Dülmen historisch Ein Gang durch die Stadtgeschichte von Dr. Stefan Sudmann – Stadtarchiv Dülmen Das Kriegerehrenmal für die Dülmener Gefallenen des Ersten Weltkriegs von 1925 Teil 8: Dülmen im Ersten Weltkrieg Die Versorgungslage Wenn auch die Situation in Dül- men, und im agrarisch geprägten Münsterland, nicht so angespannt war wie in größeren Städten oder in den Ballungsräumen, so war doch die schlechte Versorgungssituation auch hier eines der größten Proble- me für die Menschen während des Ersten Weltkriegs. Problematisch war vor allem die Situation der, auswärts in den Nach- barkreisen Recklinghausen und Lü- dinghausen beschäftigten, Bergleute aus Dülmen, die ihre Brotkarten an ihrem Arbeitsplatz erhielten ~ und dass, aufgrund der Bestimmung von Mai 1915, Dülmener Bäcker Brot nur gegen Dülmener Karten herausge- ben durften ~ an ihrem Wohnort kein Brot kaufen konnten. An ihrem Ar- beitsplatz war ihnen dies, aufgrund der Ladenöffnungszeiten, ohnehin kaum möglich. Erst drei Monate später konnte das Problem gelöst werden, als der Kreis Recklinghausen den Bäckern im Kreis Coesfeld Mehl zur Verfügung stellte, und nun auch die Dülmener Bergleute wieder in Dülmen Brot kaufen konnten. Die Kinder der Bergleute wurden ebenfalls zum Zankapfel zwischen Dülmen und Recklinghausen, bis 1916 schließlich vereinbart wurde, dass die Stadt Recklinghausen sich an den Kosten zur Unterstützung dieser Kinder finanziell beteiligte. Kriegswirtschaft Die heimische Industrie wurde schon direkt zu Beginn des Krieges mit Schwierigkeiten konfrontiert, da Bahnladungen mit Textilgütern zugunsten kriegswichtiger Materi- alien zurückgestellt wurden. So gab es Anfang September 1914, durch Garnmangel, nicht mehr genug Arbeit für die Beschäftigten. Jedoch gelang es der Firma Bendix, dem größten Arbeitgeber der Stadt, durch die Herstellung von Uniformen die Produktion im Krieg weitgehend aufrecht zu erhalten. Die Weberei Ketteler musste dagegen zeitweise Kurzarbeit anmelden, und die Firma Leeser im März 1917, aufgrund von Kohlemangel, die Arbeit vorüberge- hend einstellen. Im März 1917, galten 41 der 51 Dül- mener Betriebe als kriegswichtig. Insgesamt war die Lage der Dülme- ner Wirtschaft und der Dülmener Unternehmen, im Vergleich zu Westfalen, insgesamt relativ gut; wie auch der Bürgermeister nach dem Krieg in seinem Rückblick konsta- tierte. Schon bald nach dem Kriege, konnten die meisten Dülmener Betriebe ihre Vorkriegszahlen wieder erreichen, oder sogar übertreffen. Die Schulen im Krieg Auch das schulische Leben änder- te sich schnell mit Kriegsbeginn. Ältere Schüler wurden freigestellt, um bei Erntearbeiten die, als Sol- daten eingezogenen, Arbeitskräfte zu ersetzen. Im Herbst 1916 wurden, für die Mitarbeit der Schüler bei der Kartoffelernte, die Herbstferien ver- längert. Im folgenden Winter wurde, zur Einsparung von Heizmaterial, die Schließung der Schulen für mehrere Wochen verordnet. Das neue Gymnasium konnte zwar 1916, trotz kriegsbedingter Verzöge- rung, das Schulgebäude beziehen; doch wurde die Schule durch die Un- terbringung von Kriegsgefangenen und Wachmannschaften, in zwei der Turnhalle bereits 1915 fertiggestell- ten Klassenzimmer, belastet. Viele Abiturienten gingen an die Front, zwölf von ihnen ließen dort ihr Leben. Auch Lehrer wurden ein- gezogen. Gerade hier waren ~ im Ge- gensatz zu Arbeitern in kriegswich- tigen Betrieben ~ die Gesuche um Zurückstellung wenig erfolgreich; denn es galt als recht einfach, eine Vertretung zur Aufrechterhaltung des Unterrichts zu finden. Hinweis: Eine ausführliche Darstel- lung Dülmens im Ersten Weltkrieg finden Sie in dem kürzlich erschiene- nen und im Stadtarchiv erhältlichen Buch »Das Jahr 1914: Deutsch-fran- zösische Partnerstädte erinnern an den Ersten Weltkrieg«. Nächste Folge: Dülmen in der Wei- marer Republik 13 Dülmen Live