Umweltbericht 2023

Vorwort
Inhalt
RheinEnergie und Umweltschutz
Unternehmen
Umweltschutz- und Energieleitlinien
Die Historie des Umweltschutzes der RheinEnergie
Managementsysteme
Aktuelles aus dem Umweltschutz
Energie
Technik
Mobilität
Wasser
Kooperation
Bildung und Kommunikation
Extern
Intern
Special Report
Umweltdaten
Anhang

VORWORT Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Veränderungen gehören zum Leben dazu, heißt es. Die vergangenen Monate haben uns allerdings besonders viele, umwälzende Veränderungen beschert: rasant gestie- gene Energiekosten und der Druck, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern möglichst rasch aufzulösen, sind Herausforderungen, die uns auch noch in abseh- barer Zukunft intensiv beschäftigen werden. Als Energiedienstleister für Köln und die Region tun wir unser Bestes, unsere Kundinnen und Kunden weiterhin zuverlässig und bezahlbar mit Energie, Wasser und Wärme zu versorgen. Gleichzeitig behalten wir den Schutz von Klima und Umwelt und das Ziel, unsere Versorgung bis 2035 klimaneutral zu stellen, fest im Blick. Dafür müssen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen: So wollen wir mit unserer Solar- initiative noch mehr Photovoltaik auf Kölner Dächer bringen und planen erste Windkraft- anlagen auf dem Kölner Stadtgebiet. Wir treiben den Ausbau der Elektromobilität und unseres Fernwärmenetzes voran, investieren in Projekte zum Einsatz von Wasserstoff in der Energieerzeugung und in die Digitalisierung der Stromnetze. Und wir planen Europas leistungsstärkste Großwärmepumpe an unserem Kraftwerksstandort in Niehl. All das zeigt: Veränderungen sind immer auch eine Chance auf eine bessere Zukunft. Und diese Zukunft gestalten wir nicht alleine: Wir arbeiten Hand in Hand mit der Stadt Köln, mit unseren Partnern in Forschung und Industrie, mit Start-ups sowie mit der Zivilgesellschaft. Wir bündeln Know-how, nutzen Synergien und helfen Bürgerinnen und Bürgern sowie Städten, Gemeinden und Unternehmen dabei, wertvolle Ressourcen effizient einzusetzen oder selbst klimaschonend Energie und Wärme zu erzeugen. Denn uns alle eint das gemeinsame Ziel, eine umweltschonende und nachhaltige Energieversorgung, möglichst zügig umzusetzen – für eine größere Unabhängigkeit von unsicheren Energieimporten und für die kommenden Generationen. Mit unserem Umweltbericht geben wir Ihnen einen Einblick in unser vielfältiges Engagement für Umwelt und Klima. Mit freundlichen Grüßen Feicht Fabry Lichtenstein Segbers UMWELTBERICHT 2023 3

INHALT RheinEnergie und Umweltschutz Aktuelles aus dem Umweltschutz Vorwort Unternehmen Umweltschutz- und Energieleitlinien Die Historie des Umweltschutzes der RheinEnergie Managementsysteme DIN EN ISO 50001 DIN EN ISO 14001 und 9001 Technisches Sicherheitsmanagement (TSM) Energie Windkraft bekommt Rückenwind Solar-Contracting: Köln nutzt den Sonnenschein Neuer Solarpower-Rekord in Mecklenburg-Vorpommern Solarenergie und Landwirtschaft im Einklang Strom von Balkonien Selbst ist der Energieversorger! Holzpellets statt Ölfeuerung Fernwärme für den BioCampus Cologne Technik Wärme zu jeder Tageszeit Neue Power für den Windpark Weimar Neubrück wird zum KlimaVeedel Köln ist H2-ready Wärmeplanung in Köln – eine Mammutaufgabe Intelligente Anlagensteuerung mit KI Dampfturbine am Zugweg zieht aus Prüfgas-Einsatz spart Geld, Gas und Ressourcen Weniger CO2 und weniger Lärm dank neuer Mähroboter Mobilität Die TankE übernimmt Unsere Fahrzeugflotte: vom Verbrenner zur E-Technik Moderne Ladeinfrastruktur in Parkhäusern Pilotprojekt: innovative Ladebordsteine Wandladestationen für das Tierheim Köln-Dellbrück Wasser Landtechnik, die begeistert Neue Druckpumpe für unser Wasserwerk Weiler 3 6 10 12 22 22 23 23 26 26 28 30 31 33 34 35 37 38 38 40 42 44 46 50 52 54 55 56 56 58 59 62 64 66 66 68 4 UMWELTBERICHT 2023

Kooperationen Wärmepumpe CALORA für die Stadtwerke Münster Mit Ford in die Zukunft Groß, größer, solar Richtfest bei TOYOTA Extern Mehr als 65.000 Euro für nachhaltige Projekte Rheinisches Energieforum: „Energiewende ist Multi-Projekt-Management“ Experten diskutieren beim „Wasserstofftag“ Erstes SmartCity Cologne KlimaForum Messe HEATEXPO: EDL-Bereich und AGO überzeugen mit Wärmelösungen Grüne Jobs der Zukunft beim Girls’ Day Vertrieb hilft direkt vor Ort RheinEnergieStiftungen fördern Umweltbildung Intern EDL-Team präsentiert sich auf Hausmesse Neue Bienenvölker für zwei unserer Standorte Teambuilding mit Bienenhonig Umweltwochen in unserer Hauptverwaltung INHALT 69 69 70 72 74 76 78 80 84 85 86 88 89 92 94 94 96 98 99 Bildung und Kommunikation Energie aus dem Rhein: Wir bauen eine Großwärmepumpe in Niehl 100 Special Report Energieerzeugung Primärenergieeinsparung durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Emissionen Abfall Gefahrgut Flächennutzung Wasser Abkürzungsverzeichnis Impressum 110 111 112 113 114 114 115 118 119 Umweltdaten Anhang UMWELTBERICHT 2023 5

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Unternehmen Hausbesitzer, die eine Photovoltaik-Anlage auf ihrem Dach errichten, Mieter, die ihre Heizung herunterregeln, Unternehmen, die in energieeffiziente Anlagen investieren – die Themen Energie, Nachhaltigkeit und Umweltschutz beschäftigen die ganze Ge- sellschaft intensiv. Und unser Unternehmen natürlich in besonderer Weise. Seit mehr als 150 Jahren versorgen die RheinEnergie und ihre Vorgängerunternehmen Köln mit Energie und Trinkwasser. Heute sind wir bundesweit aktiv. Wir versorgen unsere Stadt und das Umland auch mit Wärme und bieten zahlreiche Energiedienst- leistungen und Contractinglösungen an. Zusammen mit unseren Beteiligungs- gesellschaften und Kooperationspartnern sind wir verantwortlich für die Versorgung von rund 2,5 Mio. Menschen in privaten Haushalten, Handel, Handwerk, Gewerbe und Industrie. Zudem pflegen wir eine partner- schaftliche und nachhaltige Zusammenarbeit mit Städten, Gemeinden und Unternehmen in der rheinischen Region und darüber hinaus. Unserer besonderen gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung sind wir uns sehr bewusst. Wir wirken tatkräftig an der Gestal- tung der Energiewende und einer nachhaltigen Energie- und Wasserversorgung mit. Seit Jahrzehnten widmen wir uns dem Klima- schutz – mit dem Ziel, unsere Wärme- und Stromproduktion noch nachhaltiger zu gestalten und den Ausstoß von Treibhausgasen weiter zu verringern: Durch Erneuer- bare Energien sparen wir jährlich rund 200.000 Tonnen CO2 ein. Wir fördern den Aus- bau grüner Energie und haben bereits über 350 Mio. Euro investiert. In Köln haben wir eine flächendeckende Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge aufgebaut. Und seit 2022 versorgen wir alle Privat- und Gewerbekunden mit Ökostrom. Bis 2035 wollen wir die Region vollständig klimaneutral mit Wasser, Strom und Wärme versorgen. Denn nicht zuletzt die Energiekrise hat deutlich gemacht, dass eine zügige Dekarbonisierung unserer Energieerzeugung und -versorgung drängt, um Klima und Umwelt zu schützen und die Versorgung langfristig bezahlbar sicherzustellen. Dazu investieren wir in den kommenden Jahren massiv in den Ausbau unseres Fernwärme- netzes, in die Steigerung der Energieeffizienz mittels Umbau unserer Kraftwerke sowie in Erneuerbare Energien. Wir arbeiten dabei Hand in Hand mit der Stadt Köln, mit Partnern aus der Forschung und der Industrie, mit den Bürgerinnen und Bürgern. 8 UMWELTBERICHT 2023

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Wegweisende nächste Schritte auf unserem Weg zur Klimaneutralität sind die Inbetrieb- nahme unseres Fernwärmespeichers an unserem Kraftwerksstandort Merheim und die Planung einer Solarthermie-Anlage in unmittelbarer Nähe dazu (s. S. 38), die Moderni- sierung unseres Heizkraftwerksstandorts Merkenich und ein massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien – auch in der Großstadt Köln. An unserem Kraftwerksstandort in Niehl planen wir den Bau von Europas leistungs- stärkster Großwärmepumpe (s. Special Report, S. 100), ein paar Kilometer weiter im Kölner Bis 2035 die Region vollständig klimaneutral mit Wasser, Strom und Wärme versorgen Norden sollen sich künftig die ersten Windenergieanlagen der Stadt drehen (s. S. 26) und auch unsere breit angelegte Solarinitiative führen wir fort (s. S. 28). Für die vollstän- dige Dekarbonisierung setzen wir vor allem auf Kraft-Wärme-Kopplung mit grünem, also klimaneutral erzeugtem Wasserstoff. Unser H2-Forschungsprojekt mit internationalen Partnern in Wien zeigt bereits erste Erfolge (s. S. 44). Bis unsere Versorgung komplett klimaneutral erfolgen kann, leisten unsere hoch- modernen konventionellen Erzeugungsanlagen als Brückentechnik einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende und für die Versorgungssicherheit. Bis ausreichend leistungsfähige Speicher für die Energie aus Solar- und Windkraft- anlagen zur Verfügung stehen, stellen wir unter anderem mit unserem Gas-und- Dampfturbinen-Heizkraftwerk Niehl 3 auch dann eine Strom- und Wärmeversorgung sicher, wenn die Sonne gerade nicht scheint und der Wind nicht weht. Datenüberblick (2023) Strom (einschließlich Stromhandel) Gas (einschließlich Gashandel) Wärme Dampf Wasser (Trink- und Betriebswasser) Umsatz Zahl der Mitarbeiter (31.12.2023) Unternehmensdaten im Überblick 13.072 GWh 6.573 GWh 1.584 GWh 465 GWh 76 Mio. m3 4.070 Mio. € 2.770 Weitere Informationen zum Unternehmen, zu den gesellschaftsrecht- lichen Verknüpfungen und den wirtschaftlichen Aktivitäten finden Sie auf unserer Internetseite. UMWELTBERICHT 2023 9

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Umweltschutz- und Energieleitlinien Umweltschutz und Energieeffizienz sind zentrale Unternehmensaufgaben. Die stetige Verbesserung in diesen Bereichen ist unser erklärtes Ziel. Alle Mitarbeiter sind in ihrem Handeln dem Umweltschutz und der Energieeffizienz verpflichtet. Grundlagen unseres Handelns bezüglich Umweltschutz und Energieeffizienz sind die gesetzlichen und behördlichen Vorgaben sowie die darauf aufbauenden internen Regelungen unseres Unternehmens. Wo es technisch möglich und wirtschaftlich ver- tretbar ist, gehen wir über die gesetzlichen und behördlichen Anforderungen hinaus. Umweltschutz und Energieeffizienz sind eine Führungsaufgabe mit dem Ziel, die Mitarbeiter für den Schutz der Umwelt und die Einsparung von Energie zu motivieren und zu schulen. Wir nutzen die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, um die Auswirkungen unserer Tätigkeiten auf Umwelt und Klima so gering wie möglich zu halten, idealer- weise zu vermeiden. Wir überprüfen die Anwendungsmöglichkeiten neuer umwelt- gerechter und energieeffizienter Technik in der Energie-, Wärme- und Wasserver- sorgung und setzen sie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimal ein. Wir planen, errichten und betreiben unsere Anlagen sicher, umweltgerecht und unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz. Wir treffen Vorkehrungen, um Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt zu vermeiden und zu begrenzen und die energeti- schen Ressourcen sinnvoll und effizient einzusetzen. Wir treffen ebenso Vorkehrungen, um die Auswirkungen von Unfällen auf die Umwelt zu vermeiden und zu begrenzen. 10 UMWELTBERICHT 2023

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Betriebs- und Hilfsstoffe beschaffen, transportieren, lagern, nutzen und entsorgen wir unter Berücksichtigung von Umwelt- und Effizienzgesichtspunkten. Die gleichen Maß- stäbe gelten für Firmen, die in unserem Auftrag arbeiten. Sachkunde und Zuverlässigkeit stehen bei uns an erster Stelle. Durch effektive Selbstkontrolle stellen wir sicher, dass unser Unternehmen den Betrieb seiner Anlagen, die eingesetzten Hilfsstoffe sowie deren Emission und Entsorgung eigenverantwortlich genau überwacht. Wir wenden geeignete Verfahren an, um die Übereinstimmung unserer Tätigkeit mit unseren Umweltschutz- und Energieleitlinien und unseren Zielen zu gewährleisten. Wir wirken auf unsere Vertragspartner ein, Umweltschutz und Energieeffizienz mit der gleichen Ernsthaftigkeit zu verfolgen wie wir, und erwarten von ihnen, dass sie bei Tätig- keiten in unserem Auftrag die gleichen Normen und Grundsätze beachten wie wir selbst. Wir informieren und beraten unsere Kunden zum sicheren, umweltgerechten und ressourcenschonenden Umgang mit Wasser und Energie. Wir betreiben eine offene Informationspolitik nach innen und außen, um das Vertrauen in die Nachhaltigkeit unseres Handelns und Wirtschaftens zu festigen. Mit Behörden, Verbänden und anderen Fachinstitutionen arbeiten wir in Fragen des Umweltschutzes und der Energieeffizienz engagiert zusammen. UMWELTBERICHT 2023 11

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Die Historie des Umwelt- schutzes der RheinEnergie Die Einführung einer zentralen Trinkwasser- versorgung in Köln sorgt für beste Trink- Die Trinkwasseranalysen werden in Zusammen- wasserqualität: Die Stadt Köln nimmt ihr arbeit mit dem Hygienischen Institut der Univer- erstes Wasserwerk Alteburg in Betrieb. sität zu Köln ausgeweitet. Bereits seit Einführung der zentralen Wasserversorgung im Jahr 1872 erfolgen regelmäßig Analysen des Trinkwassers. 1872 1872 1898 1929 Natürliche Schutzzonen sichern die Trinkwasser- qualität: Die Errichtung des Wasserwerks Hoch- kirchen erfolgt daher außerhalb der Stadt. Zu- sätzliche Geländeankäufe schaffen ausreichend Vertragsabschluss über Ferngaslieferungen große Schutzzonen. aus Großkokereien im Raum Aachen und im 1898–1901 Ruhrgebiet sowie die Stilllegung des stadt- eigenen Gaswerks Ehrenfeld führen zu einer erheblichen Verbesserung der Luftqualität in Köln. 1929 –1933 12 UMWELTBERICHT 2023

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Das Heizwerk Neue Stadt-Chorweiler geht an den Start und versorgt die ersten 88 Kölner Wohnungen mit Fernwärme. Nach einem Gutachten der Preußischen Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Luft- hygiene werden Schutzzonenbestimmungen für die Kölner Wasserwerke erlassen. 1932 1958 1962 1966 Kraft-Wärme-Kopplung schont die Umwelt: Beginn der Belie- ferung von Industriebetrieben mit Strom und Prozessdampf aus dem neuen Standort Merkenich. Seit 1967 produziert das Heizkraftwerk außerdem Strom und Fernwärme für Neubau- siedlungen im Kölner Norden. Das historische Elektrizitätswerk in der Süd- stadt wird zum Heizkraftwerk ausgebaut und produziert außer Strom auch Fernwärme für die Innenstadt. UMWELTBERICHT 2023 13

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Umweltfreundliche Energieerzeugung vor Ort mittels Nahwärme schont die Umwelt: Darum versorgt das erste Blockheizkraftwerk Gewerbe- und Wohnobjekte im Stadtteil Junkersdorf mit Strom und Wärme. Inbetriebnahme der ersten eigenen Wind- und Sonnenenergie-Versuchsanlagen. 1985 1987 1991 Das Rahmenprogramm für energiesparende und umweltschonende Wärmeversorgung bis zum Jahr 2000 wird unter dem Titel „Energie für Köln“ vorgestellt: Gemeinsam mit der Stadt Köln und den regionalen Versorgern GVG und RGW beginnt 1977 die Erarbei- tung eines Energiekonzepts, das zukünftig eine umweltschonende und sparsame Energieversorgung sichern soll. Eine große Rolle spielt zunächst die Brennstoffumstellung im Heizsektor: Leitungsgebundene Energiearten – insbesondere Erdgas und Fernwärme – werden verstärkt eingesetzt und helfen den hohen Mineralölverbrauch zu reduzieren. UMWELTBERICHT 2023 15

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ In den Heizkraftwerken Niehl I und Merkenich sowie in den Wasserwerken und dem Wasserlabor werden erstmals Umweltbetriebsprüfungen gemäß EMAS durchgeführt. Die klärgasbetriebene Brennstoffzellenanlage im Klärwerk Köln- Rodenkirchen geht in Betrieb und erzeugt gleichzeitig Strom und Wärme. Es ist die erste Anlage ihrer Art in Europa. 1995 1996 2000 2001 Neben dem Heizkraftwerk Merkenich beginnt der Bau einer Gas-und- Dampfturbinen-Anlage. 2010 wurden zwei Dampfturbinen Erstmals legen die Gas-, Elektrizitäts- ausgetauscht, um die Energieeffizienz zu steigern. und Wasserwerke Köln AG einen Umwelt- bericht vor, der seitdem jährlich erscheint. 16 UMWELTBERICHT 2023

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Die umweltschonende Gas- und Dampfturbinen-Anlage Niehl II wird in Betrieb genommen, das Heizkraftwerk Niehl I stillgelegt. Ankauf von 100,6 Megawatt Windkraftkapazität in 19 deutschen Windparks. Damit beginnt der Einstieg in das Feld der Erneuerbaren Energien. Seither sind zahlreiche weitere Windkraft-, Photovoltaik- und Biogasanlagen hinzu- gekommen. Der Ausbau des Portfolios geht weiter. 2005 2007 2009 2010 Im Rahmen eines Pilotprojekts im Neubaugebiet Widdersdorf-Süd wird erstmals LED-Technik zur Beleuchtung öffentlicher Straßen installiert. Inzwischen ist die Technik − die gegenüber herkömmlichen Leuchten Die RheinEnergie startet ihr Programm bis zu 75 Prozent weniger Energie verbraucht und weniger Streulicht „Energie & Klima 2020“ als Initiative für erzeugt − etabliert und wird an vielen Orten eingesetzt. die Kölner Energieversorgung der Zukunft: Ziele sind der weitere Ausbau der Fern- wärme, mehr Energieeffizienz und mehr Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen. UMWELTBERICHT 2023 17

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Mit der ersten öffentlich zugänglichen Ladestation Der Neubau der Hauptverwaltung am Parkgürtel wird fertiggestellt und (TankE) in der Lungengasse startet der Ausbau der Lade- bezogen. Mehr als 2.000 Mitarbeiter finden hier einen komfortablen infrastruktur in Köln. Inzwischen gehört das Netz zu den Arbeitsplatz mit DGNB-Auszeichnung und zukunftsorientierter Ausstattung. dichtesten in Deutschland. 2010 2013 2014 2015 Einführung eines RheinEnergie-weiten Energiemanagementsystems. Der TÜV Rheinland erteilt das Zertifikat „Energieeffizientes Rechenzentrum“. Damit werden Rechenzentren ausgezeichnet, die besonders effektiv und damit energiesparend arbeiten. Seither wird die IT weiter optimiert, was der TÜV inzwischen mit einem entsprechenden Premium-Zertifikat würdigte. 18 UMWELTBERICHT 2023

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Inbetriebnahme der modernen, hocheffizienten Gas- und klimaschonenden Wärmeversorgung in Richtung Schanzen- Dampfturbinen-Anlage Niehl 3 und der weiteren Rheinquerung viertel, wo in den kommenden Jahren neue Wohnquartiere für die Fernwärmeversorgung. entstehen sollen. In der Mülheimer Freiheit und in der Düsseldorfer Straße werden Fernwärmeleitungen verlegt. Damit beginnt der Ausbau dieser 2016 2017 2019 Mit der Sanierung der Stegerwaldsiedlung in Köln-Mülheim be- Mit Auslaufen des erfolgreichen Projekts ginnt ein großes Projekt zur Quartiersentwicklung. Die bestehen- „Energie & Klima 2020“ endet das Engage- den Gebäude dort werden gedämmt, ans Fernwärmenetz ange- ment der RheinEnergie noch lange nicht: schlossen, mit Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen, Batterie- Klimaschutzprojekte werden jetzt unter dem speichern und Ladestationen ausgestattet. Zudem wird ein Sied- Label „Energie & Klima 2030“ gefördert. lungsmanagement implementiert und Mieterstrom angeboten. UMWELTBERICHT 2023 19

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ In unserem Heizkraftwerk in Köln-Merheim geht ein hoch- Gemeinsam mit der DEUTZ AG erproben wir die stationäre klimaneutra- modernes Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb. Durch le Energieerzeugung auf Basis eines Wasserstoffmotors. Dafür haben ihre Effizienz spart die neue Anlage jährlich rund 50.000 wir das erste H2-Genset an unserem Heizkraftwerk Niehl in Betrieb Tonnen CO2 ein. Sie trägt wesentlich zur sicheren Versor- genommen. Der Pilotversuch bietet großes Potenzial für eine dezentrale gung mit Strom und Wärme im Kölner Osten bei. und CO2-neutrale Energieversorgung in Ballungsräumen wie Köln. 2020 2021 2022 2023 Neuer Fernwärmespeicher in Merheim entsteht Im Mai 2023 haben die Arbeiten zum Bau eines Fernwärmespeichers an unserem Heizkraftwerk in Merheim begonnen. In unserer Gas-und-Dampfturbinen-Anlage in Merkenich beginnen wir mit umfassenden Modernisierungsarbeiten Der rund 23 Meter große Heißwassertank wird das Heizwasser aus und rüsten die Anlage auf den aktuellen Stand der Tech- dem Heizkraftwerk aufnehmen und bei Bedarf in das Fernwärmenetz nik um. Die Modernisierung steigert die Effizienz der Anla- in Merheim und Neubrück abgeben. So können wir die Verbrauchs- ge deutlich und reduziert zusätzlich die CO2-Emissionen. spitzen in unserem Netz ausgleichen. Sein volles Potenzial wird der Speicher in Kombination mit einer Solarthermie-Anlage entfalten, die unser Unternehmen ebenfalls in Merheim plant (s. S. 38). 20 UMWELTBERICHT 2023

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Bis 2035 wollen wir unsere Energieerzeu- gung und -versorgung komplett klimaneutral stellen – mit unserer Klimaschutz-Roadmap. 2025 Unser Braunkohlekessel in Merkenich geht außer Betrieb. Geplant ist, die Braunkohleanlage zunächst durch moderne Gas-und-Dampfturbinen-Technik zu ersetzen. Als Teilersatz des Kessels entsteht zudem bis 2029 eine Anlage zur Klär- schlammverbrennung. Ausblick Bis 2035 Wir stellen unsere komplette Versorgung klimaneutral. Dafür bauen wir unser Portfolio an Erneuerbaren Energien massiv aus und setzen auf einen breiten Mix aus Großwärmepumpen, Solarthermie und Wärmespeichern. In unseren hocheffizienten Gas-und-Dampfturbinen-Anlagen setzen wir ausschließlich regenerative Energieträger zur Energiegewinnung ein. „Mit dem Fernwärmespeicher und der Solarthermie-Anlage machen wir einen wichtigen Schritt zur Dekarbonisierung unserer Wärmeversorgung. Wir werden nicht nur die Kraft der Sonne für die Wärmeversorgung nutzen, sondern mit dem Fernwärmespeicher einen Spitzenlastbetrieb vermeiden und somit auch Brennstoff einsparen“, sagt Armin Ehret, Leiter unserer Kraftwerke. UMWELTBERICHT 2023 21

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Managementsysteme Unsere zentrale Abteilung Umweltschutz und Arbeitssicherheit organisiert und überwacht unser Umwelt- und Energiemanagement-System. Fachleute der Abteilung nehmen die gesetzlich geforderten „Beauftragtenfunktionen“ für das gesamte Unter- nehmen wahr. Darüber hinaus hat unser Unternehmen Bereichskoordinatoren für Umweltschutz und Sicherheit benannt, die als Mittler zwischen den Fachabteilungen und den Umweltschutzbeauftragten fungieren. Dank des Umwelt- und Energiemanagementsystems können wir unsere Umwelt- und Energieziele systematisch umsetzen und jederzeit kritisch prüfen, ob wir weiter- hin auf dem richtigen Weg sind. Vorstand der RheinEnergie AG I II III IV Ausschuss für Umweltschutz und Sicherheit Leitung Umweltschutz und Arbeitssicherheit Notfallbeauftragter Brandschutzbeauftragter Bereichskoordinatoren für Umweltschutz und Sicherheit Beauftragte für: - Immissionsschutz - Gewässerschutz - Störfall - Strahlenschutz - Abfall - Gefahrgut - Schadstoffe - Energiemanagement Referenten für Umweltschutz Sicherheitsfachkräfte Betriebsarzt Vertreter Betriebsrat DIN EN ISO 50001 Seit 2015 nutzen wir ein unternehmensweites Energiemanagementsystem gemäß DIN EN ISO 50001. Seither erfassen und bewerten wir sämtliche energierelevanten Arbeitsabläufe. Auf Basis dieser Erhebung definieren wir strategische und operative Ziele und setzen daraus abgeleitete Projekte um. Ziel ist es, Energie möglichst effizient einzusetzen und Prozesse zu optimieren. Unsere Energiemanagement- Strategie haben wir erfolgreich weitergeführt: Im Berichtsjahr wurden durch externe Gutachter während eines dreitägigen Überwachungsaudits bei der RheinEnergie und ihrem Beteiligungsunternehmen BELKAW keine Abweichungen von der Norm DIN ENISO 50001 festgestellt. Das Zertifikat behält damit weiterhin seine Gültigkeit. 22 UMWELTBERICHT 2023

RHEINENERGIE UND UMWELTSCHUTZ Die DVGW-Cert bestätigte uns im Überwachungsaudit 2022 für die Wasserversor- gung − von der Gewinnung bis zur Verteilung − sowie den gesamten Technischen DIN EN ISO 9001 und 14001 Netzservice die erfolgreiche Führung eines integrierten Qualitäts- und Umweltma- nagementsystems nach DIN EN ISO 9001 und 14001. Wir optimieren und erweitern das System in den Bereichen Wasser und Technischer Netzservice fortlaufend, um unsere Umweltauswirkungen kontinuierlich im Blick zu haben und zu minimieren. Darüber hinaus helfen uns die Managementsysteme maximale Rechtssicherheit zu schaffen, Haftungsrisiken zu minimieren und die Unternehmensorganisation noch effizienter zu gestalten. Damit wir die Menschen in unserer Region zuverlässig mit Wasser-, Gas- und Strom versorgen können, müssen unsere Anlagen und Netze jederzeit einwandfrei funk- tionieren. Unser Technischer Netzservice ist verpflichtet, eine Aufbau- und Ablauf- organisation nach den Vorgaben des Technischen Sicherheitsmanagements zu unterhalten und diese regelmäßig überprüfen zu lassen. Im Jahr 2020 bescheinigten uns die unabhängigen Experten des Deutschen Vereins des Gas- und Wasser- faches e. V. (DVGW), der AGFW und des FNN/VDE zum wiederholten Male, dass unser Unternehmen über eine rechtssichere Aufbau- und Ablauforganisation in den Bereichen Gas, Wasser, Fernwärme und Strom verfügt und dort nach den anerkannten Regeln der Technik arbeitet. Die Urkunden haben eine Gültigkeit bis 2026. Nach drei Jahren erfolgt eine Zwischenprüfung. Die Zwischenprüfung im Jahr 2023 wurde aufgrund einer anstehenden Umorganisation des Technischen Netzservices auf Mai 2024 verlegt. Technisches Sicherheitsmanage- ment (TSM) UMWELTBERICHT 2023 23

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Energie Windkraft bekommt Rückenwind Bis 2035 wollen wir Köln klimaneutral mit Energie versorgen – darauf hat sich unser Unternehmen mit der Politik, der Stadtverwaltung und der Zivilgesellschaft geeinigt. Und dafür bauen wir unser Portfolio an Erneuerbare-Energien-Anlagen massiv aus. „Wenn wir unsere vereinbarten Ziele erreichen und die von der Politik gewünschten Quoten an Erneuerbaren Energien erreichen wollen, so müssen wir alle unsere Chancen dazu nutzen“, sagt Ulrich Bemmann, Leiter unseres Bereichs Erneuerbare Energien. „Das bedeutet auch, alle potenziellen Standorte in Köln ergebnisoffen zu prüfen und bei Eignung zu realisieren. Neben Solarthermie und Photovoltaik wollen wir auch die Energie des Windes stärker nutzen und erstmals Anlagen auf Kölner Stadtgebiet errichten." Unser Unternehmen hat das Stadtgebiet daraufhin unter- sucht, wo der Bau von Windkraftanlagen möglich wäre, und hat elf potenzielle Flächen identifiziert. Diese untersuchen wir nun näher. Die möglicherweise geeigneten Flächen wur- Viel Platz im Norden den anhand verschiedener Faktoren wie der Nähe zu Naturschutzgebieten oder der Schutzabstände zu Wohnsiedlungen oder dem Flughafen bewertet. Die größten und damit besten Flächen befinden sich im Kölner Norden, im Bereich westlich der A 57 und südlich von Roggendorf/Thenhoven sowie an der Rheinaue bei Worringen. Sie bieten Platz für bis zu neun bzw. vier Windenergieanlagen. „Es ist immer sinnvoll, eine Fläche optimal zu nutzen und mehrere Anlagen an einem Ort zusammen zu bauen. Das hat den Vorteil, dass die benötigte Sekundärtechnik wie Netzstationen zum Anschluss an das Stromnetz oder entsprechende Leitungswege nur einmal gebraucht werden“, sagt Ulrich Bemmann. Weitere Standorte in Köln kommen ebenfalls in Betracht.. Sie können tiefergehend betrachtet werden, wenn beispielsweise die Abstands- regelungen neu ausgestaltet werden. 26 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Nachdem wir den Antrag auf Genehmigung gestellt haben, werden die zuständigen Behörden untersuchen, ob die Flächen für den Bau der Windenergieanlagen geeignet sind. Zum Beispiel müssen Fragen zum Hochwasserschutz, zu Wechselwirkungen mit der Erdbebenmessstation und zu Umweltthemen wie Schattenwurf, Geräuschen und Zugvögeln geklärt werden. Die Bürgerinnen und Bürger im Kölner Norden konnten sich bereits im Rahmen einer Infoveranstaltung über die Vorhaben informieren und mit den Projektverantwortlichen austauschen. Für sie, aber auch für den Industriestandort Köln wären die Windenergieanlagen ein Gewinn. Ein Fortschritt für ganz Köln „Die Kölner Industrie erwartet schnellstmöglich lokal erzeugte, emissionsfreie Energie. Ein direkter Anschluss an Erneuerbare Energien wird zunehmend zum Standortkriterium und Wettbewerbsvorteil, sichert also Arbeitsplätze“, sagt Ulrich Bemmann. Wir sind dazu bereits in Gesprächen mit den großen Unternehmen im Kölner Norden, wie Ford, Deutsche Infineum und INEOS. Uns alle eint das Ziel, Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Lebensqualität miteinander zu verbinden. UMWELTBERICHT 2023 27

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Solar-Contracting: Köln nutzt den Sonnenschein Über 100 Jahre Tradition und in Energiefragen ganz up to date: Die Sportvereinigung 1920 Köln-Flittard e. V. setzt mithilfe unseres Unternehmens auf Solarenergie und nimmt die Energieversorgung ihrer Sportanlagen damit in die eigenen Hände. Der Verein ist einer unserer jüngsten Partner im Solar-Contracting. Nach der statischen Anpassung des Vereinsheimdaches konnten wir darauf eine PV-Anlage und dazu einen Batteriespeicher im Gebäude errichten. Die Maximalleistung von 15 Kilowatt aus den Modulen plus 12 Kilowatt vom Speicher reichen aus, um den Strombedarf des Vereins zu decken. Planung, Bau und Betrieb der Anlage übernehmen wir, während sich der Club über eine preiswerte und zugleich klimaschonende Stromversorgung freuen kann. Das Projekt steht für viele kleinere und größere Solaranlagen, die derzeit auf den Dächern von Kölner Eigenheimen und Unternehmen entstehen. So wurden allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2023 fast so viele Auf-Dach-PV-Anlagen angemeldet (1.232) wie im ganzen Jahr 2022 (1.567). Ein ähnliches Wachstum gilt für Balkon-PV-Anlagen. „Unsere Bemühungen, den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch der Wirtschaft die Nutzung von Solartechnik so einfach wie möglich zu machen, zeigen Wirkung: Was den Solarenergie-Ausbau angeht, drückt Köln aufs Tempo“, sagt unser Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht. In den vergangenen Monaten haben wir ausgewählte Industrie- und Gewerbe- betriebe im Großraum Köln sowie in West- und Süddeutschland über die Solar- energie-Nutzung informiert. Allein in Köln konnten wir rund 200 unserer Industrie- und Gewerbekunden zu konkreten Möglichkeiten beraten. „Immer mehr Unterneh- men möchten Solarenergie für sich nutzen“, sagt Isabelle Tönges, die Abteilungs- leiterin unseres Bereichs Geschäftsfeldentwicklung Energiedienstleistungen. „Wir helfen ihnen, sich von den schwankenden Energiepreisen unabhängig zu machen und gleichzeitig ihren Betrieb zu dekarbonisieren.“ 28 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Erste Projekte sind bereits in der Planung und Umsetzung. Große Industrieunter- nehmen im Kölner Norden planen gemeinsam mit uns leistungsstarke PV-Anlagen zur Ökostrom-Eigenversorgung. Im Sommer 2023 haben wir zudem für die KölnBäder GmbH das Ossendorfbad mit einer 134-Kilowatt-PV-Anlage ausgestattet. Unserem Schwesterunternehmen im Stadtwerke Köln Konzern dient der gewonnene Solar- strom in Zukunft ebenfalls zur Eigenversorgung. Selbstgewonnene Solarenergie selbst nutzen – das steht auch bei den Kölnerinnen und Kölnern hoch im Kurs. Der Erfolg unseres Beratungszentrums Treffpunkt Solar, zu dem wir seit 2022 gemeinsam mit der Stadt Köln und der Handwerkskammer zu Beliebter Treffpunkt Solar Köln einladen, belegt dies. Schon bis zur eigentlichen Eröff- nung der Räume am Parkgürtel konnten wir online mehr als 400 Personen zu Planung, Bau und Förderung von Solar- anlagen beraten. Bis Ende 2023 sind mehr als 1.600 weitere Termine hinzugekommen, persönlich vor Ort und online. „Die Nachfrage nach Informationen zu Technik und Um- setzung ist hoch und steigt weiter. Das freut uns sehr“, sagt Sebastian Bock, unser Teamleiter Energiedienstleistungen Privat- und Gewerbe- kunden. Um die Wartezeiten zu verkürzen, haben wir Anfang 2023 das Beratungs- team auf vier Personen verdoppelt und die Türen an Werktagen montags bis freitags geöffnet. „Wir konnten bereits Kölner Ratsfraktionen, Bundestagsabgeordnete, Vereine und Verbände sowie – was mich besonders freut – einige Schulklassen be- grüßen. Das zeigt: Es ist wichtig, allen interessierten Menschen einen Ort anzubieten, an dem sie die Möglichkeiten der Solarenergie live erleben können“, so Bock. Deshalb tourte unser Beratungsangebot im Sommer auch mit einem Tiny House durch die Kölner Veedel, um Bürgerinnen und Bürger praktisch vor ihrer eigenen Haustüre zu informieren. UMWELTBERICHT 2023 29

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Neuer Solarpower- Rekord in Mecklenburg- Vorpommern Noch größer, noch leistungsstärker: In Mecklenburg-Vorpommern entsteht unser bisher größter Solarpark mit Batteriespeicher. Mit einer Gesamtleistung von 32 Mega- wattpeak (MWp) wird er den bisherigen Power-Rekord unseres Solarparks im bayeri- schen Hemau (19 MWp) nahezu verdoppeln. Die neue Freiflächenanlage entsteht in der Nähe des Flugplatzes Müritz in den Gemeinden Lärz und Rechlin in Mecklenburg- Vorpommern. Am Netz liefert der Solarpark genug Strom, um damit rechnerisch rund 10.000 Haushalte ganzjährig mit Ökostrom zu versorgen. Ein weiteres Highlight des Projekts: Erstmals bauen wir neben der Anlage ein Batterie- speichersystem auf. Die Speicher der Firma INTILION haben eine Kapazität von sieben Megawattstunden (MWh) – damit steht ein Teil des Solarstroms auch nachts oder bei bewölktem Wetter zur Verfügung. Unser Partner GOLDBECK SOLAR hat bis zum Herbst 2023 die „Hardware“ der Anlage errichtet: Über 56.800 Module galt es per Hand auf die stählerne Unterkonstruktion zu montieren. Die Inbetriebnahme des rund 30 Hektar großen Solarparks ist für 2024 vorgesehen. Der neue Solarpark im Gemeindegebiet von Lärz und Rechlin ist für uns ein Meilen- stein auf dem Weg zur Klimaneutralität 2035. Mit dem Batteriespeicher schaffen wir die erforderliche Flexibilität, um den Strom auch dann zu vermarkten, wenn die Sonne nicht scheint. Besonders erfreulich: Wir haben erneut den Zuschlag bei einer Innova- tionsausschreibung erhalten. Innovationsausschreibungen sind Teil des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes. 30 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Solarenergie und Landwirtschaft im Einklang Sie sehen Förderungen für Erneuerbare-Energien-Technologien vor, wenn diese mit einem Energiespeicher kombiniert sind. Dabei muss mindestens ein Teil der Energie von der Sonne oder aus Windenergie an Land stammen. Für 20 MWp haben wir den Zuschlag erhalten. Einen Teil des erzeugten Photovoltaikstroms vermarkten wir aber auch ohne staatliche Förderung. Es ist nur der erste Schritt in das immer wichtiger werdende Geschäftsfeld der Stromvermarktung mithilfe von Batteriespeichern. Wie kaum eine andere Berufsgruppe spüren Landwirte den fortschreitenden Klima- wandel am eigenen Leib. Immer wieder viel zu trockene Sommer oder viel zu warme Winter sind nicht nur schlecht für die Natur, auch für die Landwirtschaft bedeuten diese Wetterkapriolen Ernteeinbußen und damit finanzielle Schäden. Ein Ausweg aus dieser Situation kann sein, einen Teil der Flächen für Erneuerbare Energien wie Photovoltaik- oder Windenergieanlagen zu nutzen. In der Vergangenheit standen viele Landwirte der Errichtung von Freiflächen-Solaranlagen auf ihren Flächen jedoch skeptisch gegenüber, bedeutete es doch den Wegfall dieser Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung. In den vergangenen Jahren sind allerdings Konzepte entwickelt worden, bei denen sowohl Photovoltaik-Anlagen als auch eine einträgliche Landwirtschaft in Einklang gebracht werden können. Sie erlauben es, die Flächen mehrfach zu nutzen. Eines dieser Konzepte sind sogenannte Biodiversitäts-Anlagen. Diese Anlagen erlauben es, die biologische Vielfalt auf den Flächen zu steigern. Das wird durch Innovative Konzepte für Solaranlagen eine großzügige Bauweise mit größeren Abständen zwischen den Modulreihen erreicht. Die Pflanzen und Tiere auf der Anlage können sich ungestört entwickeln. Somit fördert die Anlage die Artenvielfalt auf der genutzten Fläche und hat als Trittsteinbiotop ebenfalls einen positiven Effekt auf angrenzende Areale. UMWELTBERICHT 2023 31

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Auf den Flächen von Klaus Schumacher, einem Biolandwirt aus Morsbach im Ober- bergischen Kreis, planen wir derzeit unsere erste Biodiversitäts-Anlage. Klaus Schumacher unterhält einen 70 Hektar großen Grünlandbetrieb für Mutterkuhhaltung, der schon im Jahr 1998 komplett auf Bio umgestellt hat. Auf einem Drittel seiner Flächen soll nun eine Biodiversitäts-Anlage entstehen. „In den vergangenen Jahren haben wir beobachtet, dass unsere Erträge aus der Viehhaltung angesichts des fortschreitenden Klimawandels immer weniger werden. Deshalb haben wir uns entschlossen, einen Teil unserer Flächen für die Photovoltaik zu nutzen. Neben der Landwirtschaft ist die geplante Photovoltaik-Anlage für unseren Betrieb ein zweites Standbein. Denn damit hätten wir stabile Einnahmen in unsicheren Zeiten. Mit der RheinEnergie haben wir dabei eine verlässliche Partnerin aus der Region gefunden, die für unsere Anliegen stets ein offenes Ohr hat“, sagt Klaus Schumacher. Biodiversitäts-Anlagen sind ein Gewinn für die Tier- und Pflanzenwelt vor Ort. Über die Nutzungsdauer der Anlagen von 25 bis 30 Jahren werden die Böden weder ge- düngt noch mit Pestiziden behandelt. Sie können sich also erholen und bieten zudem geschützten Lebensraum für bodenbrütende Vogelarten. Nach Ende der Nutzung der Solaranlagen können die Flächen wieder der Landwirtschaft zurückgeführt werden. 32 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ „Um die Ausbauziele für die Photovoltaik in Deutschland zu erreichen, dürfen wir keine Flächen von vornherein ausschließen. Konzepte wie Biodiversitäts-Anlagen eröffnen uns die Möglichkeit, sowohl Photovoltaik als auch Landwirtschaft auf einer Fläche zu betreiben. Damit werden die Konflikte zwischen der Landwirtschaft und der Energieerzeugung entschärft“, sagt Marvin Mikolajczak, Projektentwickler für Photovoltaik-Anlagen in der Abteilung Erneuerbare Energien (EE). Klimaschutz und Erneuerbare Energien für alle – das schaffen wir mit unseren großen Wind- und Solarparks. Doch auch jeder und jede Einzelne kann etwas für die klimaschonende Energieversorgung tun und mit einer Solar-Steckeranlage, Strom von Balkonien auch bekannt als Balkonkraftwerk, Ökostrom ganz einfach selbst erzeugen. Das Modul ist schnell am Balkongeländer, an der Hauswand oder im Garten montiert und darf bis zu 600 Watt, ab Januar 2024 bis zu 800 Watt Sonnenstrom ins heimische Energienetz einspeisen. Eine behördliche Genehmigung braucht es für Anlagen dieser Leistungsgrö- ßen nicht. Nötig ist nur die Anmeldung beim örtlichen Netz- betreiber – in Köln ist das die Rheinische NETZGesellschaft mbH (RNG) – sowie die Registrierung im Marktstammdaten- register der Bundesnetzagentur. Weil private Stromerzeuger den Aufwand des Anmeldeprozesses mitunter scheuen, machen wir es den Menschen in unserem Versorgungsgebiet leicht: Über ein Online-Formular auf unserer Internetseite lässt sich eine Anlage innerhalb weniger Minuten bei der RNG anmelden, auch rückwirkend. Hinterlegt werden müssen nur die Anschlussadresse, technische Anlagendaten wie Modul- und Wechsel- richterleistung, der Herstellertyp sowie die Nummer des Stromzählers. Die RNG prüft einen notwendigen Zählerwechsel und beauftragt diesen direkt, falls nötig. Die Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erfolgt ebenfalls online. Mehr Infos zum Thema (Mini-)Photovoltaik gibt es hier! UMWELTBERICHT 2023 33

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Selbst ist der Energieversorger! Um uns selbst mit vor Ort erzeugtem Ökostrom zu versorgen, haben wir mehrere Gebäude auf dem Gelände unserer Hauptverwaltung am Parkgürtel in Köln-Neu- ehrenfeld mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet. „Unsere Hallendächer sind für Photovoltaik-Anlagen prädestiniert: Sie sind groß, flach und nicht verschattet. Es gibt also viele gute Gründe, die Sonne über der RheinEnergie scheinen zu lassen“, sagt unsere Kaufmännische Vorständin Birgit Lichtenstein, die auch für unser Gebäudemanagement verantwortlich ist. Im ersten Schritt haben wir im Frühsommer auf einer Fläche, die fast so groß ist wie ein halbes Fußballfeld, rund 1.400 Solarmodule installiert. Sie haben eine Leistung von 540 Kilowatt und werden jährlich ca. 520.000 Kilowattstunden Sonnenstrom in unser Eigenversorgungsnetz einspeisen. Durch die Verdrängung konventioneller Stromerzeu- gung spart die Anlage jährlich rund 356 Tonnen Treibhausgas-Emissionen ein. Bis Ende 2023 kamen zwei weitere Anlagen auf Gebäudedächern auf unserem Gelände hinzu. Im Endausbau, der Ende 2024 erreicht wird, haben wir eine Gesamt- spitzenleistung von rund 1,8 Megawatt installiert – und betreiben damit eine der leistungsstärksten Aufdachanlagen in Köln. Alle Solarmodule zusammengenommen liefern dann an sonnigen Tagen genug Ökostrom, um rund zwei Drittel des Energie- bedarfs unserer Hauptverwaltung zu decken. 34 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Holzpellets statt Ölfeuerung „Solarenergie spielt in unserer Klimaschutzstrategie eine wichtige Rolle. Insbesondere unsere Heimatstadt Köln hat großes Potenzial dafür. Mit der Nutzung der geeigneten Dachflächen an unserem Unternehmenssitz setzen wir ein beispielgebendes Zeichen für den wei- teren Photovoltaik-Ausbau in der ganzen Stadt“, sagt unser Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht. Nahwärme gab es im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Bergisch Gladbach schon immer – bloß wurde die bislang mit einer alten Ölfeuerung erzeugt. Seit 2023 arbeitet im historischen Kesselhaus eine moderne Holzpellet-Anlage. Unser Tochterunter- nehmen BELKAW hat die Anlage installiert und ist auch für Betrieb und Wartung zuständig. Kern des Nahwärmenetzes sind zwei Pelletkessel mit einer Leistung von 540 Kilowatt und 400 Kilo- watt. Sie versorgen 25 Gebäude auf dem weitläufi- gen Gelände mit nachhaltig erzeugter Wärme und warmem Wasser und heizen die Wohneinheiten und Tagesgruppenräume ebenso wie die Büros, die Aula und die Kirche des Kinderdorfs. Die Instal- lation der neuen Anlage, die eine alte Ölheizung ersetzt, war aufwendig, da das von Stararchitekt Gottfried Böhm entworfene, 1965 fertiggestellte Kinderdorf seit 2011 unter Denkmalschutz steht. Darum mussten die Ingenieure nicht nur die Anfor- derungen der Technik beachten, sondern beispiels- weise auch die Farbe von Materialien oder die zulässige Größe notwendiger Wanddurchbrüche. UMWELTBERICHT 2023 35

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Da das Kinderdorf durchgängig Wärme und Warmwasser benötigt, mussten alle Arbeiten im laufenden Betrieb stattfinden. Die Versor- gungslücke zwischen dem Ausbau der alten Anlage und dem Start der neuen überbrückten wir mit einer mobilen Nahwärmeeinheit. Für zunächst 15 Jahre kümmert sich die BELKAW um die neue Heizung. „Diese Contractinglösung hat für uns viele Vorteile“, sagt Kinderdorf-Leiterin Umbau im laufenden Betrieb Jutta Menne, „vor allem entfallen die nicht unerheblichen Investitions- kosten.“ Außerdem müsse sich das Kinderdorf weder um die Wartung der Anlage kümmern noch um etwaige Reparaturen oder den Brennstoff- einkauf. „Unsere Techniker überwachen die Anlage per Fernwartung“, sagt BELKAW-Geschäftsführer Manfred Habrunner, „und sorgen so an 365 Tagen im Jahr für einen einwandfreien Betrieb.“ Zudem seien sie im Notfall sehr schnell vor Ort. Der effiziente Einsatz von Pellets aus zertifizierter, nachhaltiger Produktion spart im Vergleich zur alten Anlage jährlich rund 450 Tonnen klimaschädlichen Kohlendioxids ein und senkt so die CO2-Belastung für die Umwelt und die Kosten für den Träger des Kinder- und Jugenddorfs. Und mit der neuen Anlage muss längst noch nicht Schluss sein: „Es gibt bereits Planungen zum Betrieb von Photovoltaik-Anlagen. Unsere Dachflächen haben mehr als 5.000 Quadratmeter – das Potenzial ist riesig“, sagt Jutta Menne. Beitrag für Umwelt und Klima 36 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Der BioCampus Cologne, ein Technologiepark für Zukunftsideen, stellt Start-ups und anderen innovativen Unternehmen in Bocklemünd Flächen für Büros, Werkstätten, Labore und Events zur Verfügung. Die Unternehmen bekommen so die Möglichkeit, Innovationen in einem auf sie zugeschnittenen Umfeld zu entwickeln. Im Jahr 2021 hat sich der BioCampus entschlossen, die bisherige Wärmeversorgung auf regene- rative Energiequellen umzustellen. Unser Energiedienstleistungsteam „next energy solutions“ hat verschiedene Möglichkeiten geprüft und entschieden, die Liegenschaft Fernwärme für den BioCampus Cologne an unsere Fernwärmeversorgung anzuschließen. Rund 26.000 m² Fläche sind zu beheizen, zuzüglich ca. 11.600 m² Ausbaureserve. Die geplante Wärme- leistung beträgt vier Megawatt. Zum Vergleich: Die Anschlussleistung für ein Einfamilienhaus beläuft sich auf ca. sechs bis 15 Kilowatt. Zunächst haben unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Planung und Umsetzung ein Fern- wärmenetz von 1.200 Meter Länge geplant und gebaut. Während der Umbauphase lief die Versor- gung des BioCampus über eine provisorische Heiz- zentrale mit zwei Kesseln und einer Pumpstation. Jedes Gebäude des BioCampus bekam eine neue Fernwärmeübergabestation und wurde dann von der Bestandsversorgung getrennt. „Mit der Fernwärme können wir leitungsgebunden große Teile im Stadt- gebiet perspektivisch klimaneutral versorgen. Dazu sind aber erhebliche Anstrengungen erforderlich“, sagt Rolf Scheerer, Projektleiter in unserem Vertrieb. „In Zusammenarbeit mit vielen Kolleginnen und Kollegen stellen wir uns dieser herausfordernden Aufgabe. Das Projekt auf dem BioCampus Cologne zeigt, dass wir es gemeinsam auch schaffen können.“ Im Laufe des Jahres 2023 konnten alle Provisorien auf dem Gelände zurückgebaut werden und der Anschluss an unser Fernwärmenetz ist nun dauerhaft gewährleistet. Der BioCampus ist damit optimal für die Zukunft aufgestellt. UMWELTBERICHT 2023 37

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Technik Wärme zu jeder Tageszeit Unser Heizkraftwerk in Merheim arbeitet supereffizient: 90 Prozent des eingesetzten Brennstoffs Erdgas können dort in direkt nutzbare Fernwärme und Strom umgewandelt werden. Nun ergänzen wir die Anlage um einen Fernwärmespeicher, der das System noch ein Stück weiter optimiert. 2023 haben wir mit dem Bau des Speichers direkt neben dem eigentlichen Blockheizkraftwerk begonnen. Der zylindrische Bau ist 23 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 14 Metern und fasst rund 2.700 Kubikmeter Heißwasser. Die Spitzentemperatur des dort gespeicherten Wassers beträgt 95 Grad Celsius. „Der Verbund aus Kraft-Wärme-Kopplung und Wärmespeicher optimiert die Energieerzeugung weiter“, sagt Ingo Schönfuß, Leiter Kraftwerke Süd. „Wir können die Strom- und Wärmeanteile noch flexibler steuern, was Primärenergie und damit Kosten Sonnenwärme für Kölns Osten und Emissionen einspart.“ Und wir denken noch weiter: An unserem Standort Merheim wollen wir auch zeigen, wie Erneuerbare Energien die Wärmeversorgung bereichern können. In Zukunft könnte eine Freiflächen-Solarthermie-Anlage neben dem Heizkraftwerk einen Teil der Fernwärme erzeugen. Die Energie des Sonnenlichts würde dann direkt in nutzbare Wärme umgewandelt und ließe sich ebenfalls an den Wärmespeicher koppeln. Dank dieses Puffers könnte man die Sonnenwärme auch abends und nachts nutzen. „Wir müssen den Anteil der Erneuerbaren Energien in der Wärme- erzeugung steigern, um unser Ziel der klimaneutralen Energieversorgung bis 2035 zu erreichen. In Merheim machen wir dazu den nächsten Schritt“, sagt Ingo Schönfuß. 38 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Unser Heizkraftwerk in Merheim ist ein Garant für die Versorgungssicherheit mit Fernwärme und Strom im Kölner Osten. Neben den Stadtteilen Merheim und Neubrück erhalten auch das Klinikum in Merheim und das Krankenhaus Holweide ihre Wärme aus diesem Heizkraftwerk. Update spart 50.000 Tonnen CO2 ein Vor drei Jahren haben wir den Energiestandort grund- legend modernisiert. So wurden die Gas-und-Dampfturbinen-Anlage und ein alter Heizkessel für Fernwärme durch ein hochmodernes, dreimoduliges Blockheizkraft- werk (BHKW) ersetzt. Das Update spart gegenüber der alten Technik seitdem jährlich 50.000 Tonnen CO2 ein. Die drei neuen BHKW-Module mit einer Leistung von jeweils elf Megawatt elektrischer und jeweils zehn Megawatt thermischer Energie können unabhängig voneinander arbeiten und bei hohem Energiebedarf gleichzeitig in Betrieb gehen. Durch die Kopplung mit einer Solarthermieanlage und dem Wärmespeicher würden die mit Erdgas betriebenen BHKW-Module in Zukunft weniger leisten müssen – gut für den Klimaschutz. UMWELTBERICHT 2023 39

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Neue Power für den Windpark Weimar Etwa 20 bis 25 Jahre – das ist die durchschnittliche Lebensdauer einer Windenergie- anlage. Irgendwann um dieses Alter herum rechnen sich Reparaturen nicht mehr, die staatliche Förderung ist ausgelaufen und der Markt bietet weiterentwickelte, effizientere Technik an. Das ist der Zeitpunkt, zu dem Windparkbetreiber ein Repowering planen. Das heißt oft: an einem bestehenden Standort die alten Anlagen durch wenige neue, dafür aber leistungsstärkere zu ersetzen. Dadurch verringert sich die Zahl der Windräder am Standort, bei zumeist mehr Energieertrag. Nun steht bei uns das erste Repowering-Projekt an: in unserem Windpark bei Weimar, etwa 16 Kilometer außerhalb der Stadt, der bereits seit 2002 existiert. Die RheinEnergie hat ihn 2009 übernommen und betreibt seitdem die insgesamt acht Windenergie- anlagen der 1,5-Megawatt-Klasse mit einer Gesamtleistung von zwölf Megawatt. „Zusammen mit einem Projektentwickler werden wir zunächst sechs der acht Be- standsanlagen durch drei neue, höhere und leistungsstärkere Windenergieanlagen ersetzen“, sagt unser Projektleiter Thomas Klodt. „Zwei der neuen Anlagen betreiben dann wir, eine unser Partner, hinzu kommt ein gemeinsam genutztes Umspannwerk.“ 40 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Insgesamt investieren wir rund 21 Mo. Euro in den Standort. Vor Bau- beginn müssen die bisherigen Anlagen zurückgebaut werden. „Un- sere neuen Anlagen werden die alten überragen, in den Ausmaßen und der Nennleistung“, so Thomas Klodt. Mit einer Gesamthöhe von 239 bzw. 246 Metern sind die neuen Windräder doppelt so hoch wie Energie für mehr als 7.000 Haushalte jedes der sechs alten. Und während ein einzelnes Windrad mit jeweils 5,7 Megawatt so viel leistet wie die bisherigen sechs Anlagen zusammen, liefern unsere beiden neuen Windräder dank effizienterer Technik und Windausbeute mit jährlich rund 25,5 Mio. Kilowattstunden etwa elf Mio. Kilowattstunden mehr. Das reicht aus, um ca. 7.150 Vier-Personen- Haushalte ein Jahr mit Energie zu versorgen. Mit der Anlage unseres Partners steigen Leistung und Strommenge noch einmal. Mehr derart große Anlagen wären an dem Standort wegen der aktuell geltenden Abstandsregelungen nicht möglich gewesen. Denn mit der Größe der Windräder muss schließlich auch die Distanz zwischen ihnen wachsen. „Gefreut hat uns, dass im Rahmen der Bürgerbeteiligung weder die Anwohnerinnen und Anwohner noch Umweltverbände Einwände gegen das Projekt erhoben haben“, so Thomas Klodt. Mit weniger Windrädern wird der Windpark aufgeräumter wirken und dennoch einen angemessenen Beitrag zur Energiewende leisten. Die neuen Windräder werden wieder etwa 20 bis 25 Jahre lang Ökostrom erzeugen können. Und wenn die Zeit gekommen ist, werden wir auch unsere weiteren Wind- energiestandorte nach und nach repowern. Genug zu tun gibt es: Immerhin betrei- ben wir aktuell 26 Windparks mit insgesamt 107 Anlagen und einer installierten Leistung von mehr als 172 Megawatt. UMWELTBERICHT 2023 41

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Neubrück wird zum KlimaVeedel Der Kölner Stadtteil Neubrück soll Vorreiter für die Energiewende im Quartier werden. Das rechts- rheinische Veedel ist in den Jahren 1965 bis 1970 auf dem Rollfeld des ehemaligen Fliegerhorstes Ostheim als geschlossene Siedlung entstanden. Bei der Bebauung achtete die Stadt Köln auf eine durchmischte Nachbarschaft von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie mehrgeschossigen Wohngebäuden – Köln im Kleinen sozusagen. Nun wird Neubrück zum ersten RheinEnergie-KlimaVeedel – ein neues Projekt, das wir unter dem Dach von SmartCity Cologne ins Leben gerufen haben und das in der Startphase von der Koordinationsstelle Klimaschutz der Stadt Köln begleitet wird. Das ganze Veedel wird zu einem Reallabor. „Zusammen mit den Neubrückerinnen und Neubrückern schauen wir uns deren Energie- themen vor Ort genau an. Dann werden gemeinsam mit allen Partnern kreative Lösungen für eine nachhaltigere Energie- versorgung und -nutzung entwickelt und erprobt“, sagt Sohrab Roostai aus unserer Strategischen Unternehmensentwicklung. Das Ziel: In zehn Jahren soll der Gebäu- desektor im Stadtteil CO2-frei sein. Damit könnte das KlimaVeedel Neubrück zum Leuchtturmprojekt und Vorreiter werden, für andere Stadtteile und über Köln hinaus. Gelingen soll dies vor allem durch die Sanierung der Häuser. Wir versorgen Neubrück zwar zu großen Teilen bereits mit klimaschonender Fern- wärme aus unserem Heizkraftwerk Merheim, die meisten Gebäude in Neubrück haben aber bisher Zusammen sanieren und sparen keine Dämmung. Die Folge: Die Heizwärme wird nicht effizient genutzt. „Wir möchten die Neubrücker dabei unterstützen, ihre Häuser zu dämmen, die Fenster zu moderni- sieren und Photovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern zu installieren“, sagt Roostai. 42 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Und wie sich das in einem echten Veedel gehört, gibt es dabei viel Unterstützung. Das heißt konkret: Interessierte Anwohnerinnen und Anwohner werden beraten und bekommen Hilfe bei der Umsetzung. „Wir möchten im KlimaVeedel Neubrück alle Menschen abholen, ihnen die Sorgen nehmen und zugleich Lösungen zeigen, die allen Bürgerinnen und Bürgern erlauben, an der Energiewende teilzunehmen“, sagt unser Vertriebsvorstand Stephan Segbers. Ein weiterer Vorteil des KlimaVeedels: Es ermöglicht die Bündelung der verschiedenen Vorhaben. Dadurch lassen sich Sanierungsmaßnahmen preiswerter und schneller umsetzen. Denn wenn ein Handwerker gleich mehrere Dächer in einer Neubrücker Straße mit Photovoltaik-Anlagen ausrüstet, spart das im Einzelfall Zeit und Geld. Das KlimaVeedel muss sich nicht auf die energe- tische Sanierung der Gebäude beschränken, auch E-Ladesäulen, smarte Leuchten und vieles mehr sind denkbar. Die Stadt Köln und wir möchten dazu Nachhaltige Bausteine mit Start-ups und Bürgerinitiativen sowie weiteren Partnern zusammenarbeiten und Synergien mit der Initiative SmartCity Cologne schaffen. „Denn uns alle eint das Ziel, ein nachhaltiges, smartes, zukunftsfähiges und lebenswertes Köln zu schaffen." UMWELTBERICHT 2023 43

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Köln ist H2-ready Bisher spielte Wasserstoff in der Energieerzeugung keine große Rolle, doch das ändert sich derzeit rasant. Denn in Zeiten mit wenig Wind und Sonne brauchen wir für ein stabiles Energienetz weiterhin steuerbare (Heiz-)Kraftwerke. Und die sollen bald nicht mehr mit Erdgas, sondern klimaschonend betrieben werden – vor allem mit Wasserstoff. Dazu müssen die Anlagen auf den erneuerbaren Brennstoff umgestellt werden. In Wien zeigt sich derzeit, ob das wie geplant funktioniert. Im Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) Donaustadt von Wien Energie wird Wasser- stoff dem normalerweise eingesetzten Energieträger Erdgas im Alltagsbetrieb beigemischt. Es ist der weltweit erste Versuch dieser Art an einer kommer- ziell genutzten GuD-Anlage in dieser Leistungs- klasse. Wir sind gemeinsam mit den Energiever- sorgern Wien Energie und VERBUND sowie dem Turbinenhersteller Siemens Energy an diesem Test beteiligt. Denn die in Wien genutzte Gasturbine ist nahezu baugleich mit jener in unserem GuD-Kraftwerk Niehl 2. „In Wien werden die Weichen für die zukünftige Energieversorgung in Europa gestellt. Das ist auch für die Wärmewende in Köln richtungsweisend. Denn flexibel regelbare Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerke wie Niehl 2 und 3 sind für die Fernwärme- versorgung und die Kölner Wärmewende unverzichtbar“, sagt unser Vorstandsvor- sitzender Andreas Feicht. Die Projektpartner investieren rund zehn Mio. Euro in das 2021 gestartete Projekt. Nach der Umrüstung der Gasturbine im Sommer 2022 wurde zwischen Juli und September 2023 dem Erdgas an mehreren Testtagen Wasserstoff beigemischt, steigend von fünf bis zu 15 Volumenprozent. Schon mit diesem Wasserstoffanteil lassen sich im Kraftwerk Donaustadt jedes Jahr rund 33.000 Tonnen CO2 vermei- den. Später kann der Anteil auf rund 30 Volumenprozent steigen. Ist der Versuch erfolgreich, soll die Anlage für den Dauerbetrieb zertifiziert werden. „Der Betriebs- versuch nützt den Menschen, die wir mit Energie, vor allem mit Wärme, beliefern. Die dekarbonisierte Wärmebereitstellung ist einer der wichtigsten Bausteine für einen effektiven Klimaschutz“, erklärt Andreas Feicht. 44 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Von dem im Kraftwerk Donaustadt eingesetzten Gasturbinenmodell sind allein in Europa über 115 Anlagen im Einsatz. Der Betriebsversuch ist also international von Bedeutung. Auch weil parallel der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur und -wirtschaft auf Hochtouren läuft. Mit ihrer überarbeiteten Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung den Weg für umfangreiche Investitionen in Erzeugung, Transport und Speicherung von H2 freigemacht. Die Energieerzeugung aus Wasserstoff soll in Deutschland bis 2035 auf 15 Gigawatt steigen. Gleichwohl wird Deutschland zwei Drittel des benötigten Wasserstoffs importieren müssen. In Zukunft kein Problem: Einer Studie der Inter- national Renewable Energy Agency (IRENA) zufolge hat Europa bis 2050 ein theo- retisches Potenzial Erneuerbarer Energien, um damit rund 24.000 Terawattstunden preiswertes H2 zu erzeugen – das entspricht dem Zehnfachen des deutschen Endenergieverbrauchs. Bis 2037 wird in Deutschland ein Startnetz von 11.200 Kilometern Wasserstoff- Pipelines entstehen, von dem vor allem die Industrie und KWK-Anlagen unter anderem entlang der Rheinschiene, also auch in Köln, profitieren wird. Europaweit bekommt Köln somit über das „European Hydrogen Backbone“ einen optimalen Anschluss an den windreichen Nordseeraum. Gut und günstig: Für die Verteilung des Wasser-stoffs lässt sich perspektivisch auch das bestehende Gasverteilnetz der RheinEnergie bzw. der Rheinischen NETZGesellschaft, das weitgehend wasser- stofftauglich ist, anpassen und nutzen – auch hier ist Köln also H2-ready. UMWELTBERICHT 2023 45

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Wärmeplanung in Köln – eine Mammutaufgabe Der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf kohlenstofffreie Energiequellen der Wärme ist eine enorme Herausforderung. Unser Unternehmen geht sie entschlossen an, indem wir das Fernwärmenetz ausbauen und auf einen Mix aus Techniken setzen. Nach Plänen der Bundesregierung müssen Städte und Gemeinden in Deutschland, die mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben, bis spätestens Sommer 2026 eine flächendeckende Wärmeplanung vorlegen. Dies sieht das Wärmeplanungs- gesetz (WPG) vor, das am 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. Das wesentliche Ziel des Gesetzes ist die treibhausgasneutrale Wärmeversorgung bis spätestens 2045. Das Instrument der Wärmeplanung soll die mittel- und langfristige Gestaltung der Wärmeversorgung in den einzelnen Wärmeversorgungsgebieten beschreiben und somit Planungssicherheit für alle beteiligten Akteure bieten. Dabei kann unter an- derem festgelegt werden, welche Energieträger bzw. -technologien überwiegend oder gar vollständig in welchen Straßenzügen zur Beheizung zum Einsatz kommen sollen. Zwar ist für die Erstellung der Wärmeplanung die jeweilige Kommune zustän- dig, dem örtlichen Energieversorger kommt dabei jedoch eine wichtige Rolle zu. Bei der Erstellung der Wärmeplanung in Köln ist deshalb unser Unternehmen maßgeblich eingebunden. Das WPG schreibt der Fernwärme für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung eine bedeutende Rolle zu. Netztransformation in der Innenstadt Als die RheinEnergie setzen wir seit vielen Jahren auf Fernwärme in Kombination mit der äußerst effizienten Kraft-Wärme-Kopplung, wenn es um die Wärmeversorgung einer Großstadt mit ihren dicht bebauten Quartieren geht. In den vergangenen Jahrzehnten sind drei große Fernwärmenetze entstanden, mit denen wir nicht nur die Kölner Bevölkerung, sondern auch die großen Industriebetriebe in der Stadt wie etwa die Ford-Werke mit Wärme und Prozessdampf versorgen. Insbesondere in der Kölner Innenstadt, also in dem Gebiet innerhalb des Grüngürtels und dem Stadtteil Deutz, sind viele Gebäude an das Fernwärmenetz der RheinEnergie angeschlossen. 46 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Die Pläne für eine schrittweise Dekarbonisierung des Innenstadtnetzes sind bereits weit fortgeschritten. Im Jahr 2023 haben viele Kolleginnen und Kollegen aus unter- schiedlichen Fachabteilungen wie Fernwärme und Projektmanagement, den Kraft- werken sowie der Rheinischen NETZGesellschaft (RNG) an einem entsprechenden Plan gearbeitet. Er bildet die Grundlage für den zeitlichen, technischen und wirt- schaftlichen Um- und Ausbau unseres Wärmenetzsystems. Ziel ist es, die in Köln angestrebte Klimaneutralität möglichst bis zum Jahr 2035 – und damit zehn Jahre früher als gesetzlich gefordert – zu erreichen. „Bei der Erstellung des Transformationsplans haben wir uns von drei Fragen leiten lassen: Wie viel Fernwärme müssen wir zusätzlich produzieren? Welche Technologien stehen uns zur Verfügung? Und wie viel zusätzliches Netz müssen wir bauen?“, sagt unser Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht. Derzeit stimmen die Verantwortlichen der Stadt Köln über die Pläne ab; anschließend finalisieren unsere Kolleginnen und Kollegen die Ergebnisse. UMWELTBERICHT 2023 47

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Ein Mix aus Techniken Um das Kölner Fernwärmenetz zu dekarbonisieren, werden wir auf einen Mix aus unterschiedlichen Techniken setzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Großwärmepumpen, die an unseren Heizkraft- werksstandorten entstehen sollen. Konkrete Planungen gibt es schon für eine Großwärmepumpe an unserem Heizkraftwerk in Niehl (s. Special Report, S. 100). Die mit einer Wärmeleistung von etwa 150 Megawatt ausgestattete Pumpe wird die Wärmeenergie des Rheins nutzen, um damit ausreichend Fernwärme für die Versorgung von mindestens 30.000 Kölner Haushalten zu erzeugen. Sie wäre die größte ihrer Art in ganz Europa. Die Bauarbeiten an unserem Standort in Niehl sollen 2024 beginnen, bis zum Jahr 2027 soll die Wärmepumpe in Betrieb gehen. Neben Großwärmepumpen wird auch Wasserstoff in unseren Bestandskraftwerken eine große Rolle spielen. „Auch in Zukunft werden wir mit unseren modernen Heiz- kraftwerken die Wärmeversorgung in der Stadt sicherstellen. Nur werden wir dort kein Erdgas mehr einsetzen, sondern Wasserstoff. Den Weg beschreiten wir über die schrittweise Beimischung zum Erdgas. Gemeinsam mit unseren Kolle- ginnen und Kollegen von Wien Energie und Siemens machen wir ein Pilotprojekt, wie die Umrüstung von Bestandskraft- werken auf Wasserstoff gelingen kann“, sagt Andreas Feicht (s. S. 44). Es werde jedoch Gebiete in der Stadt geben, die wir aus technischen oder wirtschaft- lichen Gründen nicht an die Fernwärme anschließen können. Dort könnten sogenannte Inselnetze entstehen, also geschlossene Gebiete, die über ein dekarbonisiertes Nah- wärmenetz, beispielsweise über kalte Nahwärme, versorgt werden. 48 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Zusätzlich zu der Umrüstung in den Kraftwerken wollen wir auch das bereits vorhandene Fernwärmenetz in den kom- menden Jahren erheblich ausbauen. Derzeit hat es eine Länge von rund 380 Kilometern. Bis zum Jahr 2030 soll es Das Fernwärme- netz wächst um weitere 50 Kilometer wachsen. Bis 2035 kommen noch einmal 150 Kilometer hinzu. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, müssen rein rechnerisch pro Monat 1,1 Kilo- meter Wärmeleitung in Köln entstehen. Das ist nicht nur eine Mammutaufgabe für die Planung und den Bau, auch auf die Bevölkerung Kölns kommen Einschränkungen in Form von gesperrten Straßen und wegfallenden Parkplätzen zu. Doch die Arbeiten sind kein Selbstzweck, denn sie tragen dazu bei, Kölns Wärmeversorgung für die nächs- ten Jahrzehnte klimaneutral zu gestalten und dabei die Fernwärme möglichst vielen neuen Kundinnen und Kunden zugänglich zu machen. „Im Wärmemarkt gibt es keine Schablonen. Wir müssen uns buchstäblich jede Straße und jedes Haus anschauen und überlegen, wie wir dort die Wärmeversorgung sicher- stellen können. Dabei müssen viele Rädchen ineinandergreifen“, erklärt Andreas Feicht. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Unterstützung der Stadt Köln bei den nötigen Genehmigungsverfahren. UMWELTBERICHT 2023 49

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Intelligente Anlagen- steuerung mit KI Mit der optimalen Regelung von Heizwerken lassen sich zusätzlich Energie und damit auch Emissionen einsparen. In einem Pilotprojekt loten wir dieses Potenzial jetzt mithil- fe Künstlicher Intelligenz (KI) gemeinsam mit Forschenden des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kaiserslautern aus. Angestoßen hat das Pilotprojekt Nico Kandziora, Projektingenieur Gebäudeautomation in unserem EDL-Bereich „next energy solutions“. Mitte Februar 2023 wurde er bei einer Elektro- technik-Messe in Dortmund auf das Pfälzer Mathematikerteam aufmerksam. Im anschließenden Gespräch wurde schnell klar, dass die vorgestellten Methoden der Künstlichen Intelligenz auch für unsere Anlagen- technik interessant sind. Denn die KI-gestützten Technologien können helfen, den Energiebedarf vorausschauend zu planen und optimal zu steuern, sodass wir unseren Kundinnen und Kunden eine effiziente, emissionsarme und schließlich auch kosten- sparende Energieversorgung anbieten können. Das Pilotprojekt läuft seit Oktober in unserer Nahwär- meanlage „Blauer Hof“ in Köln-Mülheim. Dort befindet sich eine Heizzentrale mit zwei Gas-Brennwertkesseln und einem Gas-Nieder- temperaturkessel sowie einer gesamten Wärmeleistung von 3.122 Kilowatt. Das rund 3.500 Meter lange Nahwärmenetz (inklusive Vor- und Rücklaufleitungen) versorgt im Quartier schätzungsweise 1.110 Personen. Primärenergie einsparen Im Pilotprojekt geht es zunächst darum, innerhalb der Wärme- erzeugungs-Anlage die Stellschrauben zu identifizieren, die Optimierungspotenzial aufweisen. „Dafür schauen wir uns die historischen Datensätze des Heizwerks und seine orts- typischen Spezifikationen an. Mit diesen Informationen erstellen wir dann einen Digi- talen Zwilling der Anlage“, erläutert Dr. Christian Salzig, Teamleiter „Digitale Zwillinge und prädiktive Regelung“ am Fraunhofer ITWM. „In der zweiten Projektphase imple- mentieren wir den entwickelten Algorithmus in die simulierte Anlage und validieren die Ergebnisse.“ 50 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Danach geht es von der virtuellen in die reale Welt, das heißt in den Schaltschrank. Dort wird über das Steuerungssystem die erforderliche Aktion ausgeführt und das Energiesparpotenzial über Pumpen oder Ventile in die Praxis umgesetzt. Für die optimierte Wärmeversorgung im Nahwärmenetz bedeutet das: Zunächst wird dank der gesammelten Daten die Wärmeenergie im Sekundärkreislauf an den aktuellen und prognostizierten Bedarf der Verbrauchenden angepasst. Wärmeoptimierung in zwei Schritten Dabei wird sichergestellt, dass das Wasser im Wärmekreislauf nicht zu kalt und auch nicht zu warm ist, um Energieverluste zu vermeiden. Danach optimieren die Forschenden des Fraunhofer ITWM den Primärkreislauf, also die Anlagentechnik. Hierzu zählen unter anderem gasbefeuerte Kessel. Diese regeln den Kesselbetrieb so, dass die im ersten Schritt als notwendig identifizierte Wärmeenergie möglichst effizient und passgenau zur Verfügung steht. So steigern wir mit Künstlicher Intelligenz unsere Performance im Energie- und Anlagenmanagement und senken gleichzeitig den Energieverbrauch sowie die CO2-Emissionen unserer Kundinnen und Kunden. UMWELTBERICHT 2023 51

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Dampfturbine am Zugweg zieht aus 47 Jahre lang versorgte eine Dampfturbine vom Standort Zugweg aus die Kölnerinnen und Kölner zuverlässig mit Strom und Wärme. Im Jahr 2017 wurde sie außer Betrieb genommen. Nun wird sie seit über einem halben Jahr demontiert, um Platz für neue, moderne Technologien zu schaffen und den Anteil von Trägern für Erneuerbare Ener- gien zu erhöhen. Die im Jahr 1970 erbaute Turbine mit einer elektrischen Leistung von 27 Megawatt hat mehr als 40 Jahre ihren Dienst getan. In die- ser Zeit ist sie insgesamt 253.964 Stunden Grundlast für die Strom- und Wärme- versorgung in Köln gelaufen, was rund 5.400 Stunden pro Jahr entspricht. In ihrer Anfangszeit diente die Turbine, ausgestattet mit einem Dampfkessel, als Grundlastmaschine, mit der also ein konstanter Bedarf für die Strom- und Wärmeversorgung in Köln gewährleistet wurde. In den 1990er Jahren kam eine Gasturbine mit Abhitze-Dampferzeuger hinzu, wodurch die Anlage effizienter lief. „Auch wenn die Turbine für uns in den vergangenen Jahrzehnten große Dienste geleistet hat, wurde sie irgendwann vom Stand der Technik überholt. Um am heutigen Energiemarkt wirtschaftlich agieren zu können, müssen die Anlagen flexibler sein. Rückbau Schritt für Schritt Dazu war die Anlage aber viel zu träge und damit für uns nicht mehr wirtschaftlich“, erläutert Marcus Piller, Referent EMSR- Technik in unserem Bereich Kraftwerke Süd. So entschied sich das Unternehmen, die Turbine zu demontie- ren. Dies erwies sich jedoch als ein schwieriges Unterfangen, denn nicht nur das Gewicht der Einzelteile machte eine Demontage herausfordernd, auch musste sie von der sonstigen Technik „befreit“ werden. 52 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ „Die Anlagentechnik samt den dazugehörigen Leitungen für Dampf, Kondensat, Schmieröl oder die Kühlung ist in den vergangenen 60 Jahren sukzessive ge- wachsen. Wir mussten uns da Stück für Stück vorarbeiten und aufpassen, dass wir nicht versehentlich eine Leitung abtrennen, die wir noch brauchen“, sagt Roman Pötschke, Gruppenleiter Instandhaltung Kraftwerke Süd. Insgesamt waren bis zu 20 Personen inklusive Fremdfirmen mit der Demontage beschäftigt. „Die Demontage erfordert eine ausgeklügelte Logistik. Alle Schritte müssen ineinandergreifen, damit es nicht zu Engpässen kommt. So haben wir beispielsweise nur einen Kran, mit dem wir schwere Lasten abtransportieren können. Die Arbeiten musste man gut einplanen“, erklärt Marcus Piller. Im Frühjahr 2024 soll die Demontage abgeschlossen sein. UMWELTBERICHT 2023 53

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Prüfgas-Einsatz spart Geld, Gas und Ressourcen An unserem Heizkraftwerk Merkenich betreiben wir mehrere Kessel, die für Funktionsprüfungen und Emissionsmessungen am Standort jedes Mal aufs Neue aktiviert und angefahren werden. Dies verbraucht große Mengen Gas. Unserem Werkstattleiter vor Ort kam angesichts der Energiekrise und des allgemeinen Aufrufs zum Gaseinsparen die Idee, die Anlagen und Geräte mit mobilem Prüfgas überprüfen zu lassen, um das energieaufwendige Anfahren der Kessel zu vermeiden. Gesagt, getan: Von der Bezirksregierung Köln wurde uns vor dem Hintergrund der Energiekrise einmalig der Einsatz von Prüfgasen bei der Funktionsprüfung der Emissionsmesseinrichtungen erlaubt. Und so konnte der TÜV-Termin am HKW Merkenich 2023 ohne Kesselaktivierung stattfinden. Damit hat unser Unternehmen mehr als 70.000 Euro eingespart – nicht nur weil wir weniger Gas eingesetzt haben, sondern auch weildie personellen Kapazitäten für das aufwendige Hochfahren der Kesselanlagen nicht erforderlich waren. Beim Prüftermin zeigte sich der TÜV-Mitarbeiter erstaunt darüber, die Überprüfung nur bei uns mit Prüfgas vornehmen zu können, statt die Kesselanlagen hochzu- fahren – und er wunderte sich darüber, dass andere Unternehmen noch nicht auf diese Idee gekommen sind. „Dies zeigt, wie wichtig der Blick auf die Energie- wirtschaft bei der täglichen Arbeit im Kraftwerk ist. Denn energiewirtschaftliche Themen werden das Tagesgeschäft am Standort in Zukunft noch mehr prägen“, sagt Yves Noël, Leiter unseres Heizkraftwerks Merkenich. 54 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Auf den Rasenflächen an unserem Wasserwerk in Hochkirchen und auf dem Gelän- de unserer Druckerhöhungsanlage in Westhoven nutzen wir seit 2023 Mähroboter. Sechs Mähroboter bewirtschaften die Flächen in Hochkirchen, vier Mähroboter arbeiten auf dem Gelände in Westhoven. Damit sparen wir nicht nur Kosten und Personalressourcen ein, sondern auch CO2. Denn die Maschinen, die zuvor auf den Flächen zum Einsatz kamen, wurden mit fossilen Brennstoffen angetrieben. Die Mähroboter arbeiten mit Akkus, die sie nach jeder Tour an ihren Stationen selbstständig wieder aufladen. Weniger CO2 und weniger Lärm dank neuer Mähroboter Der Strombetrieb lässt die Roboter zudem nahezu geräuschlos arbeiten, was auch der Tierwelt auf unseren Geländen und den angrenzenden Nachbarn zugutekommt. Unsere Mähroboter sind außerdem nur tagsüber zwischen 7:00 und 17:00 Uhr im Einsatz, um nachtaktive Tiere nicht zu stören oder gar zu verletzen. UMWELTBERICHT 2023 55

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Mobilität Die TankE übernimmt Die TankE GmbH plant, errichtet und betreibt bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2019 die Ladeinfrastruktur für Unternehmen, Flottenbetreiber und Stadtwerke. Die RheinEnergie hat im Großraum Köln zuletzt rund 450 Ladepunkte und ihre Nutzerinnen und Nutzer betreut. Anfang 2023 haben wir unserer Tochtergesellschaft zudem den Betrieb der öffentlichen Ladesäulen in Köln übergeben. „Unsere Tochter ist erwachsen geworden“, sagte unser Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht zur Geschäftsübergabe. „Die RheinEnergie zählt in Köln und der rheinischen Region zu den Pionieren beim Aufbau von Lade- infrastruktur. Wir haben dabei früh erkannt, dass ein hochspezialisiertes, dyna- misches und motiviertes Team notwendig ist, um Ladeinfrastruktur mit all ihren Facetten erfolgreich zu betreiben. Die TankE bildet diese Eigenschaften exzellent ab. Wir freuen uns, ihr den wachsenden Geschäftsbereich komplett zu übertragen.“ Deutschlandweit verantwortet die TankE gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern nun den Betrieb von mehr als 3.000 Ladepunkten. „Mit Übernahme des Geschäfts können wir unsere Angebote noch besser auf die Bedürfnisse der schnell wachsenden Kund- schaft abstimmen“, sagt Peter Neuhaus, Geschäftsführer der TankE GmbH. „Denn für den Erfolg der umweltschonenden Elektromobilität sind einheitliche, bequeme und vor allem flächendeckende Lademöglichkeiten entscheidend.“ Kundinnen und Kunden profitierten jetzt davon, bei Fragen rund um Ladeinfrastrukturen mit der TankE nur noch einen Ansprechpartner zu haben. 56 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Auch innerhalb des Stadtwerke Köln Konzerns ist nun allein die TankE für das Thema E-Mobilität verantwortlich. Mit dem Projekt „Ladeinfrastruktur im öffentlichen Straßen- raum (LIS)“ errichtet die TankE im Auftrag der Stadtwerke Köln GmbH 400 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Köln. Seit 2023 werden im Anschlussprojekt LIS II 1.000 weitere Ladepunkte folgen. Auch hier gewährleistet die TankE deren Betrieb. Seit ihrer Gründung Ende 2019 hat die TankE in vielfäl- tigen Projekten durchschnittlich fast zehn Ladepunkte am Tag umgesetzt. Im Frühjahr 2023 wurde die Marke von 10.000 Ladepunkten geknackt. Die Ladestationen Marke von 10.000 Ladepunkten geknackt stehen unterschiedlichen Nutzerkreisen zur Verfügung: Wohnungseigentümer- Gemeinschaften, Mitarbeiter laden am Arbeitsplatz sowie allen Verkehrsteilnehmern im öffentlichen Straßenraum. Auch unsere Standortpartner stellen ihre Ladeinfrastruktur zur öffentlichen Nutzung mit Abrechnung über die TankE zur Verfügung. UMWELTBERICHT 2023 57

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Unsere Fahrzeugflotte Klimaneutralität bis 2035 – das heißt nicht nur Umbau und Umstellung unserer Energie- erzeugung und -versorgung. Auch unsere eigene Fahrzeugflotte soll 2035 CO2-neutral unterwegs sein. Dafür sammeln wir bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit mit voll- elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden. Bereits 2011 zogen fünf umgebaute Fiat Panda durch den Hersteller e-Wolf und dessen Modell Delta 1 bei uns ein. Über die Jahre sind weitere Elektrofahrzeuge verschiedenster Klassen und Hersteller hinzuge- kommen, die wir ausgiebig im Arbeitsalltag testen. 2024 wird der letzte konventionelle „Verbrenner“- Dienstwagen durch ein vollelektrisches Fahrzeug oder einen Plug-in-Hybrid ersetzt – denn seit 2018 Vom Verbrenner zur E-Technik sind alle unsere beschafften Dienstfahrzeuge mit persönlicher Nutzung zumindest teil- elektrifiziert. Den ersten vollelektrischen Dienstwagen haben wir seit Mitte 2020 im Ein- satz; seitdem geht es sukzessive voran. „Sobald es am Markt ein passendes Angebot an batterieelektrisch angetriebenen PKW gibt, wollen wir unsere Dienstwagenregelung noch einmal überarbeiten, um auf komplett klimaneutrale Fahrzeuge im Fahrbetrieb umzustellen“, sagt Nadine Dawidowski, Leiterin unseres Fuhrparkmanagements. Von unseren 606 Fahrzeugen im Fuhrpark waren im Jahr 2023 22,4 Prozent zumindest teilelektrisch unterwegs. 2024 werden wir diese Quote voraussichtlich auf 32 Prozent erhöhen können.. 2025 wollen wir dann 33 Prozent unserer Flotte teilelektrifiziert haben, im Jahr 2030 66 Prozent. „Wir freuen uns über alle Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter sowie Fachbereiche, die uns dabei unterstützen klima- neutrale Fahrzeuge in die Flotte zu integrieren, um das angepeilte Ziel eines klima- neutralen Fuhrparks bis 2035 zu erreichen“, sagt Nadine Dawidowski. Für eine volle Batterie unserer Flotte stellen wir aktuell schon an unseren Betriebsstandorten in Köln und im Umland mehr als 130 Ladesäulen zur Verfügung. 58 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Mobilität und somit auch das Parken befinden sich im gesellschaftlichen Wandel. Mit zunehmender Urbanisierung, Digitalisierung und Automatisierung sowie dem fortschreitenden Klimawandel verändert sich das Mobilitätsverhalten und erfordert gleichzeitig innovative Parkraumkonzepte. Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge in Parkhäusern wird in diesem Zusammenhang zunehmend als Standard vorausgesetzt. Doch ist das bis heute noch eher eine Ausnahme. Moderne Lade- infrastruktur in Parkhäusern Diesem Bedarf kommt PARK ONE nach: Der bundesweit tätige Parkgaragen-Betreiber mit 35 Standorten und rund fünf Millionen Parkvorgängen im Jahr stellt Lademöglich- keiten in seinen Parkgaragen bereit und stattet diese schrittweise und vollständig mit modernster Ladeinfrastruktur aus. So werden die Standorte zu zeitgemäßen Mobilitäts- hubs weiterentwickelt. Um dem Anspruch als Innovations- und Technologieführer gerecht zu werden, hat sich PARK ONE zum Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur für unsere E-Mobilitäts-Tochter TankE und ELMOBIS, einen Spezialisten für Beratung, Planung, Installation, Service und Wartung von Ladeinfrastruktur, als Partnerunter- nehmen entschieden. Beide Firmen bringen fundiertes Know-how und langjährige Erfahrung als Ladeinfrastruktur-Dienstleister in das Vorhaben ein. UMWELTBERICHT 2023 59

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ „Die Anzahl der E-Fahrzeuge und damit die Nachfrage nach Ladeinfrastruktur steigt stetig. Deshalb bieten wir an den meisten unserer Standorte Ladestationen mit einer Ladeleistung von bis zu 22 Kilowatt an. Somit reduzieren wir mit unseren Parkgaragen den umweltbelastenden Parksuchverkehr. Dabei ist uns besonders wichtig, dass die Stromversorgung nachweislich zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen stammt. Zudem verwenden wir energiesparende LED-Beleuchtung und umweltschonende Reinigungsmittel“, erklärt Andreas Mahnert-Lueg, Geschäftsführer der PARK ONE GmbH. ELMOBIS und die TankE haben im Rahmen des ambitionierten Projektes die Standort- planung, Installation und Wartung für bislang acht Parkgaragen der PARK ONE reali- siert. Insgesamt haben die Partner mehr als 60 Ladepunkte mit einer Leistung von bis zu 22 Kilowatt installiert. Die technische Realisierung und die Instal- lation der Ladepunkte wurden dabei von ELMOBIS übernommen. Das Backend sowie den Betrieb der Ladeinfrastruktur hat die TankE bereitgestellt. Gerade für Planung, Installation und Betrieb im Full Service öffentliche Parkgaragen sind ein hoher Komfort und ein barrierefreier Zugang für den Parkvorgang gefordert. Mit individueller Tarifierung und einem flexiblen Zugang via App, Ladekarte sowie ad hoc oder per Roaming wird den Parkgaragenbesuchern bestmöglicher Service geboten. Zudem ist eine Kundenhotline für die Ladeinfrastruk- tur 24/7 für Nutzer erreichbar. Das Monitoring sowie automatisierte Störmeldungen erfolgen ebenfalls im Rahmen des Full-Service-Pakets. „Die Zusammenarbeit und Umsetzung mit der TankE waren wie immer hervorragend. Die Kommunikation und Abstimmung waren einfach und schnell. Das liegt aber auch daran, dass wir schon einige Projekte mit der TankE erfolgreich abgeschlossen haben und quasi ein ‚eingespieltes Team‘ sind. So konnten wir das ambitionierte Projekt für PARK ONE problemlos umsetzen“, so Olaf Becker, Geschäftsführer und Managing Director von ELMOBIS. 60 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ „Als Ladeinfrastruktur-Dienstleister ist es stets unser Ziel, nachhaltige und profitable Lösungen für unsere Kunden bereitzustellen. Mit der Realisierung des PARK-ONE- Projekts ist das erneut gelungen. Der Ausbau der Standorte und die Implementierung eines kundenfreundlichen Backends verliefen reibungslos. Wichtiger Erfolgsfaktor dafür war die erprobte und sehr gute Zusammenarbeit mit unserem Projektpartner ELMOBIS. Mit großem Interesse beobachten wir, dass die Nachfrage und die Nutzung der vorhandenen Ladepunkte im laufenden Betrieb stetig zunehmen“, sagt Michael Krystof, Geschäftsführer der TankE GmbH. Rasant steigende Nachfrage Wurden im Jahr 2022 in den Parkhäusern von PARK ONE über 5.000 Ladevorgänge gezählt, so verdoppelte sich deren Anzahl von Januar bis September 2023 auf über 11.000 Lade- vorgänge. Die durchschnittliche Standzeit in den neu aus- gestatteten Parkgaragen beträgt rund 3,5 Stunden. In dieser Zeit laden die Fahrzeuge im Durchschnitt ca. 90 Kilometer elektrischer Reichweite nach. Bei der Nutzung zeigt sich, dass insbesondere auch der Ad-hoc-Zugang für das registrierungsfreie Parken von den Kunden sehr positiv angenommen wird. Rund 90 Prozent der erfassten Ladevorgänge erfolgten zudem via Roaming. PARK ONE möchte mit dem weiteren Ausbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur in Parkimmobilien einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und gleicher- maßen zu einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung leisten. Vor diesem Hintergrund sind weitere Standorte für die Installation von Ladeinfrastruktur mit der TankE und ELMOBIS bereits geplant und projektiert. UMWELTBERICHT 2023 61

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Innovative Ladebordsteine Die TankE GmbH hat 2023 gemeinsam mit der Stadt Köln und dem Rheinmetall- Konzern ein Pilotprojekt zur Installation von Bordstein-Ladeinfrastruktur im öffentlichen Verkehrsraum der Stadt Köln gestartet. Ziel des Projekts ist die Integration und Pilotie- rung der Ladebordsteine an zwei unterschiedlichen Standorten im Stadtgebiet, um die Akzeptanz sowie die städtebaulichen und gestalterischen Vorteile zu validieren. Durch Integration der Ladeelektronik in einen Bordstein wird dieser faktisch zur „Ladesäule“, ohne jedoch das Straßenbild zu verändern. Jörn Hansen, Leiter Unterneh- mensentwicklung der TankE GmbH: „Das Pilotprojekt ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung innovativer E-Mobilitäts- Projekte in Köln – von der ersten öffentlichen Ladestation Pilotprojekt im Jahr 2010 über die Ladeinfrastruktur für die erste vollelektrische Buslinie und die Weiterentwicklung mit 2nd-Life-Speichertechnologie bis hin zum induktiven Laden für Taxis. Und nun testen wir gemeinsam mit den Projektpartnern eine weitere innovative Technologie und schaffen damit eine städtebaulich verträgliche Alternative für das Laden von Elektroautos im öffentlichen Straßenraum.“ 62 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Die Ladeinfrastruktur nimmt eine Schlüsselrolle bei der Mobilitätswende durch Elektro- mobilität ein. Bis zum Jahr 2030 wird der Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur auf ca. eine Mio. Ladepunkte in Deutschland beziffert. Die fehlende Verfügbarkeit von Flächen im städtischen Raum für die schnelle, flexibel skalierbare und kostengünstige Installation von frei zugänglichen, öffentlichen Ladepunkten steht dem gegenüber. Die von Rheinmetall neu entwickelten Bordsteinlader hingegen setzen auf die intel- ligente Nutzung vorhandener städtischer Infrastruktur bei gleichzeitig äquivalenter ladetechnischer Performance und machen den Bordstein zur Ladesäule. Die TankE GmbH kennt aus vielfältigen Ladeinfrastruktur-Projekten die Heraus- forderungen der Kommunen, öffentliche Ladeinfrastruktur möglichst städtebaulich verträglich zu errichten. Die Expertise der Projektpartner ergänzt sich daher perfekt, um die Stadt Köln bei der Herausforderung, öffentliche Ladeinfrastruktur auf breiter Basis unter Berücksichtigung sowohl technischer als auch gestalterischer Anforde- rungen zu errichten, unterstützen zu können. UMWELTBERICHT 2023 63

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Wandladestationen für das Tierheim Köln-Dellbrück Die wichtigste Frage, die sich nach dem Kauf eines Elektroautos stellt, ist: Wo kann ich das Auto ungehindert laden? Für viele Menschen sind sogenannte Wallboxen oder Wandladestationen dafür das geeignete Mittel. Allerdings sind sie recht teuer in der Anschaffung. Insbesondere für gemeinnützige Organisationen ist der Erwerb einer Wandladestation finanziell schwer zu stemmen. So erging es auch dem Tier- heim Köln-Dellbrück. „Für die zukünftig elektrisch betriebenen Fahrzeuge unseres Tierheims möchten wir gern die Möglichkeit zum Laden schaffen. So sind wir auf die TankE mit der Anfrage nach einem entsprechenden Sponsoringprogramm zugekommen“, berichtet Julie Bordère vom Tierheim Köln-Dellbrück. Da die TankE nicht unmittelbar eine Ladestation zur Verfügung stellen konnte, haben die Kollegen dort die Anfrage an die Abteilung Unternehmensentwicklung weitergeleitet. 64 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ „Zufällig haben wir vor Kurzem einige Wandladestationen, die bislang in einem Park- haus der Koelnmesse hingen, demontiert. Die Ladestationen sind technisch in einem einwandfreien Zustand, werden vor Ort und im Unternehmen aber nicht mehr benötigt, da sie nicht abgerechnet werden können“, sagt Unternehmensentwickler Jeff Witting. Im Tierheim eingesetzt, erfolgt die Abrechnung über den Hausstromzähler. Fünf Ladestationen haben unsere Kollegen dem Tierheim Köln- Dellbrück gespendet. Nur zwei davon bleiben allerdings dort. Den Rest verteilen die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter des Tierheims an weitere Einrichtungen des Träger- vereins bmt e. V. in ganz Deutschland. Betriebskosten senken durch Wandladestationen „Wir freuen uns sehr über die Spende der RheinEnergie. Die Wandladestationen werden nicht nur dazu beitragen, unsere Klimabilanz zu verbessern. Sie ermöglichen es auch, in Zukunft elektrische Fahrzeuge anzuschaffen und Betriebskosten zu senken“, sagt Julie Bordère. Das Tierheim Köln-Dellbrück ist das größte in Nordrhein-Westfalen. Rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um zahlreiche Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und auch Vögel. UMWELTBERICHT 2023 65

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Wasser Landtechnik, die begeistert Seit vielen Jahren schon arbeitet unser Unternehmen eng mit den Landwirten in Köln und dem Umland zusammen, um einen ertragreichen Ackerbau in Einklang mit wirksamem Trinkwasserschutz zu bringen. Denn gesunde Böden sind nicht nur für die Landwirtschaft wichtig, sondern auch für unser Trinkwasser von großer Bedeutung: Denn die Böden, auf denen Weizen, Gerste, Zuckerrüben, Kartoffeln oder Mais angebaut werden, sind gleichzeitig wirkungsvolle Filter und Speicher für ein sicheres, sauberes Trinkwasser. Im Rahmen unserer Kooperation mit dem Arbeitskreis „Ackerbau und Wasser im linksrheinischen Kölner Norden e. V.“ haben wir im Frühjahr testweise Robotertechnik zur Beikrautbekämpfung auf einer Zuckerrübenfläche im Wasserschutzgebiet Weiler eingesetzt. Landwirte, Mitarbeitende von Landwirt- schaftskammer und der RheinEnergie sowie Interes- sierte aus Politik und Verwaltung konnten bei bestem Wetter der intelligenten Präzisions-Feldspritze ARA des schweizerischen Unternehmens Ecorobotix bei der Feldarbeit zusehen. Digitale Beikraut- bekämpfung Während herkömmliche Pflanzenschutzmittelspritzen den Wirkstoff flächig über dem Feld verteilen, verfügt die ARA-Feldspritze über einzeln steuerbare Düsen im Abstand von vier Zentimetern. 66 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Die im Gerät verbauten Kameras scannen fortlaufend den Arbeitsbereich. Mittels Künstlicher Intelligenz erkennt der Roboter in Echtzeit, wo sich Kulturpflanzen und Beikräuter befinden. Nur dort, wo Beikräuter identifiziert wurden, werden die Düsen angesteuert und punktuell Pflanzenschutzmittel aufgebracht. Die innovative Technik reduziert die verabreichten Substanzen um bis zu 80 Prozent und trägt damit auch zum nachhaltigen Boden- und Gewässerschutz bei. Zeitgleich sparen die Landwirte Kosten bei den Pflanzenschutzmitteln. Die insgesamt rund 40 Teilnehmenden folgten der ARA-Feldspritze begeistert über das Feld und inspizierten die (für den Vorführeffekt nur mit Wasser) benetzten Bei- kräuter, während die jungen Zuckerrüben, vom Pflanzenschutzmittel unbehelligt, der Sonne entgegenwachsen konnten. Übrigens: Die Landwirtschaft gehört in Deutschland zum am stärksten digitalisierten Sektor und zeigt sich seit Jahrzehnten offen für technische Innovationen. Unser Unternehmen unterstützt gerne dabei, neue und alternative Verfahren zu ent- wickeln und damit das Trinkwasser für die Kölnerinnen und Kölner zu schützen. UMWELTBERICHT 2023 67

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Neue Druckpumpe für unser Wasserwerk Weiler Für die Versorgungssicherheit und eine effizientere Wasserproduktion an unserem Standort in Weiler haben wir im Jahr 2023 die zweite Druckpumpe des Werks ausge- tauscht. Bei der neuen Pumpe handelt es sich um eine Unterwasser-Motorpumpe in der Polderpumpen-Bauweise. Der Einsatz dieser modernen Pumpentechnologie bietet eine höhere Förderleistung bei weniger Leistungsbedarf. Zudem verringern wir durch die Erneuerung den Instandhaltungsaufwand sowie das Ausfallrisiko. Die höhere Förderleistung der Pumpe (950 m³/h statt der bisherigen 760 m³/h) sorgt außerdem dafür, dass wir die Anlage flexibler steuern können. Und auch die Umwelt profitiert, denn die moderne Pumpe verbraucht weniger Energie. Durch die Erneuerung verbesserte sich der Wirkungsgrad des Pumpen- stranges um bis zu 6 Prozent, was eine erhebliche Einsparung elektrischer Energie mit sich bringt. 68 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Kooperationen Unser Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht und Holger Mennigmann, Leiter unseres Bereichs Energiedienstleistungen und Fernwärme sowieGeschäftsführer der AGO, haben im September 2023 unser Tochterunternehmen AGO GmbH Energie + Anlagen im bayerischen Kulmbach besucht und dort die vorgefertigte Hochtemperatur-Wärme- pumpe CALORA besichtigt. Die Anlage ist anschließend nach Münster gezogen, um dort im kommenden Winter die Fernwärme grüner und effizienter zu machen. Wärmepumpe CALORA für die Stadtwerke Münster Wärmepumpe statt Kohlekessel Die CALORA ist eine Industrie-Wärmepumpe, mit der sich erneuerbare Wärme, etwa aus Fluss- und Grundwasser, Geothermie, Luft oder Abwasser, als Wärmequelle für industrielle Anwendungen oder die kommunale Nah- und Fernwärmeversorgung nutzen lässt. Für Städte und Kommunen, die eine klimaneutrale Wärmeerzeugung anstreben, sind die CALORA und die anderen leistungsstarken Wärmepumpen der AGO ideal, denn dort ist der Wärmebedarf groß, genauso wie die Warmwassermengen in Kanälen und Flüssen. Die innovative Thermo- technik kann somit einen großen Beitrag zur Wärmewende leisten. In der vor Ort besich- tigten Variante liefert die CALORA eine thermische Leistung von rund zwei Megawatt. Auf vier Module verteilt wurde diese Wärmepumpe bei den Stadtwerken Münster in Millimeterarbeit eingebracht und wieder zusammengebaut. „An ihrem Standort im Münsteraner Stadthafen wurde ursprünglich über meterhohe Kohlekessel Heizenergie erzeugt“, sagt Holger Mennigmann. „Schon im kommenden Winter soll die Großwärmepumpe einen Anteil der Fernwärme in Münster erzeugen und trägt dazu bei, diese ein Stück grüner und effizienter zu machen.“ Sie macht bisher ungenutzte Abwärme aus einer Gas- und Dampfturbine für das Fernwärmenetz und die angeschlossenen Gebäude und Wohnungen nutzbar und spart dabei bis zu 4.000 Tonnen an CO2-Emissionen ein. UMWELTBERICHT 2023 69

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Mit Ford in die Zukunft Effizient, grün und regional – das ist unsere Mission für Köln, die wir jetzt auch verstärkt gemeinsam mit dem Autobauer Ford angehen wollen. Unser Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht und Deutschlands Ford-Chef Martin Sander haben sich im Frühjahr 2023 getroffen, um über das gemeinsame Engagement, die Dekarbonisierung in der Industrie und die Erweiterung der Solaranlage auf dem Ford-Gelände in Köln- Merkenich zu sprechen – und das im E-Auto auf einer kleinen Spritztour durch den Kölner Norden. Auf der Alten Römerstraße in Köln-Merkenich ging es in einem vollelektrischen Ford Mustang Mach-E vorbei an grünen Feldern. Dort sollen zukünftig vier von bis zu 13 Windenergieanlagen stehen, die dann alle Haushalte im Stadtbezirk Chorweiler klimaneutral versorgen können (s. S. 26). Und nicht nur die Haushalte sollen davon pro- fitieren, sondern auch die nahegelegenen Ford-Werke in Köln-Niehl und -Merkenich. Genau deshalb unterstützt Martin Sander den Ausbau von Windparks in der Region. Sander ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH und hat heute ausnahmsweise auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Er erzählt, dass Ford in Europa bis 2035 die CO2-Neutralität für alle Standorte sowie in der Logistik und bei den direkten Zulieferern erreichen will. Das passt zu unserem Ziel, Köln bis 2035 klimaneutral mit Energie zu versorgen. Deshalb haben unsere beiden Unter- nehmen auch eine offizielle Absichtserklärung (Memo- randum of Understanding) unterzeichnet. Erweiterung der bestehenden Solaranlage Gemeinsam entwickeln wir nun unter anderem einen Aktionsplan zum Klimaschutz. Neben der höheren Energieeffizienz und der dezentralen Energieversorgung stehen vor allem der Bezug von regional erzeugtem Strom und die schrittweise Dekarboni- sierung der Wärmeversorgung auf dem Plan. 70 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Das erste konkrete Projekt steht auch schon an: Auf dem Dach der Zentrale des euro- päischen Ersatzteillagers von Ford entsteht bis Mitte 2024 die größte Auf-Dach-Photo- voltaik-Anlage in Köln. Das Unternehmen übernimmt unsere 1,2-MWp-Solaranlage, die wir bisher auf Werksdächern betrieben haben. Der Strom aus dieser Anlage wurde bis- lang ausgespeist, zukünftig dient er dem Autobauer zur Eigenversorgung. Zudem erweitern wir die Anlage um 3,76 MWp, sodass Ford mit der dann leistungsstärk- sten Photovoltaik-Anlage auf Kölner Stadt- gebiet in Summe sechs Prozent seines jährlichen Strombedarfs selbst klima- neutral erzeugen kann. Die Energiemenge entspricht etwa dem Jahresbedarf von rund 1.100 Kölner Haushalten. Erfolgreiche Zusammenarbeit seit vielen Jahren Die Ford-Werke in Köln-Niehl zählen zu den effizientesten Produktionsstätten der Automobilbranche. Bereits seit 2008 beliefern wir den gesamten Kölner Standort mit zertifiziertem Ökostrom. Außerdem stellen wir eine konstante und effiziente Druckluftversorgung mit mehr als 30 Anlagen sicher, die essenziell für die End- montage der Fahrzeuge sind. Die von uns gelieferte Wärme setzt Ford unter anderem im hochmodernen Klimawindkanal-Zentrum und im Lackierprozess ein. Auch in der Lichttechnik arbeiten wir bereits erfolgreich zusammen. Durch den Einsatz von intelligenten und hocheffizienten LED-Beleuchtungsanlagen in diversen Produktionshallen konnte Ford die eingesetzten Strommengen bereits um über 80 Prozent reduzieren. Noch in diesem Jahr planen wir weitere konkrete Schritte hin zur lokal erzeugten, klimaneutralen Energieversorgung. UMWELTBERICHT 2023 71

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Groß, größer, solar Gemeinsam mit Panattoni Germany, Europas größtem Entwickler von Industrie- und Logistikimmobilien, bauen wir die Zusammenarbeit und das gemeinsame Engagement für eine klimaneutrale Energieversorgung aus: In Voerde am Nieder- rhein entsteht unsere bisher größte Auf-Dach-Photovoltaik-Anlage auf den neu errichteten Logistikhallen im Panattoni Industriepark. Die Solaranlage soll bis Ende 2024 fertiggestellt werden und dann eine Spitzenleistung von 6,86 Mega- wattpeak (MWp) entwickeln. Panattoni bietet im neu errichteten Industriepark in Voerde gewerbliche Flächen auf über 66.000 Quadratmetern an. Um die Hallendächer der zwei Logistikhallen optimal und nachhaltig zu nutzen, hat unser Energiedienstleitungsteam „next energy solutions“ für das Projekt ein umfassendes Energiekonzept erarbeitet. Das Highlight ist eine ebenfalls 6,86 MWp starke Photovoltaik-Anlage, die im kommenden Jahr in zwei Bau-abschnitten errichtet und in Betrieb genommen wird. Ein Teil der Stromleistung fließt dann direkt vor Ort in das moderne Logistikzentrum und wird von den Mietern der Industriehallen genutzt. Alternativ dazu bieten wir eine Stromdirektlieferung für die gewerblichen Mieter oder andere Kunden an. „Mit der effizienten und nachhaltigen Stromerzeugung und gleichzeitigen Nutzung vor Ort schaffen wir eine innovative Lösung, um heimische Industrie und heimisches Gewerbe bei der Dekarbonisierung zu unterstützen. Es ist wirklich toll, dieses Projekt gemeinsam mit unserem Partner Panattoni umsetzen zu dürfen“, sagt unser Vertriebsvorstand Stephan Segbers. 72 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Es ist nicht das erste Mal, dass wir erfolgreich mit Panattoni zusammenarbeiten: Bereits im vergangenen Jahr haben wir im Panattoni Park Mannheim Ost in Ladenburg eine Solaranlage auf den Logistikhallen der neska, einer Tochter der Häfen und Güter- verkehr Köln AG (HGK), errichtet. Die Anlage ist derzeit mit einer Erfolgreiche Zusammenarbeit fortgeführt Spitzenleistung von 3,75 MWp noch die größte bereits bestehende Auf-Dach-Photo- voltaik-Anlage der RheinEnergie. Weitere nachhaltige und innovative Erneuerbare- Energien-Projekte mit Panattoni sind in Planung. „Mit der RheinEnergie haben wir eine starke Part- nerin für die Realisierung und Instandhaltung von PV-Anlagen auf den Gebäuden im Panattoni Park Mannheim Ost und im Panattoni Park Voerde ge-fun- den. Hier werden nun knapp 70.000 Quadratmeter Dachfläche sinnvoll genutzt und wir arbeiten weiter an unserem Ziel, klimaneutrale Industrie- und Logistik- immobilien von morgen zu bauen“, sagt Fred-Markus Bohne, Managing Partner von Panattoni Deutschland und Österreich. Als führender Projektentwickler für Industrie- und Logistikimmobilien strebt Panattoni eine Ökobilanz mit geringem CO2-Fußabdruck an. Unser EDL-Bereich bietet im Energie-Contracting nicht nur Planung und Bau der Solaranlage, des Transformators und der Netzanbindung an, sondern auch den Betrieb und die Instandhaltung der gesamten Anlage in Voerde. Damit Full-Service-Paket für unseren Kunden unterstützen wir die Unternehmen im Panattoni Industriepark Voerde dabei, ihre CO2-Emissionen zu senken und gleichzeitig Energiekosten einzusparen. Mit einer erwarteten Stromproduktion von insgesamt über 5,8 Mio. Kilowattstunden pro Jahr (kWh) lassen sich rechnerisch rund 2.300 Zwei-Personen-Haushalte mit grüner Energie aus dem Panattoni Park Voerde versorgen. UMWELTBERICHT 2023 73

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Richtfest bei TOYOTA Nach einer rund zweijährigen Planungsphase war es endlich so weit: Am 20. Juli 2023 feierte unser EDL-Team gemeinsam mit unserem langjährigen Kunden TOYOTA GAZOO Racing Europe Richtfest für eine neue Kältezentrale. Die Anlage, die wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern Johnson Controls und AGO am TOYOTA-Entwicklungs- zentrum in Köln-Marsdorf errichten, spart später jährlich rund 1.400 Tonnen CO2 ein und legt somit einen wichtigen Grundstein für die De-karbonisierung des Standortes. Bereits seit 2016 arbeiten wir mit TOYOTA GAZOO Racing Europe erfolgreich im Rahmen einer Kälte- und Druckluftlieferung zusammen. Unser EDL-Team prüft und optimiert dabei fortwährend die bestehenden Anlagen. Zusätzlich erstellten die Kolleginnen und Kollegen für das TOYOTA-Entwicklungszentrum ein neues, nachhaltiges Energiekonzept. Dadurch soll die Kälte am Standort künftig hoch- effizient in einer Zentrale statt in vielen dezentralen Gebäuden erzeugt werden. 74 UMWELTBERICHT 2023

AKTUELLES AUS DEM UMWELTSCHUTZ Die neue Anlage mit hocheffizienter Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung sieht zwei moderne Turbokompressoren, ein Blockheizkraftwerk und einen Absorber vor und wird zuver- lässig Wärme und Kälte für das Entwicklungszentrum liefern, das diverse Motorsport- Programme des japanischen Automobilherstellers sowie unter anderem zwei Wind- kanäle beherbergt. „Mit der neuen Anlagentechnik erhält TOYOTA GAZOO Racing Europe eine moderne, zuverlässige und effiziente Kälteversorgung“, sagt Holger Mennigmann, Leiter Geschäftsbereich Energiedienstleistungen und Fernwärme bei der RheinEnergie. „Mit der kombinierten Wärme-, Kälte- und Stromerzeugung sichert sich TOYOTA so die Unabhängigkeit bei Strompreisschwankungen und Flexibilität in der Fahrweise der Anlagen.“ Das Projekt wurde besonders durch die enge Zusammenarbeit unserer Vertriebsbereiche EDL und B2B-Commodity erfolgreich voran- Hochmoderne Kältezentrale getrieben. Insgesamt haben noch mehr Bereiche zum Gelingen beigetragen – eine erfolgreiche crossfunktionale Zusammenarbeit! Auch unser Kunde ist zufrieden: „Auf der Rennstrecke spielt TOYOTA GAZOO Racing Europe seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle bei der Verwendung alternativer Antriebs- konzepte und arbeitet so an einer nachhaltigen, CO2-neutralen Zukunft des Motor- sports“, erklärt Rob Leupen, Managing Director von TOYOTA GAZOO Racing Europe. „Unsere Bestrebungen enden jedoch nicht mit dem Fallen der Zielflagge. Die neue Kältezentrale ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Dekarbonisierung unserer Fertigung am Standort Köln.“ UMWELTBERICHT 2023 75

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Extern Mehr als 66.000 Euro für nachhaltige Projekte Zweimal im Jahr geben wir Bildungseinrichtungen, Vereinen sowie Initiativen, ge- meinnützigen Organisationen und Existenzgründern die Gelegenheit, sich mit ihren nachhaltigen Projekten bei unserem Sponsoringprogramm RheinStart um eine Förderung zu bewerben. Bis zu 3.000 Euro gibt es für die Teilnehmenden, die in einem öffentlichen Online-Voting die meisten Stimmen bekommen. Auch im Jahr 2023 gab es wieder zwei Förderrunden, bei denen wir insgesamt 69.300 Euro für das Sponsoring von 20 Projekten in Köln und der Region vergeben haben. Seit der Initialzündung unseres Sponsoring- programms RheinStart im Jahr 2019 haben sich mehr als 250 Projekte in neun Runden um eine Förderung ihrer nachhaltigen Idee beworben. Fast 190.000 Votingstimmen wurden seitdem abgegeben und wir konnten rund 286.000 Euro an 104 Gewinnerprojekte auszahlen. Neu ab 2023: Nicht nur die zehn Gewinner des Online-Votings, auch die weiteren Teilnehmenden können sich auf eine Finanzspritze freuen. „Wir finden: Jede nach- haltige Idee ist unterstützenswert. Mit unserem neuen Förderkonzept gewinnen alle Projekte, die bei RheinStart mitmachen“, sagt unsere RheinStart-Koordinatorin Hannah Hermanns. Wer es im Voting nicht unter die Top Ten geschafft hat, hat im anschließenden Crowdfunding zwei Wochen lang zusätzlich die Chance, online Gelder für das eigene nachhaltige Projekt zu sammeln. Entsprechend der erreichten Stimmenanzahl in der Votingphase gibt es eine Startgutschrift von maximal 500 Euro. Über das Crowdfunding haben wir 2023 6.925 Euro an fünf Projekte ausgezahlt. Ein Mehrwert für alle Interessierten sind zudem die RheinStart-Coachings. In diesen kostenlosen Webinaren werden zum Beispiel erste Projektideen ausgearbeitet sowie Tipps für die Projektdarstellung und die Votingphase vermittelt. Die Teilnehmenden erfahren, wie sie möglichst viele Menschen für ihr Projekt und ihre Ideen begeistern können und welche Vorhaben sich einfach umsetzen lassen. 78 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Erfolgreich bei RheinStart mitgemacht hat zum Beispiel die Gesamtschule Pulheim: Dort konnte im Herbst 2023 mit Geldern aus unserem Förderprogramm der „Grüne Kiosk“ eröffnen. Die Idee für den Verkaufsstand entstammt dem Lernformat „Zukunft“, in dem Schülerinnen und Schüler der Grüner Kiosk für Gesamtschule Klassen fünf bis zehn nachhaltige Ideen entwickeln und praktisch umsetzen. Mit den 3.000 Euro RheinStart-Förderung im Frühjahr konnte vor allem Material für den Bau und Betrieb des Kioskes angeschafft werden. Den Aufbau des Markt- stands hat eine Tischlerei ehrenamtlich übernommen, aber auch die Schülerinnen und Schüler halfen bei der Umsetzung mit. Über die Theke des Kioskes gehen seit der Eröffnung im Oktober unter anderem Pflanzen und Samen, Bienenhotels und Gemüse. Aber auch mit dem Schullogo bedruckte Shirts, Caps und Schreibwaren und von den Schülerinnen und Schülern eigens im Projekt „Zukunft“ Hergestelltes stehen zum Verkauf. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Fährräder zur Reparatur abzugeben, um die sich die Fahrradwerkstatt der GE Productions kümmert. „Die Einnahmen aus dem Grünen Kiosk spenden wir an soziale Einrichtungen in Pulheim und wir investieren in die Weiterentwicklung des Projekts“, sagt Lehrerin Ingvilt Marcoe. So sollen in einem nächsten Schritt Photovoltaik-Module auf dem Kioskdach installiert werden, die Strom für Geräte und Licht liefern. Die Betreuung übernimmt eine Schülerfirma mit Schülerinnen und Schülern der zehnten Klassen. UMWELTBERICHT 2023 79

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Rheinisches Energieforum Die Energiewende ist unumkehrbar, der Klimawandel ist in aller Munde, die jungen Generationen fordern Klimagerechtigkeit. Nun ist Tempo gefragt, wenn wir es schaffen wollen, auf allen Ebenen der regionalen und überregionalen Versorgung CO2-neutral zu werden. Beim Rheinischen Energieforum im August 2023 hat unser Unternehmen Expertinnen und Experten eine Plattform zum Meinungs-, Ideen- und Erfahrungs- austausch geboten. „Das Thema Energie bewegt und die Zukunft der Energiebranche treibt alle in Politik und Wirtschaft um“, sagte unser Vorstandsvorsitzender Energiewende ist Multi- Projekt-Management Andreas Feicht zur Eröffnung der Veranstaltung in der Flora. Und das machte auch die Liste der Teilnehmenden deutlich: Rund 250 Gäste aus Köln, der Region und ganz Deutschland waren angereist, um Erfahrungen auszutauschen und die Entwicklungen aktueller Themen wie die kommunale Wärmeplanung und den Wasserstoffeinsatz in der Energieerzeugung zu diskutieren. „Energiewende ist Multi-Projekt-Management“, so Andreas Feicht weiter. „Viele Dinge müssen parallel entwickelt werden: Eine Infra- struktur für die Wasserstoffwirtschaft muss entstehen, die Erneuerbaren Energien sollen ausgebaut werden, das große Thema Wärmewende soll vorangetrieben werden. All das erfordert viel Diskussion und Kooperation.“ 80 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich erfreut, dass sich die Expertinnen und Experten für den Austausch untereinander am Standort Köln zusammengefunden hatten. Sie blickte zurück auf das vergangene Jahr und die Energiekrise und zog eine überwiegend positive Bilanz: „Viele haben in der Krise einen richtig guten Job gemacht.“ Die Klimaneutralität der Stadt Köln bis 2035 sei ein ambitioniertes Ziel, das nicht unmöglich zu erreichen sei. Allein die Wärmeplanung zeige aber, dass es sich bei Klima- und Energiepolitik um eine hochkomplexe Auf- gabe handle. „Aber: Sie ist alternativlos“, so Reker. Mit Kerstin Andreae, Hauptgeschäfts- führerin des BDEW, Michael Gessner, Abteilungsleiter Energie im Ministe- rium für Wirtschaft, Industrie, Klima- Wege aus der Energiekrise schutz und Energie NRW, und Barbie Haller, Vize- präsidentin der Bundesnetzagentur, diskutierte Andreas Feicht über die Wege aus der Energiekrise und die Versorgungssicherheit. Die Expertinnen und Experten bescheinigten der Politik ein gutes Krisen- management während der vergangenen zwölf Monate. „Ob die sehr anspruchsvollen Ziele der Energiewende und der Kohleausstieg in NRW 2030 gelingen können – da werden wir 2025 Bilanz ziehen, zur Bundestagswahl. Es wird viel funktionieren und wir werden in NRW und in ganz Deutschland auch mehr schaffen, als wir uns das in der Vergangenheit vorstellen konnten“, so Feicht. UMWELTBERICHT 2023 81

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Unsere Kaufmännische Vorständin Birgit Lichtenstein sprach im Plenum zum Thema „Finanzierung und Bezahlbarkeit der Energietransformation“. Mit ihr auf der Bühne saßen Tilo Hacke, Mitglied des Vorstands der Deutschen Kreditbank, Gerd Inden, Direktor bei Ford Land, und Martin Murrack, Stadtdirektor und Kämmerer der Stadt Duisburg. „Geld war früher immer da, um die kleineren Herausforderungen zu be- wältigen. Das ist heute anders. Wir müssen sehr viel mehr investieren. Wenn wir in der Vergangenheit ein Investitionsvolumen von 150 Mio. Euro hatten, dann müssen wir zur Erreichung der Ziele der Energiewende heute mindestens das Doppelte einplanen“, sagte Lichtenstein. In vier parallel stattfindenden Fachforen wurde anschließend über die Themen kommunale Wärmeplanung, Wasserstoffeinsatz in der Energieerzeugung, Ent- wicklung eines klimaneutralen Stromsystems sowie Transformation und Rolle der Netze gesprochen. 82 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Vorstandsmitglieder und Geschäftsführungen namhafter Energieerzeugungs- und Energieversorgungs-Unternehmen, Vertreterinnen und Vertreter aus der Landes- und Kommunalpolitik sowie aus der Forschung und Fachleute gingen gemeinsam in die Bestandsaufnahmen in den Meinungsaustausch und in einen lebhaften Dialog mit dem Publikum. Aufbruchstimmung und ein wenig Vorsicht Nach vielen spannenden Diskussionsrunden zog Andreas Feicht am Ende des Tages Bilanz: Das Rheinische Energieforum habe viele Momente der Zuversicht und Aufbruchstimmung geboten, aber es sei auch Vorsicht bei Themen wie dem Ausbau der Stromverteilnetze und der integrierten Infrastruktur- planung angeklungen. „Es wurde sehr intensiv gespro- chen und diskutiert. Wir wissen, was getan werden muss und welche Rahmenbedingungen es noch braucht.“ UMWELTBERICHT 2023 83

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Experten diskutieren beim „Wasserstofftag“ Energiesicherheit in Zeiten des Ukrainekriegs und Klimawandels – unter diesem Motto stand der „Wasserstofftag“ im März 2023. Westenergie und Westnetz hatten in Kooperation mit der RheinEnergie zur zweiten Ausgabe des Online-Events einge- laden. Teilnehmer aus der (kommunalen) Energiewirtschaft und Industrie konnten sich in verschiedenen Panels austauschen. Es ging um Chancen, Herausforderungen und konkrete Wasserstoff-Anwendungen. Keynote-Speaker und Experte eines Panels war auch unser Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht. „Neben dem Strom aus Erneuer- baren Energien ist Wasserstoff eine wichtige Option, die Mobilität, die Industrie und die Wärme zu dekarbonisieren“, sagte Andreas Feicht. In sonnen- und windarmen Zeiten schaffe Wasserstoff die notwendige Flexibilität in der Energieversorgung. „Wir brau- chen klimaschonende Gase, vor allem grünen Wasserstoff.“ Wir haben das Know-how Private Haushalte und Unternehmen fordern Lösungen für eine sichere, bezahlbare und klimaschonende Energieversorgung. Deshalb müsse neben dem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien die Versorgung mit gasförmigen Energieträgern wie Wasserstoff und Biomethan rasch gesichert werden, so Andreas Feicht. „Wir haben das nötige Know-how und wir sind bereit, die notwendigen Infrastrukturen für die Erzeugung, Speicherung und Verteilung mit aufzubauen. Dazu brauchen wir aber auch klare regulatorische Rahmenbedingungen, um Investitionssicherheit zu erlangen.“ Die RheinEnergie arbeitet bereits auf vielen Ebenen eng mit anderen kommunalen Energieerzeugern und -versorgern sowie den Netzbetreibern zusammen, um den Einsatz von Wasserstoff in eigenen Anlagen vorzubereiten. 84 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Erstes SmartCity Cologne KlimaForum Wie schaffen wir ein klimaneutrales Köln gemeinsam mit den Menschen im Quartier? Mit welchen konkreten Ideen verringern wir den CO2-Ausstoß vor Ort? Und wie können alle ihren Beitrag leisten? Das sind Fragen, die wir im November gemeinsam mit rund 50 Teilnehmenden beim SmartCity Cologne KlimaForum diskutiert und wozu wir Lösungsansätze entwickelt haben. Im Fokus des ersten SmartCity Cologne KlimaForums standen unsere Initiative KlimaVeedel und die Energiewende im ersten KlimaVeedel Neubrück (s. S. 42). Hier wollen wir schnell und unkompliziert Projekte umsetzen, die das Quartier im Kölner Osten nachhaltiger machen. In einer Talkrunde mit Sylvia Schrage vom Bürgerverein Neubrück, Christian Simon von der Deutschen Wohnungsgesell- schaft (DEWOG) und unserem Vertriebsvorstand Stephan Segbers wurde schnell klar: Es gibt Herausforderungen im Veedel, die wir meistern können, wenn wir alle gemeinsam anpacken. „Wir möchten im KlimaVeedel Neubrück alle Menschen abholen, ihnen die Sorgen nehmen und zugleich Lösungen zeigen, die allen Bürgerinnen und Bürgern erlauben, an der Energiewende teilzunehmen“, sagte Segbers. Anschließend ging es in den intensiven Austausch: In mehreren Sessions haben die Teilnehmenden konkrete Experimente und Aktionen für Ein- und Mehrfamilien- häuser in Neubrück sowie generelle urbane Lösungen für diesen Stadtteil erarbei- tet – darunter die Idee für eine Mobilitätsapp, neue Beratungs- sowie schlüssel- fertige Sanierungsangebote. Alle Vorhaben zahlen auf eine Verringerung oder Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen sowie auf den Ressourcenschutz ein. UMWELTBERICHT 2023 85

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Messe HEATEXPO Die Messe Dortmund hat mit der HEATEXPO im November 2023 erstmals eine neue europäische Plattform für die Wärmeversorgung der Zukunft geboten. Prä- sentiert haben sich dort vor allem Lösungsanbieter aus dem Anlagenbau, Infra- struktur-Dienstleister sowie zahlreiche Energieversorger. Auch unser Energie- dienstleistungsbereich „next energy solutions“ war mit unserem Tochterunter- nehmen AGO GmbH Energie + Anlagen an einem gemeinsamen Stand vertreten. EDL-Bereich und AGO überzeugen mit Wärmelösungen Auf dem Eröffnungspanel mit Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger, VKU-Chef Ingbert Liebing und weiteren Gästen machten die Teilnehmenden klar, dass die erfolgreiche Umsetzung der Wärmewende eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirt- schaft, Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern sowie weiteren Akteuren erfordert. Den Austausch dazu führten wir im Anschluss gemeinsam mit den Panelteilnehmern an unserem Stand weiter. Besonders spannend war die Diskussion darüber, welche Rolle die Wärmepumpe bei der weiteren Entwicklung der Wärme- wende spielen wird. „Die Nutzung von hohen Temperaturen wie z. B. über die Einbindung der Hochtemperatur-Wärme- pumpe CALORA der AGO kann ein Bau- stein für eine CO2-freie kommunale und industrielle Wärmeversorgung sein“, sagte AGO-Geschäftsführer Günther Hein. 86 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Ein besonderes Highlight, das für lange Warteschlangen vor unserem Stand sorgte, war unser Virtual-Reality-Bereich: Mit einer VR-Brille konnten die Besucherinnen und Besucher virtuell durch den Anlagenbau der CALORA schlendern. Die Hoch- temperatur-Wärmepumpe verwendet unter anderem Flusswasser, Luft oder indus- trielle Abwärme als nachhaltige Wärmequelle für industrielle Anwendungen oder die kommunale Wärmeversorgung. Auch unser AR-Modell, das unsere EDL-Lösungen in 3D erlebbar machte, wurde gut genutzt. Fachlich konnten wir natürlich ebenfalls punkten: Klaus Ramming, Leiter Thermotechnik bei der AGO, begeisterte das Publikum mit seinem Fachvortrag zur Wärmepumpen- technologie. EDL-Vertriebsleiter Emil Issagholian (MDN) lieferte im Panel zur Umsetzung der Wärmewende in der Wohnungswirtschaft wichtige Impulse. Und unser Team am Stand diskutierte gemeinsam mit einer VKU-Delegation über die aktuelle energiewirt- schaftliche Lage, über die kommunale Wärmeplanung oder die von der Bundesregierung kürzlich verhängte Haushaltssperre und ihre Folgen für die Energiebranche. „Die HeatExpo bot einen tollen Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Wärmewende in Deutschland. Im Austausch mit hoch- karätigen Gästen an unserem Stand wurde klar, dass die Wärmewende nur gemeinschaftlich gelingen kann“, sagt Lisa Isabelle Tönges, Abteilungsleiterin unserer Geschäftsfeldentwicklung Energiedienstleistungen. „Wir müssen dabei für innovative Technologien und unterschiedliche Perspektiven offen bleiben. Nur so kann zukünftig eine effiziente und nachhaltige Wärme- versorgung gelingen.“ UMWELTBERICHT 2023 87

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Grüne Jobs der Zukunft beim Girls’ Day Sie kamen, lernten und testeten ihr Können: Die Rede ist von 30 jungen Besuche- rinnen, die am Girls’ Day zu Gast in unserem Ausbildungszentrum waren. Sie infor- mierten sich über unsere technischen Ausbildungsberufe und „grüne Jobs“ im Bereich der Erneuerbaren Energien. Spielerisch und praxisnah stellten unsere Azubis und das Ausbildungsteam die Zukunftsberufe bei uns im Unternehmen vor. Nach einer kurzen Werksführung ging es direkt mit einem Escape-Spiel rund um Klima- schutz und Erneuerbare Energien los. Schülerin Milla war vom Einblick in die Arbeits- welt der „grünen Jobs“ begeistert: „Das Escape-Spiel war wirklich cool aufgebaut. Unser Thema war Sonnenenergie – das Rätsel haben wir gemeinsam lösen können.“ Auch der Besuch in den Werkstätten konnte die jungen Frauen beeindrucken. Fleißig hämmerten sie auf ihren Metallrollen, um selbstständig eigenes Werkstück zu kreieren. Unsere Azubis standen ihnen dabei stets zur Seite und konnten ihnen neben Hilfestellungen auch Infos über ihre Berufe geben. Stolz präsentierte Teilnehmerin Fine ihr Werk: „Wir konnten Werkzeuge nutzen, um uns einen eigenen Kerzenständer aus Metall zu bauen – das fand ich super. Ich kann mir schon vorstellen, auch später in diesem Bereich zu arbeiten. Das Praktische macht mir richtig Spaß.“ Der Girls’ Day findet jährlich in ganz Deutschland statt – und wir sind schon seit vielen Jahren mit dabei. Der Aktionstag soll Mädchen und Frauen darin bestärken, ihre Berufung zu finden – unabhängig von gesellschaftlichen Normvorstellungen. Noch immer steht die Berufswahl in engem Zusammenhang mit den traditionellen Rollenbildern. „Der Girls’ Day ist ein tolles Angebot, um jungen Mädchen technische Ausbildungsberufe näherzubringen“, sagt Ausbildungsleiterin Regina Baldin (PEM). „Wir freuen uns immer, wenn wir merken, dass sich die Teilnehmerinnen für unsere Arbeit begeistern können.“ Sie hofft, dass sich das ein oder andere Mädchen später auch bei uns bewerben wird. 88 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Was tun, wenn man nach Erhalt der Fernwärmerechnung nicht mehr weiß, wie man die gestiegenen Energiekosten bezahlen soll? Diese haben in den vergangenen Monaten vielen Menschen zu schaffen gemacht. Dies betraf 2023 auch rund 2.000 Kundinnen und Kunden in Bocklemünd/Mengenich, die Wärme und Warmwasser über unsere Fernwärme beziehen und mit den Rechnungen oft hohe Nachzahlungen und gestiegene Abschläge mitgeteilt bekamen. Die Abrechnungen bildeten nicht nur die durch die Energiekrise Vertrieb hilft direkt vor Ort angezogenen Energiekosten ab, sondern auch die über drei Monate ausgesetzten Abschläge und die Berechnung der Energiepreisbremse. Viele der betroffenen Kundinnen und Kunden haben sich mit ihren Sorgen an das Bürgerschafts- haus in Bocklemünd/Mengenich gewendet. Dort bekommen die Bewohnerinnen und Bewohner der Veedel Hilfe und Rat in allen Lebenslagen. Doch bei den Tücken der diesjährigen Fernwärmerech- nung war das Team des Bürgerschaftshauses um Sozialkoordinatorin Monika Reisinger ratlos. Sie wendete sich daher an unseren Vertrieb. Kurzent- schlossen hat Jörg Peine, Bereichsleiter unseres Privat- und Gewerbekundenvertriebs, entschieden, dass wir als RheinEnergie vor Ort die Fragen der Kundinnen und Kunden beantworten und aktiv helfen wollen. Unser Vertrieb hat dazu eine Zeitlang einmal wöchentlich direkt vor Ort eine offene Sprechstunde angeboten – die Termine waren bis in die frühen Abendstunden ausgebucht. Auch Jörg Peine hat sich selbst ein Bild von den Sorgen der Men- schen gemacht. „Für die Kundinnen und Kunden sind die Nachzahlungen wie auch die hohen Vorauszahlungen ein echtes Problem und sorgen teilweise für schlaflose Nächte. Wir erklären im ersten Schritt, wie die hohen Preise zustande kommen. Dann verstehen die Menschen natürlich, dass wir keine Schuld tragen“, so Jörg Peine. UMWELTBERICHT 2023 89

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Mit individuellen Lösungen haben unsere Beraterinnen und Berater auch direkt Hilfe angeboten. „Wir versuchen zum Beispiel durch Ratenpläne, Tarifoptimierungen oder den Härtefallfonds der RheinEnergie praktische Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Und wir helfen auch mit Energiespartipps weiter, sodass die Betroffenen durch ein- fache Änderungen im Verhalten Energiekosten sparen können“, betont Peine. Vor Ort kam diese schnelle Hilfe sehr gut an – eine Kundin verabschiedete sich bei Jörg Peine mit dem Lob: „Sie haben mir nicht nur geholfen, sondern den Tag wirklich ver- süßt, muss ich sagen. So gelacht wie mit Ihnen habe ich schon lange nicht mehr.“ Beratungen für Hausbesitzer, Gewerbe und Handwerk Auch bei den Kölner Hausbesitzenden und Gewerbetreibenden hat sich der Beratungsbedarf zu verschiedenen Energiethemen angesichts der Energiekrise deutlich erhöht. Deshalb haben wir 2023 damit begonnen, Energieeffizienz-Beratungen für die Mit- glieder des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins und für die Mitglieder der Kreishandwerkerschaft Köln anzubieten. Unsere Expertinnen und Experten geben in individuellen Beratungsterminen Hilfestellung zu den wichtigsten Fragen rund ums Energie- sparen, energetische Sanierung, moderne Heizungssysteme und Erneuerbare Ener- gien. „Der Bedarf war von Anfang an sehr groß. Die Energiekrise hat einen deutlichen Beratungsbedarf bei Hausbesitzenden aus- gelöst, da diese über moderne Heiztechnik und energetische Sanierungen nachdach- ten“, sagt Vertriebsreferentin Iris Hasse. Weitere Fragen ergaben sich aus dem neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG). Viele Menschen sind verunsichert, welche gesetzlichen Regelungen insbesondere in Bezug auf die Anlagentechnik auf sie zukommen werden. Auch das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze ist ein Thema und wirft bei den Kölnerinnen und Kölnern Fragen auf. 90 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Darüber hinaus interessieren sich unsere Kundinnen und Kunden auch für Förder- töpfe der KfW, der BAFA und andere gesetzliche Förderungen zum Thema Haus- sanierung und -modernisierung. „Da die Energiekrise auch den Betrieben schwer zu schaffen macht, sie teilweise in ihrer Existenz bedroht, bieten wir zusätzlich die Optimierung von Energielieferverträgen an und helfen bei der Einsparung von Energie.“ Unsere Kolleginnen und Kollegen unterziehen sich für die kompetente Beratung einem permanenten Lernprozess, denn die Gesetze und Förderbedin- gungen ändern sich sehr schnell. Insgesamt haben wir im Jahr 2023 mehr als 3.600 Energieberatungen durchgeführt – bei Vermietern, Eigentümern, Gewerbe und unseren Kundinnen und Kunden. Wir geben unser Fachwis- Mehr als 3.600 Energieberatungen im Jahr sen in Sachen Energieverbrauch und -einsparung auf Veranstaltungen und in unserem Kundenzentrum, mit telefonischer und persönlicher Beratung sowie in Kooperation mit Verbänden, Interessengemeinschaften, Begegnungs- und Fortbildungszentren weiter. E-Billing Seit dem Jahr 2020 kümmert sich unser Bestandskundenmanagement um die Weiterentwicklung des digitalen Rechnungs- versands. 2020 lagen wir noch bei einer digitalen Ver- sandquote von 12 Prozent – das heißt, 88 Prozent unserer Kundenkommunikation erfolgten analog per Brief. Den Anteil digital versendeter Schreiben konnten wir kontinu- ierlich steigern. Aktuell liegt bei bei über 52 Prozent. So konnten wir allein 2023 auf den postalischen Versand von mehr als zwei Millionen Briefe verzichten. UMWELTBERICHT 2023 91

BILDUNG UND KOMMUNIKATION RheinEnergieStiftungen fördern Umweltbildung Unsere drei RheinEnergieStiftungen Kultur, Familie und Jugend/Beruf, Wissenschaft unterstützen mit ihren Förderprogrammen Projekte im wissenschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich in Köln und der Region. Dabei ist ein wichtiger Aspekt auch die Nachhaltigkeit der angeschobenen Vorhaben. So fördert die RheinEnergieStiftung Jugend/Beruf, Wissenschaft seit März 2022 das Projekt „Urban Gardening und Berufsorientierung“ in der Jugend- werkstatt des Netzwerks e. V. in Nippes. Dort lernen junge Menschen über den Anbau von Gemüse und Obst in Hochbeeten viel über die Herkunft von Lebensmitteln. Im Hauswirtschaftsbereich schließt sich dann die Verarbei- tung der Ernte an. 2023 hat sich das Projektteam zudem auf den Bau eines Insekten- hotels und die Einrichtung eines Komposthaufens in Form eines „Schlüsselloch- beetes“ konzentriert. Die Stiftung unterstützt das Projekt mit insgesamt 64.000 Euro über den Zeitraum von drei Jahren und trägt so dazu bei, dass junge Menschen lernen, den Umgang mit Lebensmitteln mit mehr Bewusstsein und Verantwortung zu gestalten. Dass Umweltbildung und Programmieren gut zusammenpassen, zeigt das seit Januar 2022 von der RheinEnergieStiftung Familie geförderte Projekt „Coding in der Grundschule – IT geht alle an“. Durchgeführt wird das Projekt vom gemein- nützigen Unternehmen codiviti education gUG an Grundschulen in Köln und Leverkusen. Das Ziel: den Zugang zu Technik und Programmieren schon für die Jüngsten in der Gesellschaft einfach gestalten und sie damit für diese zentralen Themen der Zukunft begeistern. 92 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION In den zweitägig stattfindenden Workshops stehen die sogenannten Dash- Roboter im Fokus. Bereits nach einer halbtägigen Einführung programmieren die Kinder die Roboter selbstständig an den zur Verfügung stehenden Tablets. Das Ziel: Die Roboter sollen sich ihren Weg über das Spielfeld – ein inszeniertes „Meer“ aus Teppichquadern – bahnen, Plastikmüll einsammeln und in den dafür vorgesehenen Mülleimer schieben. Denn es geht nicht nur um IT und Technik – alle Workshops sind in Themen des Klima- und Naturschutzes eingebettet, die spielerisch erarbeitet und durch gezielte Lerneinheiten vertieft werden. So entsteht ein Erfolgsrezept, das Kindern nicht nur im frühen Altern wichtige Kompetenzen an die Hand gibt, sondern sie gleichsam für umweltbezogene Probleme und Lösungsansätze sensibilisiert. Die von der RheinEnergieStiftung Kultur geförderte Kölner Theatergruppe WEHR51 hat im Jahr 2023 eine Performance-Reihe unter dem Titel „4Life“ gestartet. Diese will auf die enge Beziehung zwischen Mensch und Natur hinweisen. Jede Folge der Reihe widmet sich einem der vier Elemente: Erde, Wasser, Luft und Feuer. 2023 stand der Baum als Vertreter der Erde im Mittelpunkt. In einer Laborwoche wurde mit Fachleuten, Aktivistinnen und Aktivisten sowie Künstlerinnen und Künstlern die Rechte von Bäumen und Pflanzen und die politischen Dimensio- nen erörtert. Die Fotoausstellung „Revier“ visualisierte die Span- nungen zwischen wirtschaftlicher Ausbeutung und Verteidigung des Lebens. Außerdem wurden in Work- shops kulinarische Baumkräuter-Genüsse erforscht sowie Öle und Naturfarbdrucke aus Pflanzen hergestellt. Im Rautenstrauch-Joest-Museum gab es zwei Wochen lang Performance, Musik, Kochkurse und Workshops rund um das Thema „Baum“. UMWELTBERICHT 2023 93

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Intern EDL-Team präsentiert sich auf Hausmesse Im September 2023 hat sich unser EDL-Bereich „next energy solutions“ mit seinen Angeboten und Projekten auf einer Hausmesse in unserer Hauptverwaltung präsen- tiert. Die Kolleginnen und Kollegen informierten mit Exponaten und Aktionen über die nachhaltigen Lösungen, die wir unseren Kunden aus der Industrie und der Immobilien- wirtschaft bieten und mit denen wir zur Dekarbonisierung der Energieversorgung in Köln beitragen. Egal ob Wärme, Kälte, Druckluft, Dampf, Strom, Lüftungssysteme oder Licht – wir bieten unseren Kunden ein breites Portfolio an nachhaltigen Energie- lösungen an. An fünf Themeninseln in unserem Atrium konnten sich unsere Mitarbeitenden in- formieren, was Contracting ist, wie wir Fernwärme klimaschonend produzieren und wie wir mit Künstlicher Intelligenz unsere Anlagen optimieren. „Ich freue mich sehr, dass wir als ,next energy solutions‘ der gesamten Belegschaft zeigen konnten, wie abwechslungsreich und innovativ unsere Lösungen sind“, sagte Holger Mennigmann, Bereichsleiter Energiedienstleistungen und Fernwärme. Unser EDL-Bereich ist seit 2022 als „next energy solutions“ bundesweit unterwegs und positioniert Bundesweit betreuen wir rund 600 Projekte sich mit nachhaltigen Lösungen für die Energiesysteme der Zukunft. Rund 150 Menschen arbeiten an sieben Standorten oft in intensivem Austausch mit anderen Fachbereichen zusammen. 94 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In ganz Deutschland betreuen wir rund 600 Projekte – von hochspezialisierten Anlagen ab 500 kW bis hin zu Quartieren ab 200 Wohneinheiten. Mit dabei sind zum Beispiel Großkunden wie Ford, wo wir gerade die bestehende Solaranlage in Köln-Merkenich erweitern, und TOYOTA GAZOO Racing Europe, wo wir vor Kurzem Richtfest für eine hochmoderne Kälte- zentrale in Köln-Marsdorf gefeiert haben. Auch für große Immobilienprojekte wie die Stegerwaldsiedlung oder den LESKANPark haben wir schon nachhaltige Lösungen gefunden. Bei den Besucherinnen und Besuchern der Hausmesse kam es auch besonders gut an, dass die EDL-Mitarbeitenden persönlich von ihrer Arbeit berichteten. Für eine Videoserie im Intranet standen fünf Kolleginnen und Kollegen vor der Kamera und zeigten ihren spannenden Arbeitsalltag. UMWELTBERICHT 2023 95

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Neue Bienenvölker für zwei unserer Standorte Wenn es während der Arbeit nach Honig duftet, dann ist das kein Wunder: Wir ermög- lichen mehreren Imkern, ihre Bienenvölker bei uns anzusiedeln. 2023 sind Bienen- völker an unserer Hauptverwaltung am Parkgürtel und an unserem Heizkraftwerks- standort Merheim eingezogen. Auf dem Gelände unserer Wasserwerke Hochkirchen, Westhoven, Refrath und Weiler sowie am Betriebsstandort Holweide und am Heiz- kraftwerk im Ossendorfpark fühlen sich ebenfalls einige Bienenvölker heimisch. Dass der Umzug nach Merheim zustande kam, ist Kraftwerksleiter Ingo Schönfuß zu verdanken. „Die Arbeit mit den Bienen und die nachhaltige Honigproduktion haben mich von Anfang an fasziniert“, sagt er. „Und da wir hier den Platz und die optimalen Gegebenheiten für die Bienen haben, musste ich nicht lange nachdenken.“ Schönfuß hat bereits sehr gute Erfahrungen mit der Imkerei an unserem Heizwerk am Zugweg in der Südstadt gemacht. Und jetzt hat er dafür gesorgt, dass die 80.000 Bienen von Hobby-Imker Pierre Jameson nach Merheim kommen. 96 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Seit Mitte August wohnen in direkter Nachbarschaft zu unserem neuen Fernwärme- speicher zwei Bienenvölker mit jeweils rund 40.000 Bienen. Jedes Volk hat seine eigene Königin. „Hier im linken Kasten, das ist Königin Lilibet, benannt nach Queen Elizabeth“, erklärt der gebürtige Engländer Jameson. „Die andere Königin heißt Agripina, nach der Kölner Stadtmutter.“ In einem dritten, kleinen Kasten zwischen den beiden großen Völkern versteckt sich noch eine dritte Königin ohne Namen. „Mit ihr könnte man einen neuen, dritten Stock aufbauen. Oder sie als Backup nutzen, falls es ein Bienenvolk nicht über den Winter schafft“, sagt Jameson. Den selbst geernteten Honig isst Pierre Jameson zum Teil selbst und verschenkt ihn an Freunde. „Etwa die Hälfte der Ernte gebe ich an die Bienen als Nahrung zu- rück“, erklärt er. „So kommen sie gut über den Winter und können dann im Frühjahr wieder ausfliegen.“ UMWELTBERICHT 2023 97

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Teambuilding mit Biohonig Auch auf dem Gelände unserer Hauptverwaltung am Parkgürtel stehen seit dem Sommer zwei Bienenstöcke. Auf der Wiese zwischen dem Wasserlabor und dem Ausbildungszentrum hat das Team Vertrieb Energiedienstleistungen gemeinsam mit Imker Ralf Heipmann rund 50.000 europäischen Honigbienen eine neue Heimat gegeben. Die Idee hat sich aus einem Teambuilding-Tag im vergangenen Sommer entwickelt, erzählt Initiatorin Isabell Rüttgers. „Wir haben einen Imkerkurs bei der Domimkerei Rommerskirchen gemacht. Um das Ganze fortzuführen und den Teamgedanken weiterzutragen und ein nachhaltiges Projekt zu fördern, haben wir uns entschieden, für ein Jahr ein Bienenvolk zu sponsern.“ Abteilungsleiter Emil Issagholian ergänzt: „Wir wollten uns als Team abseits unseres alltäglichen Projektgeschäfts auf eine neue Erfahrung einlassen. Das Teamevent letztes Jahr hat unsere Neugier geweckt, deshalb wollten wir ausprobieren, ob wir auch eigenen Honig herstellen können.“ Der Honig von Ralf Heipmann ist biozertifiziert, denn der Domimker verwendet nur natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Rasse „Buckfast“ sei „besonders vital“, erklärt er. Selbst gegen den Erzfeind, die Varroa-Milbe, behandelt er seine Bienen nur mit Thymianöl. 98 UMWELTBERICHT 2023

BILDUNG UND KOMMUNIKATION Unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Brandschutz haben unsere jährliche Abfallvermeidungswoche im November 2023 ausgeweitet, um noch mehr wichtige Umweltthemen anzusprechen. Umweltwochen in unserer Hauptverwaltung Wie können wir unsere Umwelt noch besser schützen? Was können wir als Unter- nehmen verbessern? An welcher kleinen Stellschraube kann jeder Einzelne drehen? Antworten auf die zentralen Fragen gab das Team bei einer zweiwöchigen Ausstellung in unserer Hauptverwaltung. Dabei stellte sich RheinStart, unser Förderprogramm für nachhaltige Projekte in unserem Versorgungsgebiet (s. S. 78), vor, es gab Brötchentüten aus recycelten Stoffen und Ideen für alternative und nachhaltige Geschenkverpackun- gen. Die Kolleginnen und Kollegen vom Treffpunkt Solar zeigten, wie jeder die Energie- wende zuhause mitgestalten kann, und gaben Auskunft zu Balkonkraftwerken und Solarmodulen. In Kooperation mit der Initiative „a tip: tap e. V.“ informierten wir über Trinkwasserquartiere und Refill-Stationen. UMWELTBERICHT 2023 99

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SPECIAL REPORT Special Report Seit über 20 Jahren heißt der Energie- und Wasserversorger in Köln RheinEnergie. Im wörtlichen Sinne ihres Unternehmens- namens wird die RheinEnergie in wenigen Jahren am Stand- ort ihres Heizkraftwerks in Köln-Niehl die Wärmeenergie des Rheins nutzen, um damit einen Teil der Gebäude in der Kölner Innenstadt zu beheizen und sie mit Warmwasser zu versor- gen. Wie das funktioniert und warum das gut für die Umwelt ist, erläutern wir in diesem Special Report. Seit der Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz ist das Thema Wärmepumpe im Fokus der Aufmerksamkeit. Dabei ist die Technik, die in einer Wärmepumpe steckt, über 100 Jahre alt. Sie beruht auf dem sogenannten Joule-Thomson-Effekt, wonach Gase sich abkühlen, wenn sie sich entspannen, also Druck verlieren, und sich erwär- men, wenn sie komprimiert, also zusammengepresst, werden. Der deutsche Ingeni- Wir alle haben schon eine Wärmepumpe zuhause eur und Erfinder Carl von Linde machte sich diesen Effekt im Jahr 1895 mit der Erfindung seiner Kompressionskältemaschine zunutze. Diese Maschine, später Kühlschrank genannt, ist heutzutage aus keinem Haushalt mehr wegzudenken. So gesehen haben wir alle seit vielen Jahren eine Wärmepumpe zuhause. Nur dass sie dort nicht heizt, sondern unsere Lebensmittel kühlt. „Die Großwärmepumpe, die wir am Standort Niehl planen, funktioniert wie ein Kühl- schrank, nur andersherum“, erläutert Andreas Bauer, Leiter des Heizkraftwerks- standorts Niehl. 102 UMWELTBERICHT 2023

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SPECIAL REPORT „Während der Kühlschrank die Wärme aus seinem Inneren in die Umgebung abgibt, leitet die Wärmepumpe die Umgebungswärme in ihr Inneres, wo sie mithilfe des Joule- Thomson-Effekts auf ein höheres Temperaturniveau gebracht wird.“ Bei dem Stichwort Umgebungswärme kommt nun der Rhein bzw. dessen Wasser ins Spiel. Dieses fun- giert in der Großwärmepumpe der RheinEnergie als eine sogenannte Wärmequelle. Der Rhein führt über 2.000 Tonnen Wasser pro Sekunde. Von dieser gewaltigen Wassermenge wird die RheinEnergie nur einen Bruchteil (weniger als 0,5 Prozent) durch die Wärmetauscher der Großwärmepumpe leiten. Dort wird dem Rheinwasser ein Teil seiner Wärmeenergie entzogen. Diese Wärme dient dazu, eine Verdampfen, verdichten, entspannen leicht flüchtige Flüssigkeit zum Verdampfen zu bringen. Dieser Dampf wird in einem Verdichter zusammengepresst, wodurch er heiß wird – der Joule-Thomson-Effekt. In einem zweiten Wärmetauscher gibt der heiße Dampf seine Wärme an das Fern- wärmewasser ab. Dieses erhitzte Wasser fließt über das weit verzweigte Rohrnetz der RheinEnergie zu den Kundinnen und Kunden in der Innenstadt. Sobald der Dampf seine Wärme abgegeben hat, wird er flüssig. An dieser Stelle beginnt der Prozess von vorn. Der gesamte Vorgang wird mit elektrischer Energie angetrieben. Das Verhältnis zwischen eingesetzter elektrischer Energie und gewon- nener Wärmeenergie ist äußerst effizient. Unter dem Strich wird die Wärmepumpe für eine Einheit Strom drei Einheiten Wärme erzeugen. Während des Vorgangs wird das Rheinwasser um wenige Grad abgekühlt und zurück in den Rhein geleitet. UMWELTBERICHT 2023 103

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SPECIAL REPORT Ganz nebenbei befreien wir das Wasser von groben Verunreinigungen und wirken zudem der Aufheizung des Rheins entgegen. Zum Schutz von Fischen, Krebsen und weiteren Rheinbewohnern wird ein aufwendiges Schutzsystem installiert. Mit ihren 150 Megawatt (MW) Wärmeleistung, aufgeteilt auf mehrere Aggregate, wird unsere Großwärmepumpe rech- nerisch bis zu 50.000 Haushalte in Köln mit klimaneutraler Fernwärme beliefern. Klimaneutral ist die Wärme, weil der Grüner Europarekord Strom für den Betrieb der Wärmepumpe aus erneuerbaren Quellen kommt. Dank des modularen Aufbaus können wir die Wärmepumpe sehr gut an den schwankenden Wärmebedarf anpassen. Während an kalten Wintertagen alle Aggregate gleichzeitig laufen werden, um Heizungen und Warmwasseraufbereitungen zu versorgen, können wir im Sommer nur ein Aggregat betreiben, mit dem unsere Kunden vornehmlich Warmwasser erzeugen. Nach heutigem Stand wird es die leistungsstärkste Wärmepumpe Europas. Unser Unternehmen plant für die Anlage Investitionen im Umfang von rund 200 Mio. Euro. „Dieses Vorhaben ist erst der Auftakt zu einem langfristigen und umfassenden Programm der Dekarbonisierung – gerade im Wärmesektor“, sagt Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie. 104 UMWELTBERICHT 2023

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SPECIAL REPORT Die Entscheidung, die Großwärmepumpe am Heizkraftwerks- standort Niehl zu bauen, hat mehrere Gründe. Zum einen liegt der Standort direkt am Rhein, was für den beschriebenen Betrieb der Wärmepumpe unerlässlich ist. Darüber hinaus verfügt der Standort über einen Anschluss an das Kölner Niehl bietet die perfekten Bedingungen Fernwärmenetz, da wir von dort aus seit vielen Jahren schon die Kölner Innenstadt mit Fernwärme versorgen. Ein weiterer wichtiger Grund für den Standort ist sein Anschluss an das Hochspannungsnetz, denn die Wärmepumpe benötigt eine gehörige Menge an Strom. Nicht zuletzt ist in Niehl genügend Platz vorhanden, um ein solches Projekt realisieren zu können. Klappt alles wie vorgesehen, kann Europas aktuell größtes Wärmepumpensystem bereits 2027 in Betrieb gehen. Doch nicht nur in Niehl planen wir Großwärmepumpen. Am Heizkraftwerk Merke- nich wird ebenfalls die Möglichkeit einer Großwärmepumpe geprüft. Die Anlage dort soll ihre Wärmeleistung an den Kölner Norden sowie die dortigen Industrie- betriebe abgeben. An unserem ältesten Standort, dem Heizwerk Zugweg in der Kölner Südstadt, wird in den kommenden Jahren ebenfalls eine Wärmepumpe entstehen, die die Wärmeenergie des Grundwassers nutzen wird. UMWELTBERICHT 2023 105

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SPECIAL REPORT Christian Suchak (rechts) begann nach der Promotion im Bereich Materialwissenschaften seine berufliche Laufbahn in der Zement- industrie. Zuletzt war er im Unternehmen Dyckerhoff als Produktions- leiter für das Zementwerk in Luxemburg tätig. Seit Dezember 2023 arbeitet er in unserer Kraftwerksplanung. Alexander Felk (links) war nach seinem Studium an der Fachhoch- schule Aachen i: Bereich „Energy Systems“ zunächst als Fachpro- jektleiter im Anlagenbau bei der Firma Steinmüller und anschließend auch dort als Abteilungsleiter Project Engineering tätig. Seit Oktober 2023 ist er Teil unseres Teams Kraftwerksplanung. Für die Umsetzung der Energie- und Wärme- wende hat unser Unternehmen eine Reihe von Projekten angestoßen, allen voran die Großwärmepumpe am Standort Niehl. Für ihre Umsetzung benötigen wir gut ausge- Die Energiewende aus der ersten Reihe miterleben bildete und motivierte Kolleginnen und Kollegen. In unserer Kraftwerksplanung sind Ende 2023 zwei neue Kollegen gestartet. Was hat euch bewogen, euch bei der RheinEnergie zu bewerben? Alexander Felk: Ich wollte zu einem Betreiber von Kraftwerken wechseln – und da ich seit Langem schon in Köln wohne, stand die RheinEnergie als Betreiber ganz oben auf meiner Liste möglicher Arbeitgeber. Mich reizt an dem Job, dass ich das, was ich vorher geplant habe, später auch im Betrieb erleben kann. Damit kann ich mich viel stärker mit dem, was ich mache, identifizieren. Zudem finde ich es span- nend, die klimafreundliche Zukunft einer gesamten Stadt zu gestalten. Christian Suchak: Ich war über zehn Jahre in der Zementbranche tätig. Für mich war irgendwann der Punkt erreicht, an dem ich mit meiner Arbeit nicht mehr hauptsächlich neue CO2-Emissionen verursachen, sondern diese vielmehr reduzieren wollte. Aus privaten Gründen hat es mich nach Köln verschlagen und ich war dann auf Jobsuche. Kraftwerkstechnik hat mich schon immer interessiert und dann habe ich die spannende Stellenausschreibung zur Dekarbonisierung bei der RheinEnergie gefunden. 106 UMWELTBERICHT 2023

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SPECIAL REPORT Welche Projekte betreut ihr bei der RheinEnergie? Alexander Felk: Meine Hauptaufgabe ist die Planung der Großwärmepumpe am HKW Niehl. Christian Suchak: Ich arbeite an einer Machbarkeitsstudie für den Bau einer weiteren Großwärmepumpe. Zudem verantworte ich das Vorprojekt für den möglichen Bau einer Solarthermie-Anlage. Außerdem unterstütze ich die Kollegen beim Projekt für den Bau der Großwärmepumpe am Heizkraftwerk Niehl. Was fasziniert euch an eurer Arbeit? Alexander Felk: Bei der Großwärmepumpe in Niehl ist es faszinierend, den ge-samten Projektablauf – von den ersten Ideen über die Genehmigung, den Bau und die Inbetriebnahme bis hin zum laufenden Betrieb – mitzuerleben. Dieses Gesamtpaket hat man im klassischen Anlagenbau selten. Außerdem bekomme ich die Möglichkeit, unsere Energiewende aus der ersten Reihe zu erleben und aktiv mitzugestalten. Christian Suchak: Bei mir ist es ähnlich: Ich finde die Vielfältigkeit der Projekte sehr spannend. Man hat neben der klassischen Technik auch mit Naturschutz oder mit juristischen Themen zu tun. Wir planen nicht nur irgendwas für die Schublade, sondern werden das, was wir vorher geplant haben, auch im Betrieb sehen. Was sind die Herausforderungen bei eurer Arbeit? Alexander Felk: Beim Projekt Großwärmepumpe ist es natürlich die Größe. Hier alle Schnittstellen zu überblicken, wird eine Riesenherausforderung für unsere Abteilung. Christian Suchak: Bei meinen Projekten ist das Herausfordernde, dass wir die Anlagen, die wir planen, in das bestehende System integrieren müssen. Wir planen also nicht auf der grünen Wiese. Die Erzeugung – ob Strom oder Wärme – muss immer ungestört weiterlaufen. UMWELTBERICHT 2023 107

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UMWELTDATEN Umweltdaten Energieerzeugung Die zuverlässige Versorgung unserer Kunden mit Gas, Strom, Wärme und Dampf stellen wir sowohl durch Eigenerzeugung als auch durch Fremdbezug sicher. Zur Energieerzeugung verfügen wir über vier Heizkraftwerke, die neben Strom auch Fernwärme für die fünf Kölner Wärmenetze (Neue Stadt/Bocklemünd, Innenstadt/ Deutz, Merheim, Weiden und Junkersdorf) produzieren. Darüber hinaus betreiben wir rund 490 dezentrale Nahwärme-Contracting-Projekte. Mit einem Anteil von 88 Prozent setzen wir als Brennstoff überwiegend Erdgas ein, gefolgt von Wirbelschichtbraunkohle mit einem Anteil von 11 Prozent. In Block- heizkraftwerken wird außerdem auch Biomethan mit einem Anteil von 0,7 Prozent eingesetzt. Heizöl und Pellets werden nur in sehr geringen Mengen genutzt. Primärenergieeinsatz 2022 2023 85,9 % Erdgas 88,2 % Erdgas 12,8 % Wirbelschichtbraunkohle 10,6 % Wirbelschichtbraunkohle 0,7 % Biomethan 0,5 % Heizöl 0,7 % Biomethan 0,4 % Heizöl 0,1 % Pellets Mit einem Brennstoffeinsatz von knapp 7.200 GWh betrug die Endenergieerzeugung im Jahr 2023 rund 4.800 GWh. Hiermit wurde überwiegend Strom erzeugt (61,0 Pro- zent). Hinzu kommen Fernwärme (36,0 Prozent) und Prozessdampf (2,4 Prozent). Darüber hinaus wurden in einem geringen Anteil Druckluft (0,7 Prozent) und Kälte erzeugt (0,5 Prozent). 110 UMWELTBERICHT 2023

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UMWELTDATEN Energieabgabe 2022 2023 60,5 % Strom 35,1 % Fernwärme 2,6 % Dampf 0,7 % Druckluft 1,1 % Kälte 60,8 % Strom 35,7 % Fernwärme 2,4 % Dampf 0,7 % Druckluft 0,5 % Kälte Je effizienter Brennstoffe zur Erzeugung von Strom, Dampf und Wärme eingesetzt werden, desto geringer sind die freigesetzten Emissionen in Relation zur erzeugten Endenergie. Wir betreiben unsere Heizkraftwerke in gekoppelter Kraft-Wärme-Er- zeugungstechnik. Primärenergie- einsparung durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme in unseren Heizkraftwerken spart signifikante Brennstoffmengen ein. Unserer Primärenergieeinsparung liegt jene Primär- energie in GWh zugrunde, die durch unsere KWK-Produktion von Strom, Wärme und Dampf gegenüber der Produktion der gleichen Energiemenge in weniger effizienten Kraftwerken ohne Kraft-Wärme-Kopplung eingespart werden kann. Dank der gemeinsamen Erzeugung von Strom und Wärme in unseren großen Heiz- kraftwerken sparten wir – im Vergleich zu getrennter Erzeugung – im Berichtsjahr 2.100 GWh ein. Mit dieser Energiemenge ließen sich etwa 230.000 Wohnungen mit einer Fläche von je 70 m² für ein Jahr beheizen. Primärenergieeinsparung durch KWK (in GWh/a) 2023 2022 2021 2020 2019 2.104 2.121 3.206 3.467 3.946 UMWELTBERICHT 2023 111

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UMWELTDATEN Die betriebliche Abfallbilanz sichert uns einen genauen Überblick über Menge, Abfall Herkunft und Verbleib der bei uns angefallenen Abfallmengen. Im Berichtsjahr fielen in unserem Unternehmen insgesamt folgende Abfallmengen an: Gefährliche Abfälle 2022 2023 98,9 % verwertet 1,1 % beseitigt 2.050 t 92,2 % verwertet 7,8 % beseitigt 1.751 t Nicht gefährliche Abfälle 2022 2023 100 % verwertet 0 % beseitigt 10.472 t 99,7 % verwertet 0,3 % beseitigt 9.180 t Weiterhin fielen 2023 folgende Großfraktionen an: Abfallarten (2023) Aschen und Filterstäube aus der Kohlefeuerung Bodenaushub Bituminöser und teerhaltiger Straßenaufbruch Metallschrott Elektroschrott Papier, Pappe und Kartonagen Grünschnitt 7.039 t 6 t 1.299 t 622 t 405 t 204 t 52 t Die oben genannten Hauptabfallfraktionen ergaben insgesamt einen Anteil von 88 Prozent an der Gesamttonnage im Jahr 2023. UMWELTBERICHT 2023 113

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UMWELTDATEN Gefahrgut Flächennutzung Die Beförderung von Gefahrgut ist mit zahlreichen Sicherungspflichten und -maß- nahmen verbunden, damit gewährleistet ist, dass weder Menschen und Umwelt noch Sachgüter im Transportumfeld beeinträchtigt werden. Gefahrguttransport 2022 2023 699,0 t Eigentransport 853,3 t Eigentransport 192,0 t Transport durch Dritte 237,9 t Transport durch Dritte 891,0 t 1.091,2 t Wir geben hier an, welcher Anteil der im Namen unseres Hauses transportierten Güter von uns selbst transportiert wird und welchen Anteil wir an Dritte zum Transport übergeben. Der abgegebene Anteil besteht überwiegend aus brenn- baren Flüssigkeiten und entzündlichen Feststoffen aus dem Abfallbereich. Die Gesamtfläche unserer Grundstücke ist über die Jahre konstant geblieben. Die Aufteilung ist im Folgenden dargestellt: Flächennutzung 81,8 % land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen 11,0 % gewerblich genutzte Flächen 7,2 % verpachtete Flächen 2023 114 UMWELTBERICHT 2023

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UMWELTDATEN Wir fördern das Trinkwasser für Köln und Umgebung in acht Wasserwerken aus Wasser Grundwasser und Uferfiltrat (in unmittelbarer Rheinnähe gewonnenes Grundwasser). Dabei ist unsere Trinkwasserversorgung auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. So fördern wir nicht mehr Wasser, als sich jährlich erneuert. Mit rund 2.000 Messstellen überwachen wir das Grundwasser hinsichtlich Menge und Qualität. Die Entnahme zur Trinkwasser- gewinnung hat keine nachhaltige Absenkung des Grundwasserspiegels zur Folge. Das so geförderte Wasser wird aufbereitet, analysiert und unseren Kunden zugeleitet. Wasserbedarf (Förderung) 2022 2023 78,8 % Kühlwasser 20,7 % Trinkwasser 76,0 % Kühlwasser 19,7 % Trinkwasser 0,5 % Betriebswasser 4,3 % Betriebswasser 403.919.691 m 419.728.671 m Darüber hinaus fördern wir Betriebswasser, das wir Industrie- und Gewerbekunden für betriebliche Zwecke zur Verfügung stellen. Seit der Inbetriebnahme unseres Heiz- kraftwerks Niehl 3 nimmt die Kühlwasserförderung den nunmehr größten Teil der Wasserförderung ein. Kühlwasser gewinnen wir zu einem großen Teil aus Rheinwasser, das wir in unserem Niehler Heizkraftwerk in der Durchlaufkühlung einsetzen. In unseren anderen Heizkraft- werken wird Kühlwasser in Form von Grundwasser bzw. Uferfiltrat verwendet. UMWELTBERICHT 2023 115

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ANHANG Anhang Abkürzungsverzeichnis a Jahr AGFW Arbeitsgemeinschaft Fernwärme BHKW CO CO2 DGNB DVGW EMAS Blockheizkraftwerk Kohlenmonoxid Kohlendioxid Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. EG-Ökoaudit-Verordnung (Eco-Management and Audit Scheme) FNN/VDE Forum Netztechnik / Netzbetrieb GEG GuD GWh HKW kWh KWK LIS m3 MW MWh MWp NOx PV SO2 t Gebäude-Energie-Gesetz Gas- und Dampfturbine Gigawattstunde Heizkraftwerk Kilowattstunde Kraft-Wärme-Kopplung Ladeinfrastruktur im öffentlichen Straßenraum Kubikmeter Megawatt Megawattstunde Megawattpeak Stickoxide Photovoltaik Schwefeldioxid Tonne 118 UMWELTBERICHT 2023

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ANHANG Herausgeber: RheinEnergie AG, Parkgürtel 24, 50823 Köln Impressum Verantwortlich: Abteilung Umweltschutz und Arbeitssicherheit Gestaltung: Abteilung Unternehmenskommunikation Fotonachweise: Archiv RheinEnergie AG Park One GmbH Rheinmetall AG Claudia Radzuweit Andreas Langos Holger Mennigmann Martina Goyert Regina Fischbein neska Schiffahrts-und Speditionskontor GmbH Häfen und Güterverkehr Köln AG Toyota Michael Bause Thilo Schmülgen Marvin Spieß Getty Images Adobe Stock Birgitta Petershagen Fotografie Fotografie Joachim Rieger Jörg Schmitter Ralph Kruppa Martin Stiehl Christian Hesselbach Ingo Heine Adwing / Guido Wittenhagen Christian Knieps BioCampus Cologne Coelln Coloer Felix Gerdes WP Ingenieurbau WienEnergie / Max Kropitz Wien Energie / Johannes Zinner Tim Rusyn TankE GmbH Juni 2024 UMWELTBERICHT 2023 119

Vorwort

Inhalt

RheinEnergie und Umweltschutz

Unternehmen

Umweltschutz- und Energieleitlinien

Die Historie des Umweltschutzes der RheinEnergie

Managementsysteme

Aktuelles aus dem Umweltschutz

Energie

Technik

Mobilität

Wasser

Kooperation

Bildung und Kommunikation

Extern

Intern

Special Report

Umweltdaten

Anhang