und die Homogenität der landwirtschaftlichen Ausbildung auf Bundesebene zu gewährleisten. Auf welche Herausforderungen muss Sie die Ausbildung vorbereiten? Michaël Berberat: Während meiner gesamten EFZ-Zeit ist mir klar geworden, dass Landwir- tinnen und Landwirte alles tun müssen, um ihre Produktion sowie die Vermarktung zu beherrschen und nicht von einem einzigen Handelspartner abhängig zu sein. Dies geschieht durch den Direktverkauf und die Diversifizierung der Vertriebskanäle. Ich bin überzeugt, dass die Selbstversorgung und die Autonomie des Betriebs an Bedeutung gewinnen werden. Die Förderung der Biodi- versität ist zweifellos eine grosse Herausfor- derung für eine nachhaltige Landwirtschaft, aber sie ist auch ein hervorragendes Werbe- mittel. Es wäre ein Fehler, sie lediglich als Ein- schränkung zu betrachten. Eine der Stärken meiner Ausbildung ist, dass sie mir Werkzeuge an die Hand gibt, um mich in einen viel dyna- mischeren Kontext anzupassen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Olivier Girardin: Ob es um die Agrarpolitik oder den Klimawandel geht: Es ist wichtig, dass unsere zukünftigen Absolvierenden diese Herausforderungen nicht als Bedrohung, son- dern als Chance sehen, um agilere und anpas- sungsfähigere Produktionssysteme zu ent- wickeln. Ebenso müssen wir uns in Bezug auf die Beziehungen zur Zivilgesellschaft vor jeg- lichem Dogmatismus hüten. Die FRI unter- nimmt alles, um das Image der Landwirtschaft zu fördern und diese beiden Gruppen zusammenzubringen. Beispielsweise besuchen uns alle zwei Jahre 15 000 Personen anlässlich des Wettbewerbs der Regionalprodukte, den die FRI organisiert. Die landwirtschaftlichen Bildungsinstitute pflegen überall in der Schweiz privilegierte Beziehungen zur Zivilgesellschaft. Und was den Stellenwert angeht, sind die Dinge nicht so schlecht, wie sie scheinen: Was auch immer man sagen mag, ich glaube, dass sich das Image der Landwirtschaft in den letzten 30 Jahren erheblich verbessert hat. Herr Girardin, sind künftige strukturelle Veränderungen in der landwirtschaftlichen Ausbildung zu erwarten? Derzeit wird eine Reform finalisiert, die die Ergänzung des EFZ um ein freiwilliges Speziali- sierungsjahr (3+1) betrifft. Diese Erweiterung bietet die Möglichkeit, sich in einen bevor- zugten Bereich zu vertiefen, sei es im Ackerbau oder in der Rinderhaltung. Individuelle Bedürf- nisse sollen so besser berücksichtigt werden können. Dennoch bleibt unklar, wie viele Ler- nende, sich für dieses zusätzliche Jahr entschei- den werden. Ebenso dringlich erachte ich, sich mit der Zukunft der Weiterbildung für die Berechtigung zum Bezug von Direktzahlungen (Neberwerbskurse) zu befassen. In ihrer aktuel- len Form scheint sie keinen Beitrag zur Profes- sionalisierung der Landwirtschaft zu leisten. An welche Trends wird sich die landwirtschaftliche Ausbildung anpassen müssen? Entgegen der landläufigen Meinung glaube ich, dass sich die «Industrialisierung» der Landwirt- schaft, die von einem ultra-konsumorientierten Modell getragen wird, verlangsamen wird. Die verschiedenen politischen und klimatischen Krisen werden uns zu den Wurzeln der Land- wirtschaft zurückführen – hin zu gestärkten, überschaubaren und familiären Strukturen. Darin werden Landwirtinnen und Landwirte ihre Rolle als «Hüterinnen und Hüter der Erde» wiederfinden, indem sie sicherstellen, dass sie an kommende Generationen weitergegeben wird. Die FRI bietet Kurse für das eidgenössische Fähigkeitszeugnis sowie die Ausbildung zum/ zur Agrarpraktiker/-in für über 100 Lernende aus dem Jura und dem Berner Jura an. Etwa 20 Lehrkräfte unterrichten diese Kurse. Sie sind grösstenteils in der landwirtschaftlichen Beratung der FRI oder auch als Betriebsleiten- de tätig. Darüber hinaus bietet die FRI Vor- bereitungskurse für die landwirtschaftliche Berufs- und Meisterprüfung sowie zahlreiche Weiterbildungsprogramme an. Weitere Infos: agri-job.ch 5