DENKMALPFLEGE IN KAROXBOSTEL tig, dass die Denkmalpflege sich präsentiert und erläutert wird“, meint er. Mit einem Anteil von 2/3 Eigen- leistung am gesamten Sanie- rungsaufwand, auch ermöglicht durch die zahlreichen Handwer- ker im Verein, Sachspenden und Maschinenhilfe, steht der Verein heute glänzend dar. Die nötigen Mittel zur Beauftragung von Fremdfirmen lassen sich durch das solide Netzwerk und die öf- fentliche Anerkennung schon seit dem Start gut akquirieren. So kann erfreulicherweise auch ein Projekt bewegt werden, das im „Normalfall“ nicht realisierbar gewesen wäre. Der klare Blick des konzentriert arbeitenden Vorstands hat zudem geholfen, Fehler zu vermeiden. So ist nicht immer der Planer, der gutwillig zur Unterstützung eilt, der pas- sende Partner, wenn seine Erfah- rungen mehr im Neubau liegen. Leider viel zu selten greifen Bau- herrn auf erfahrene Büros zu- rück, weil sie die Ansprüche, die eine nachhaltige Sanierung an den Planer und Bauleiter stellt, unterschätzen. Nicht untypisch ist, dass die Ak- tiven dieses Projektes zwar das Gedeihen ihrer große Anlage im Blick haben, vom beschädigten Haupthaus über die gewaltige Mühle, den Mühlenstau, das Gerinne, das fast zerstörte Sä- gegatter, den Schweinestall, die Pflasterwege, aber den Begriff „Denkmal“ nur verwenden, wenn es heißt: Der Denkmalpfle- ger kommt! Emily Weede kann das erklären: „Denkmalpflege ist nach landläufiger Auffassung ei- Geschoss für Geschoss wurden die Fußböden in der Mühle saniert gentlich etwas, das macht man, wenn Geld über ist, sonst kann das weg.“ Auch Ehrenamtliche wollen sel- ten etwas „wertfrei“ erhalten, um der Vergangenheit, um eines abstrakten Denkmalwertes wil- len. Es sind vielmehr die Chan- cen auf die Verwirklichung neuer Ideen, gemeinsamer Aktivitäten, die solche Projekte bewegen. Es ist die Kreativität, die sie auslö- sen, die sie so enorm attraktiv machen. Und so ist es nicht ver- wunderlich, dass die Aspekte des Konservierenden, Erhaltenden, Bewahrenden mitunter von einer Dynamik überrollt werden, und sei es auch nur, um Objekte von ihren diversen Zeitschichten, wie die Denkmalpfleger das nach- trägliche Herumbasteln in histo- rischer Zeit nennen, sei es also auch nur, um diese „Zutaten“ zu entfernen und das Objekt neu zu konstruieren, um es in den „kor- rekten“ historischen Zustand zu versetzen. Viel zählt in Karox- bostel die Freude am gemein- schaftlichen Erlebnis, besonders, wenn eine fertige Etappe gefei- ert wird. „Das ist wie Dorffest, nur viel schöner“, beschreibt es ein Mitglied. Die herzliche At- mosphäre, die auch der Bauhel- fer, Lehrer Molkentin betont, ist dem Vorstand wichtig und hier ein Schlüssel zum Erfolg. Sie ist verbunden mit der stringenten Strategie, die Anlage laufend zu öffnen. „Ich kann nur begeistern und Leute ansprechen, wenn ich öffne. Unsere zahlreichen Veran- staltungen fördern die Unterstüt- zung für die Mühle.“ So ist das Projekt erfolgreich in die Sonne der breiten öffentlichen Unter- stützung getreten, in die Gunst der Stiftungen und Politiker. Und eines ist gewiss, sie werden sich daraus nicht wieder vertreiben lassen. Dr. Klaus-Georg Püttmann Oberkonservator des Landesamtes für Denkmalpflege 87