MEILENSTEINE BESTIMMEN, AUFTRÄGE FESTLEGEN 58—59 Erfolg lässt sich erst später messen MEILENSTEINE BESTIMMEN, Ressourcen beschaffen, Verantwortlichkeiten und Auf träge definieren, Umsetzung, Abschluss – so einfach läuft der Übergabeprozess nicht, denn das ist nur der technische Teil. SICHT DES ÜBERGEBENDEN Ein letztes Bündeln der Kräfte Keine Lösung in Sicht Um das Ziel in einem länger dauernden Prozess wie demjenigen der Nachfolgeregelung zu erreichen, müssen Meilensteine ge setzt, der Zeithorizont bis zum Abschluss und die benötigten Ressourcen festgelegt werden. Gleichzeitig ist Ordnung in die Pendenzen zu bringen, Verantwortlichkeiten sind zu definieren. Sie sind glücklich, dass jemand da ist, der Ihnen nachfolgt, der fähig ist, Ihr Werk aufzunehmen und weiterzuführen. Gelingt es Ihnen, die Nachfolge aus diesem Blickwinkel zu betrachten, bün deln Sie für diese letzten Schritte nochmals Ihre gesamten Kräfte. Loslassen Doch wie steht es, wenn sich in Ihnen plötzlich eine intensive, blockierende Angst breitmacht? Sie spüren vielleicht eine schon lange vorhandene Angst, die Sie unbewusst immer wieder zur Seite geschoben haben: Existenzangst. Sie raubt Ihnen die Sicht und lässt Sie an allem festhalten, was Sie haben. Existenzangst hat nichts mit der Höhe des Vermögens zu tun, im Gegenteil: Je mehr man hat, desto mehr kann sie einen packen. In dieser Phase verspüren Sie auch Einsamkeit – Unternehmer fühlen sich in der Übergabe bei den letzten Entscheiden oft al lein gelassen. In den Vorbereitungen der Nachfolgelösung waren Sie von Beratern umgeben. Doch jetzt, bei der endgülti gen Entscheidung, sind Sie allein. Sie können, Sie müssen sich jetzt entscheiden. Welche Kräfte hemmen Sie? Vor langer Zeit haben Sie das Unternehmertum zu Ihrem Lebens konzept gewählt. Sie bleiben Unternehmer auch nach der Über gabe. Ein Geiger bleibt ein Geiger, auch wenn er nicht mehr im Orchester spielt, ein Arzt ein Arzt, auch wenn er nicht mehr prak tiziert. In welchem Bereich wollten Sie schon lange einmal etwas bewegen? Im Sozialen, in der Politik, in fernen Ländern oder in der Nachbarschaft? Es gibt viele Tätigkeitsfelder, in denen unternehmerisches Handeln gefragt ist. Haben Sie Lust, sich nochmals auf Herausforderungen einzulassen? Wenn Sie eine Vision für ein aktives Leben ohne Unternehmen gefunden ha ben, wird es ihnen leichter fallen, loszulassen. Der Wortstamm von Angst ist «eng». Angst führt in die Enge, in die Einsamkeit. Sie tritt immer dann auf, wenn dem Menschen Gefahr droht, wenn er sich mit persönlichen Verlusten oder Misserfolgen konfrontiert sieht. Ängste zu verdrängen, ist der falsche Weg. Darin zu verharren, aber auch. Die Selbstzentrie rung wächst, der Rückzug in den Elfenbeinturm ist vorprogram miert. Alles, was fortan von aussen kommt, scheint feindlich und wird vehement abgewehrt. Jegliche Entwicklung ist eingefroren, keine Lösung ist in Sicht. Als Folge ungelöster Ängste werden Nachfolger aus der eigenen Familie, und das nicht selten, jahrelang hingehalten. Man spricht über den einen oder anderen Punkt, der Nachfolger hofft – vergeblich. Kündigt er angesichts dieser ausweglosen Situation, ist die Familie erschüttert. Glücklich der Senior, dem es dann noch gelingt, zu handeln! Andere Unternehmer kennen diese Situation auch Lassen Sie es als Unternehmer nie so weit kommen. Suchen Sie das Gespräch mit vertrauten Unternehmern, welche solche Situationen auch erlebt und gemeistert haben. Rufen Sie auch mal ganz spontan einen Bekannten an, der in eben dieser Über gangsphase steht. Gelingt es Ihnen, der Angst in ihren vielen Facetten mit immer neuem Mut und Vertrauen in die Zukunft zu begegnen, können Sie loslassen. Die beste Medizin gegen die Angst ist Handeln. Neues wartet auf Sie! Viele Unternehmer erfahren nach ihrem Rücktritt ein neues Selbstverständnis. Sie realisieren, dass die spezifischen Fähigkeiten des Unternehmers durchaus noch vorhanden sind. Fragen Sie sich, was Sie in Zukunft wirklich noch wollen, was Sie Neues ent decken könnten. Es lohnt sich, darüber nachzudenken und auf die feinen Zeichen zu achten. Das dritte Leben wird farbig und voll spannender Projekte. Bleiben Sie unter nehmerisch aktiv und schieben Sie sich nicht selbst auf ein Nebengeleise!