützlinge gerade ein Mann-über-Bord-Manöver. Jana Winkeljann ruft ihnen ein paar Tipps zu und erntet strahlende Kindergesichter. „Im Segelclub fühle ich mich sehr wertgeschätzt“, antwortet sie auf die Frage nach Anerkennung. Ich will Kinder und Jugendliche in Bewegung bringen Jana Winkeljann, Studentin und Ehrenamtlerin Allroundtalent: Studentin Jana Winkeljann übt mehrere Ehrenämter gleichzeitig aus. Mit Blick auf alle ehrenamtlichen Tätigen in NRW ist diese Wahrnehmung nicht der Regelfall: Fast die Hälfte der freiwillig Engagierten fühlt sich nicht ausreichend wertge- schätzt. Das ist eines der wichtigen Erkenntnisse aus dem Ehrenamtatlas, der auf einer repräsentativen forsa- Umfrage in 2022 im Auftrag von WestLotto basiert und eine einmalige Datenbasis zum freiwilligen Engagement in NRW liefert. Daraus geht ebenfalls hervor: Das ehren- amtliche Engagement ist buchstäblich unbezahlbar. 19,14 Milliarden Euro ist die Arbeit aller freiwilligen Helfer in NRW in nur einem Jahr wert – neben dem Sportehrenamt zählt hier auch der Einsatz für Wohlfahrt, Naturschutz, Kommunalpolitik, Denkmalschutz und viele weitere Be- reiche dazu. Berechnet wurden die Stunden auf Basis des Mindestlohns in Höhe von 12 Euro. Boxtrainer Ali Eran steht von Montag bis Freitag mit den Vereinsmitgliedern 68 des Boxclubs im Ring, wenn es sein Klinikdienst zulässt. Hinzu kommen zahlreiche Wochenenden, an denen er auf Wettkämpfen, teilweise auch im Ausland, unterwegs ist – nicht nur als Trainer, sondern auch als Mannschafts- und Ringarzt, alles freiwillig und abgesehen von geringen Aufwandspauschalen weitestgehend unentgeltlich. „Ich will mich nicht persönlich hervortun, aber ohne Ehrenamt wäre vieles nicht machbar“, gibt Ali Eran zu bedenken. Wie recht er damit hat, zeigt der Ehrenamtatlas. Die deutsch- landweit einmalige Studie gibt auch Aufschluss darüber, wer sich wo und in welchem Bereich engagiert. Die Daten lassen sich auf einzelne Regionen, Kreise oder Städte in Nordrhein-Westfalen herunterbrechen. Für Duis burg, der Heimatstadt von Ali Eran, ist jeder Ehrenamtler in einem Jahr durchschnittlich 176,7 Stunden im Einsatz.