Also, ich bin ja auf die Idee gekommen, dich zu interviewen, weil ich neulich bei Karstadt war und da deine Sachen hängen gesehen habe – deine Kollektion, kann man das so sagen? Ich weiß nicht, wie viel du davon selber machst, mit der Herstellung etc. Im Moment mach ich wenig selber, das ist ja die- ser Punkt, wo ich in Zukunft hin will, ausschließ- lich designen. Wenn du selbstständig bist, so als Einzelunternehmen, musst du den Laden bezah- len, genauso die Miete zu Hause, außerdem eine Krankenversicherung und am besten noch etwas Geld fürs Alter zurücklegen. Also habe ich solche festen Kosten, die jeden Monat erst einmal durch meinen Verdienst rein- kommen müssen, ja eigentlich wie ein Gehalt, das ich bei ‘nem Job kriegen würde. So viel muss ich damit verdienen. Und das schaff ich darüber, dass ich die T-Shirts einkaufe, bedrucke und ver- kaufe. Zwar mit meinen Designs, aber das wür- de ich nicht schaffen, wenn ich die T-Shirts jetzt auch noch selber nähen würde. Es gibt ja noch genug andere Sachen zu tun, nämlich den Ver- trieb. Also alles verschicken, Rechnungen schrei- ben, auch Buchhaltung. Da bleibt dann so wenig Zeit zum Nähen. Das ist so schade, denn das ist das, was ich eigentlich machen will. Ich bin an einem Punkt, wo ich Geld in die Hand nehmen und sagen muss: So, das pack ich jetzt hier in meine Arbeit. Das ist ja auch ein Schritt, der ein Risiko birgt, das man eingehen muss. Es ist aber auch so: Klar, freu ich mich, wenn ich auf der Straße jemanden sehe, der mein Shirt trägt. Es ist ja immerhin schon mal mein Design und darauf kann ich ja ruhig stolz sein. Für den Spruch habe ich bisher super viel Auf- merksamkeit gekriegt in der Presse. Mir wurde bestätigt, dass ich da den Zeitgeist erkannt hätte und das ist dann auch etwas, was ‘ne Designerin ausmacht: Wenn man es schafft, etwas zu entwi- ckeln, was die Leute wirklich gerade haben wol- len. Nun möchte ich aber dahin, dass man sagt: Ok, mehr eigenes Design, das habe ich schließ- lich gelernt! Mit dem Slogan „Is mir egal, ich lass das jetzt so!“ bist du ja bekannt geworden. Wie bist du auf den gekommen? Also, ich war ja drei Jahre auf der Modeschule ESMOD und die war richtig hart. In dieser Zeit hatte ich praktisch gar kein Sozialleben mehr. Nebenher musste ich noch arbeiten, weil das ja alles auch Geld kostet, die ganzen Materialien und so. Meine Eltern haben’s jetzt nicht dicke… und irgendwann war dann der Punkt, wo ich mir so dachte: Okay, jetzt habe ich das Gefühl, es wird langsam echt unmenschlich. Weißt du, wenn du so morgens um vier noch immer da sitzt und nähst, weil du am gleichen Tag um neun Uhr die Arbeit abgeben musst, dann denkst dir so: Oh nein, jetzt hast du dich gerade doch noch einmal vernäht, du müsstest es eigentlich wieder auftrennen aber sagst dir dann: „Nee, ist mir egal, ich lass das jetzt so!“ Dieser positive Antiperfektionismus, der bedeu- tet auch mal: Selbstbewusst zu sein und zu sagen: Nee, ich mach jetzt nicht jeden Dreck, den ihr sagt. Irgendwo muss halt auch mal Schluss sein. Wie war denn so dein Werdegang? Abitur in Berlin, bin in Schöneberg geboren und aufgewachsen in Lichtenrade, dann da aufs Gymnasium. Nach dem Abi bin ich auf die ES- MOD gegangen, das ist eine private Modeschule in Kreuzberg. Dann war ich ein Dreivierteljahr in New York, habe da als Assistenzdesignerin in zwei kleinen Firmen gearbeitet, weil die erste ziemlich schnell Pleite gegangen ist. Ja, dann bin