7 ” Das Unbewusste im 21. Jahrhundert“ Das Thema der Psychodynamischen Tage auf Langeoog 2016 In den letzten drei Jahrzehnten lässt sich in der Psychoanalyse ein zunehmender Trend nachweisen, sich nicht nur mit symbolisch repräsentierten und verdrängten Erinnerungen bzw. Mustern von Beziehungen zu beschäftigen. Stattdessen wenden sich Analytiker und Therapeuten intensiv auch solchem seelischen Material zu, das nie psychisch auf der Ebene von Erfahrungen oder Fantasien repräsentiert wurde und sich auf andere Weise in der therapeutischen Beziehung zeigt, z. B. in Form von Enactments, nonverbalen Modi von Objektbeziehungen und Somatisierungen. Im heutigen Pluralismus psychoanalytischer Theorien beste- hen zwei unterschiedliche Auffassungen vom Konzept des Unbewussten: Das Unbewusste ist nicht mehr nur der Ort verdrängter Triebrepräsentanzen, wie Freud es uns gelehrt hat, sondern auch ein Ort dissozi- ierter, nicht verbalisierbarer Selbstzustände. Im Mittelpunkt dieser Tagung soll deshalb das implizite Unbewusste stehen. Die damit verbundenen Konzepte fußen auf den Erkenntnissen der Gedächtnispsychologen und Neurowissenschaftler seit den 1970er Jahren. Es wird vor allem im Zusammenhang mit Krankheitsbildern, darunter auch psychotischen und psychosomatischen Störungen, thematisiert. Frühe Entwicklungstraumatisierungen, besonders solche, die ihren Ursprung vor der Sprachentwicklung haben, werden dabei diskutiert. Darin ist eine entscheidende Weiterentwicklung der Freud‘schen Theorie zu sehen: „Jetzt war es nicht mehr das Verdrängte, das unter Verneinung, Verdichtung oder Verschiebung seelisch Verborgene, das aufgedeckt werden sollte, sondern es ging um ein negatives Universum der Leere und Löcher […]“ (Bohleber). Eine solche mehrperspektivische Sicht auf das Unbewusste bewahrt uns davor, dass in Zeiten der Fokus- sierung von Strukturpathologien und strukturbezogenem therapeutischen Vorgehen das Unbewusste in den Hintergrund gerät und wir unser Interesse allzu sehr auf bewusste und bewusstseinsnahe gestörte Fähigkeiten und Probleme der Patienten konzentrieren. Genau diesen verschiedenen Facetten des Unbe- wussten sind die PdT Langeoog 2016 gewidmet. In einem geschützten und zugleich offenen Raum, wie ihn die Insel Langeoog bieten kann, werden aktuelle Konzepte und Theorien, klinische Zugänge, Haltungen, Strategien und Techniken im Umgang mit dem Unbewussten thematisiert und in kleinen Gruppen diskutiert. 7 Zertifizierung b. d. Psychotherapeuten- kammer Niedersachsen beantragt