9 Neuere Konzeptionen des Unbewussten Ihre Bedeutung für die psychoanalytische und psychotherapeutische Praxis Unser heutiges Verständnis des Unbewussten hat sich gegenüber Freuds Konzeption beträchtlich erweitert. Gegenüber dem dynami- schen Unbewussten ist in der letzten Zeit die Bedeutung des nicht- verdrängten impliziten Unbewussten vielfältig erforscht worden. Damit traten die frühen nonverbalen Objektbeziehungen in den Vordergrund, die sich als Repräsentanzen, als körperlich verankerte senso-motorische Koordinationen, als Interaktions- und Handlungsschemata, als Fantasien und Erwartungen im Unbewussten niedergeschlagen haben. Das hat Konsequenzen für die Behandlungstechnik, denn nun stellte sich vermehrt die Frage, wie eine Repräsentation der nicht-repräsentierten seelischen Zustände und Aktionen (Enactments u.a.) befördert werden kann. Der Begriff der Gegenübertragung wurde erweitert, um die impli- zite Regulierung der intersubjektiven Beziehung zwischen Analytiker und Patient besser zu erfassen. Diese theoretischen und klinischen Entwicklungen in der derzeitigen Psychoanalyse werden im Vortrag dargestellt und in ihrer Bedeutung diskutiert. Widerstand und Abwehr Zugänge zum Unbewussten Die heute in der Psychoanalyse als „Widerstand“ bezeichnete Denkfigur wurde von Freud entwickelt und von Reich und Bion weiter präzisiert. Schon Freud formulierte den Grundsatz, dass der Widerstand die ge- samte Behandlung begleitet. In der Auseinandersetzung mit dem Wider- stand des Patienten wurden allerdings auch Übertragung und (später) Gegenübertragung entdeckt. Das Verhältnis zwischen „Widerstand“ und „Abwehr“ blieb unklar, beide wurden oft synonym verwendet. Der begrenzte Abwehrbegriff Freuds wurde später durch Anna Freuds Systematik der Abwehrformationen erweitert, die bis heute nicht nur klinisch, sondern auch in der Forschung benutzt wird. Der Vortrag beschäftigt sich sowohl mit der historischen Entwicklung und dem gegenwärtigen Stand der Konzepte als auch mit ihrer klini- schen Umsetzung, insbesondere den neueren Veränderungen in der strukturorientierten Therapie (Positivierung der Abwehr) und der Supervision (Widerstandslust). Mo. Di. Dr. phil. Dipl.-Psych. Werner Bohleber Psychoanalytiker in eigener Praxis, Frankfurt am Main, Lehranalytiker der DPV Prof. Dr. phil. Inge Seiffge-Krenke Psychoanalytikerin(DPV/IPV), Supervisorin, Professorin für Entwicklungspsychologie. www.pdt-langeoog.de Haupt- vortrag Haupt- vortrag